Der «Blick» titelte am 11. November «Hier stecken sich die meisten mit Corona an». Im Inhalt berief sich die Boulevard-Zeitung auf eine Studie aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Diese kam zum Ergebnis, dass vor allem Restaurants, Cafés und Fitnessstudios als sogenannte «Superspreader»-Orte fungieren. «Solche Aussagen schaden uns. Es wurde nur gemessen, wo sich die Menschen aufgehalten haben und nicht, wo sie sich angesteckt haben», sagt Sonja Aebischer nachdrücklich, während sie in der leeren Fitnesshalle in Flamatt sitzt. Es ärgert sie, dass nicht differenziert wird, was Schliessungen angeht: «Es wird nicht berücksichtigt, wie hoch ein Raum ist oder wie viel Fläche zur Verfügung steht. Wir haben im Schnitt ca. 25 Personen gleichzeitig im Training, was für jeden eine Fläche von 40 m² bedeutet. Dazu noch mindestens ein Trainer auf der Fläche, der alles überwacht.»
Sie habe Mühe damit, dass man den ganzen Sommer Zeit hatte, sich mit der Thematik zu beschäftigen, da anzunehmen war, dass im Herbst eine zweite Welle kommt. «Wir haben uns bereits während dem ersten Lockdown vorbereitet und wie andere, viel Zeit und Geld ins Schutzkonzept investiert. Als es hiess, dass wir schliessen müssen, war mein erster Gedanke, dass wir im Namen des Gesundheitstrainings Aufmerksamkeit erlangen müssen», erklärt Aebischer weiter. Denn man biete Leuten, die Selbstverantwortung übernehmen, eine Plattform, um aktiv etwas für ihre Gesundheit, insbesondere das Immunsystem, zu tun.
Weiter wolle man die Wirtschaft abfedern. Die Einstellung derjenigen, denen «das Wasser bis zum Hals steht», und die der Meinung sind, man solle lieber geschlossen bleiben, da dann Kurzarbeitgeld bezahlt wird, findet sie fragwürdig. Schliesslich habe man nun jahrelang an einem besseren Ansehen gearbeitet: «Wir Gesundheitsanbieter sind systemrelevant in unserem Bereich.» Daher wolle «Schneider Gesundheit» auch das Risiko eingehen und aufmachen, wenn es erlaubt wird. Schliesslich geht es um die Botschaft: «Wir haben hier eine Plattform für euch, dass ihr gesünder werden oder bleiben könnt.» Alle Gesundheitscenter in der Schweiz sollten den Leuten die Möglichkeit zum gezielten Training bieten können, denn der Schaden wäre sonst auf längere Sicht grösser. «Viele Menschen sind auf gezieltes Training angewiesen. Wenn sie nicht trainieren können, werden sie krank, es kommt zu Operationen und zu weiteren Arztkosten. Unter anderem arbeiten wir auch mit Physiotherapeuten zusammen. Ohne Training könnten Patienten hier sogar pflegebedürftig werden. Das hat langfristig gesehen auch grosse Auswirkungen auf die Krankenkassenkosten.»
Schon vor der Schliessung stellte Sonja Aebischer beim BAG und beim Kanton den Antrag, dass das Schutzkonzept von «Schneider Gesundheit» überprüft und angenommen wird. Inzwischen hat sie sich an den Staatsrat gewandt: «Ich habe ihnen Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Falls diese nicht ausreichen, haben wir uns weitere überlegt. Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, was möglich ist.» Der Staatsrat antwortete, man wisse, dass es für die Wirtschaft momentan nicht leicht sei, sich eine Stimme zu verschaffen Darum sei die Weiterleitung solch konkreter Fälle wichtig.
«Oktober und November sind unsere umsatzstärksten Monate. Die fallen weg. Diese Verluste können wir gar nicht mehr aufholen, auch wenn der Kanton Freiburg nun 90% Kurzarbeitgeld bezahlt, wofür wir sehr dankbar sind. Aber ich möchte eine Differenzierung erreichen», erklärt die Schwarzenburgerin. Mehr Gelder seien schön, aber ihre Philosophie «von Gesundheit anbieten» wird nicht widergespiegelt. «Unser Ziel ist es, dass jemand hierherkommt, es anschaut und abnimmt. Mehr will ich nicht. Aber es kommt niemand. Jeder Tag ist wichtig für uns. Jeder Tag, der verstreicht, ist verloren.»
Auf den sozialen Medien kommunizierte «Schneider Gesundheit», dass man den Antrag eingereicht habe. «Es kamen unzählige positive Reaktion. Die Leute merken, dass ihnen das gezielte Training guttut, dass ihnen was fehlt», erläutert die Geschäftsleiterin und vergleicht: «Hier trainieren gesundheitsbewusste Menschen, die verstanden haben, dass Gesundheit wichtig ist. Sie befassen sich mit der Thematik: Bin ich fit oder bleibe ich zu Hause? In den Supermarkt dagegen geht jeder, denn alle müssen einkaufen. Also warum hier zumachen, wo die Leute auf das Thema sensibilisiert sind?»
Wie schon im Artikel auf den Seiten 8 und 9 geschrieben, betont Sonja Aebischer noch einmal, dass man zwischen Bewegung und gezieltem Training unterscheiden müsse: «Die Zeiten von Jane Fonda sowie Bauch, Beine und Po sind bei uns nicht mehr aktuell. Man weiss, dass Krafttraining wichtiger für das Herz-Kreislauf-System ist als Ausdauertraining. Es sind gesunde Organe erforderlich, um die Muskulatur mit dem zu beliefern, was sie braucht.» Es gehe nicht nur um die Leute, die sowieso schon fit sind, sondern vor allem um die, welche noch nicht so trainiert sind. Denen es nicht einmal möglich ist, zu Hause mit ihrem eigenen Gewicht zu trainieren. Bei ihnen ist es sehr wichtig, dass jemand da ist, der sie begleitet und coacht. «Daher müssen wir zusammenstehen, als Gesundheitsanbieter wahrgenommen werden und das Allerwichtigste, wir müssen für die Leute da sein.»