Sternenberg – der Name steht für zwei 10 km voneinander entfernte Burgen dieses Namens. Die eine in der Scherliau in Köniz, die andere oberhalb von Landstuhl in Neuenegg. Ausserdem verbindet sich mit dem Namen ein bernisches Landgericht des Ancien Regime. Die Burgen waren im Hochmittelalter im Besitz eines Grafengeschlechts, das sich einmal «von Sternenberg», ein anderes Mal «von Laupen» nannte. Das ist typisch für diese Zeit und markiert einen Umbruch für den Adel. Zuvor, im Frühmittelalter, waren Adlige in Clans organisiert und es gab weder Geschlechter noch Geschlechtsnamen. Wenn in einer Urkunde ein Ulrich von Sternenberg, in einer anderen ein Ulrich von Laupen erwähnt war, dann war damit gemeint, dass dieser die eine Urkunde auf Sternenberg ausgestellt hatte, die andere auf Laupen. Das begann sich im 12. Jahrhundert zu ändern – allmählich entstanden Adelsgeschlechter, die sich nach ihrer Stammburg nannten.
Grafen von Sternenberg
Man weiss wenig von diesen Grafen von Sternenberg. Sie sind zwischen 1130 und 1241 fassbar und waren enge Gefolgsleute der Herzöge von Zähringen. Einer von ihnen, Ulrich, hatte vor 1215 die Kirche von Oberbalm gegründet. Man geht davon aus, dass die nahe gelegene bernische Burg Sternenberg Stammsitz der Grafen war. Sie waren ausserdem Inhaber der Landgrafschaft «Burgund jenseits der Aare», die sie wohl von den Zähringern verliehen bekommen hatten. Landgrafschaften waren Verwaltungsbezirke des Heiligen Römischen Reiches. Ihre ursprünglichen Aufgaben waren die Sicherung des Landfriedens und das Gerichtswesen für Freie. Sie waren in Landgerichte unterteilt, wobei jedes von ihnen mehrere mit Galgen versehene Dingstätten oder Landstühle, also Versammlungsorte, zählte. Am Landtag wurden Kapitalverbrechen beurteilt und mit dem Tod oder hohen Geldbussen bestraft. Mit dem Aussterben der Grafen erbten die Ritter von Bubenberg und von Grasburg die Grundherrschaft inklusive Kirchensatz von Oberbalm. Die beiden Burgen waren vielleicht damals schon verlassen und verschwanden im Lauf der Jahrhunderte oberirdisch total.
Der Name Sternenberg überlebte aber sowohl das Ende der Grafen wie das Verschwinden ihrer Burgen. 1388 annektierte Bern im Sempacherkrieg die Gebiete links der Aare vom Jura bis zur Stockhornkette und teilte sie in zwei Landgerichte auf. Gestützt auf die landgräflichen Rechte, Mannschafts- und Steuerpflicht sowie das Kriminalgericht, setzte Bern seine Landesherrschaft sukzessive durch. Der Begriff «Landgrafschaft» verschwand und an seine Stelle traten die beiden «Landgerichte» Seftigen und Sternenberg! Dieses erstreckte sich vom Schwarzwasser im Süden sowie von Sense und Saane im Westen bis zur Aare im Norden und zum Gurten im Osten und zerfiel in vier Bezirke. Seine Dingstätten lagen – wohl nicht zufällig – nahe den beiden ehemaligen Burgen Sternenberg, «unter der grossen Eiche» in Gasel und «unter den Tannen» in Neuenegg. Erst der Untergang des Alten Bern im Jahr 1798 bedeutete das Ende des Landgerichtes.
Was ist übrig?
Was aber ist von den Burgen heute noch zu sehen? Vom bernischen Sternenberg, auf einer Landkarte von 1811 noch als «Sternenberg Rudera» (= Ruine) bezeichnet, gibt es keinerlei sichtbare Mauerreste mehr, obwohl früher solche beobachtet werden konnten. Aber die Burgstelle ist deutlich erkennbar, ein markanter Hügel, der auf der Nordseite gegen das Tal mit dem Scherlibach und der Muhlernstrasse, einer alten Landstrasse ins Gürbetal, sehr steil abfällt. Die Hügelkuppe ist künstlich abgeplattet. Noch weniger ist vom heute freiburgischen Sternenberg sichtbar. Die Burgstelle liegt oberhalb der alten Landstrasse von Bern nach Freiburg, in der Nähe des Weilers «Landstuhl», der an die alte Dingstätte des Landgerichts erinnert – ein Hinweis darauf, dass dieser Versammlungsort in die Zeit zurückreicht, als die Grafen von Sternenberg die Landgrafschaft innehatten. Die heute nicht mehr als solche erkennbare Burgstelle befindet sich auf einer Hügelkuppe nordwestlich des Landstuhl-Schulhauses, dort, wo heute am höchsten Punkt ein modernes Wasserreservoir steht. Es gibt Berichte, dass auch dort Mauerwerk bestanden habe.