«Zuerst dachte ich, das sei eine verrückte Idee»

«Zuerst dachte ich, das sei eine verrückte Idee»

In rund 6-jähriger Eigenarbeit haben Annette und Hans Haldi das Siedi Pumpenhaus mit Fleiss und Herzblut umgebaut. Während das historische Gebäude früher als Wasserreservoir für die Milchsiederei genutzt wurde, erstrahlt es heute im neuen Glanz und soll Schauplatz für Kunstwerke werden.

Nach dem Tod von Jean Ernest Haldi standen seine Hinterbliebenen vor einer grossen Herausforderung. In seinem Atelier im Wohnhaus an der Milkenstrasse hortete der Kunstmaler mehrerer hundert Bilder, die er in seiner Freizeit, während den späten 40er-Jahren bis zu seinem Tod im Jahr 2007, gemalt hat. Lange befasste sich die Familie mit der Frage, was mit den Werken geschehen soll, denn der Künstler hatte ihnen keine Anweisung hinterlassen – wohl im Vertrauen, dass diese das Beste daraus machen werden. Zu Lebzeiten hatte der Schwarzenburger Mühe, sich von seinen Bildern zu trennen. «Er verkaufte bewusst nur wenige davon», erzählt sein Sohn Hans Haldi und erklärt schmunzelnd: «In dieser Angelegenheit war er etwas eigen. Er hat die Preise eher hoch angesetzt in der Hoffnung, dass niemand die Bilder zu diesem Preis kaufen will.»

Eine Idee entsteht
Nach einigen Jahren reifte eine Idee heran und die Familie war sich einig: Die Werke sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auf der Suche nach einem geeigneten Raum entdeckte Hans Haldi im Jahr 2015 auf einem Spaziergang durch das Dorf das alte Pumpenhaus der ehemaligen Milchsiederei und erzählte seiner Frau Annette von seiner spontanen Eingebung, dieses zu einem Kunsthaus umzunutzen. «Zuerst hielt ich es für eine verrückte Idee», lacht Annette Haldi. Einige Diskussionen später machte das Paar Nägel mit Köpfen und unterschrieb den Kaufvertrag.

Umbau mit Hürden
Darauf folgten, neben dem Umbau der eigenen Liegenschaft, sechs Jahre lang Renovationen am Pumpenhaus. «Das war eine ‹Knochebüetz› erinnert sich Annette Haldi. Die Kindergärtnerin und ihr Mann, der fast 50 Jahren lang bei der Firma Stämpfli tätig war, sind ein gutes Team und ergänzen sich in ihren Stärken. «Hans ist der kreative Denker, ich mache gern vorwärts und setze um», lacht die Powerfrau. Jede freie Minute haben die beiden in das Projekt investiert und es bescherte ihnen einige schlaflose Nächte, wie die 64-Jährige erzählt: «Der Aufwand und die finanzielle Last waren gross.» Doch das Paar gab nicht auf und dank den vielen Eigenleistungen sowie der grosszügigen Unterstützung durch die regionalen Handwerker konnte das Projekt gestemmt werden.
Haus mit Geschichte
Das Pumpenhaus wurde im Jahre 1943 in schweren Kriegszeiten von der Milchgenossenschaft gebaut. Die Milchsiederei erkaufte sich die Wasserrechte und besass somit gratis Wasser für den Betrieb. Mit der Gemeinde Wahlern bestand ein Abkommen für die gegenseitige Nutzung des Wassers. Jährlich wurden rund 60’000 m³ Wasser aus dem unterirdischen Leimernsee befördert. Als die Siedi im Jahre 1998 aufgelöst und das Areal an Karl Boss verkauft wurde, bestand kein Interesse an dem Grundstück, auch seitens der Gemeinde nicht. Es blieb im Besitz der Tobler AG und später der Mondelez Europe GmbH. Über einen lokalen Makler wurde die 209 m² grosse Parzelle 2015 an Haldis verkauft, der von ihrem Vorhaben, das Pumpenhaus zum Kunsthaus umzunutzen und der Bevölkerung zugänglich zu machen, begeistert war. Die Wasserrechte wurden gelöscht, der Rückbau der Pumpanlage jedoch erst durch die neuen Besitzer unternommen. Das 17 m tiefe Loch bis zum Grundwasser liessen sie mit Kies füllen und mit einem Betondeckel abschliessen.

Kunst im Pumpenhaus
Die Geschichte des Pumpenhauses geht weiter. Annette und Hans Haldi haben die Anlage mit viel Fleiss und Ehrgeiz hergerichtet und dem Häuschen neues Leben eingehaucht. Dies soll nicht nur der Familie Freude bereiten. «Uns ist es wichtig, dass auch die Bevölkerung von dem Projekt profitiert und daran teilhaben kann», sagt Annette Haldi und ihr Mann nickt zustimmend. Am 11. November wäre sein Vater 100-jährig geworden. In Erinnerung und zu Ehren seines wertvollen Erbes findet an diesem Datum die Vernissage mit anschliessender Ausstellung statt. Danach wird das Haus offen sein für weitere Kunstausstellungen.

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