Alzheimer ist nicht nur düster

Alzheimer ist nicht nur düster

Wie in der ganzen Schweiz gibt es seit Februar auch ein Alzheimer Kaffee in Tafers, wo sich Demenzkranke und ihre Angehörigen informieren lassen können. Esther Keist, eine der Betreuerinnen der regelmässigen Treffen, erzählt über erste Erfahrungen.

Der kleine rosafarbene Stoffelefant auf dem Tisch des Alzheimer Kaffees im Restaurant Maggenberg in Tafers weckt die Aufmerksamkeit der Besuchenden. «Das ist unser Maskottchen und ziert auch unsere Informationsbroschüre der Alzheimer Vereinigung Freiburg. Es soll aufzeigen, dass die Krankheit alle Menschen treffen kann, auch jene mit dem sprichwörtlichen Gedächtnis eines Elefanten.» Zugleich verdeutliche es, dass man mit demenzkranken Menschen durchaus auch heitere Momente erleben könne, ohne die Krankheit verharmlosen zu wollen. 

Niederschwelliges Angebot

Das Restaurant befindet sich an der Hauptstrasse Richtung Schwarzsee. «Die gut erreichbare Lage mit genügend Parkplätzen war einer der Hauptgründe für die Wahl dieses Lokals», berichtet Keist. Ein vom Restaurant abtrennbarer Raum sowie die entgegenkommende Aufnahme des Besitzers waren weitere Gründe. «Wir bezahlen nichts für die Saalbenützung», zeigt diese sich  dankbar. Für die Bewohnenden des französischsprachigen Freiburger Kantonsteils findet das Alzheimer Kaffee im Restaurant Le Manoir in Vaulruz statt.

Betroffene und Angehörige

Im Alzheimer Kaffee in Tafers sind stets zwei Betreuerinnen von Alzheimer Freiburg anwesend. Das sei bei den bisherigen Treffen ausreichend gewesen, blickt die Betreuerin zurück. «Wir begrüssen die Teilnehmenden, stellen unsere Angebote vor und eruieren bei den Anwesenden, welche unserer Dienstleistungen ihnen am besten dienen könnte.» Etwa die Hälfte der Besuchenden seien Angehörige in Begleitung einer demenzkranken Person im Stadium mässiger kognitiver Beeinträchtigung. Betroffene Menschen hätten Schwierigkeiten, beispielsweise mit dem Einkaufen, den Finanzen oder anderen komplexen Aufgaben im Alltag. Die andere Hälfte der Gäste seien Angehörige, die allein ins Kaffee kämen. «Aber man muss nicht während drei Stunden ‹ausharren›», so die erfahrene Helferin, «wir ermuntern die Gäste, mehrmals zu kommen.»

Mit dem Problem nicht allein

Keist hat festgestellt, dass bei vielen eine Hemmschwelle besteht, dem Alzheimer Kaffee einen Besuch abzustatten und mit fremden Menschen über die Krankheit und die damit verbundenen Schwierigkeiten zu sprechen. «Aber genau hier setzen wir an, der Anlass verpflichtet zu nichts, es soll vielmehr ein Austausch mit Fachpersonen und Betroffenen stattfinden. Die Besuchenden sollen die Gewissheit erhalten, nicht allein mit ihren Problemen zu sein», motiviert die Fachfrau zur Teilnahme an den Info-Kaffeerunden in Tafers.

Fröhliche Momente

Wenn es bei der Orientierung im Alzheimer Kaffee in einzelnen Fällen konkreter wird, wenn sich beispielsweise die Angebote «Angehörigengruppe» oder «Begleitung zuhause – Alzamis FR» als sinnvoll erweisen, erstellt Keist ein Kundendossier. Wichtig sei dann zu wissen, was die zu betreuende Person benötigt: Worauf ist zu achten? Was macht die Person am liebsten? Womit beschäftigte sie sich früher, welche Fähigkeiten hatte sie? Es komme durchaus vor, dass die demenzkranke Person zunächst Widerstand leiste und die Fachperson auf Ablehnung stosse. «Dann geht es zuerst darum, Vertrauen und Ruhe aufzubauen», erzählt Keist. So sei es immer die gleiche Begleitperson von Alzheimer Freiburg, welche die an Demenz leidende Person zuhause betreut, denn Regelmässigkeit und sich wiederholende Tagesabläufe seien wichtig. «Wir gehen spazieren, unternehmen kleinere Ausflüge, hören zusammen Musik, tanzen, singen, schauen uns Fotobücher an», nennt Keist einige mögliche Beispiele der Begleitung zuhause. Es sei ein doppelter Gewinn, denn die pflegenden Angehörigen könnten sich in dieser Zeit erholen. Mindestens einmal wöchentlich zwei Stunden Begleitung zuhause erachtet Keist als Minimum, um die Lebensqualität von Kranken und Angehörigen zu sichern. 

Zusammen durch die Demenz

Es sei allerdings nicht alles düster im Umgang mit demenzkranken Menschen, betont sie. «Man kann mit ihnen heitere Momente erleben. Sie bewegen sich in ihrer eigenen Welt und wir versuchen, uns in ihrer Welt zu bewegen, sie dort abzuholen.» Wichtig sei ein würdevoller, wertschätzender Umgang, sagt die Fachfrau mit Nachdruck.

Zur Person

Esther Keist suchte nach einer sinnstiftenden Beschäftigung und fand sie 2015 bei der Vereinigung Wachen und Begleiten (WABE) Deutschfreiburg, deren Vizepräsidentin sie ist. Seit 2021 ist sie ausgebildete Begleitperson der Alzheimer Vereinigung Freiburg für das Angebot «Begleitung zuhause – Alzamis FR». Seit Februar 2023 betreut sie die regelmässig stattfindenden Informationsanlässe im Alzheimer Kaffee.

Willkommen im Alzheimer Kaffee

Bei einem unverbindlichen und kostenlosen Treffen können Interessierte sich austauschen, informieren und beraten lassen. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Restaurant Maggenberg, Schwarzseestrasse 8, Tafers

28. Juni, 12. Juli, 6. September, 11. Oktober, 22. November, 13. Dezember, jeweils 14 bis 17 Uhr

Alzheimer Fribourg Freiburg
026 402 42 42, www.alz.ch/fr

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Alzheimer ist nicht nur düster»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2