Für grosse Erfolge braucht es grosse Träume

Für grosse Erfolge braucht es grosse Träume

Mit dem Kranzgewinn am ESAF 2021 in Pratteln hat Severin Schwander seinen bislang grössten Erfolg in seiner 10-jährigen Karriere realisiert. Relativ spät zum Schwingsport gefunden, errang er seine insgesamt 18 Kranzsiege mit beeindruckender Konstanz und die Mehrheit innerhalb der ersten fünf Ränge. Auch nach längeren Verletzungen kämpfte er sich stets mit eisernem Willen immer wieder zurück an die Spitze.

Mit Körpergrösse 202 cm zählt Schwander zu den grössten Schwingern unter den aktuell rund 700 Aktivschwingern der Schweiz. «Ich bin nicht sicher, ob ich der grösste Schwinger bin. Sicher ist es so, dass es noch ähnlich grosse Schwinger gibt, wie beispielsweise der Habstetter Adrian Walther mit 200 cm, wo wir uns geradeaus in die Augen schauen können», sagt Schwander etwas verschmitzt. Im Vergleich zum Gros der Schwinger hatte Schwander einen speziellen Zugang zum Schwingsport. «Als fünfjähriger wollte ich ins Schwingtraining, was damals jedoch erst im Alter von acht Jahren möglich war. So absolvierte ich ein spielerisches Kinderringen im Ringclub Belp. In der 9. Klasse bin ich sehr stark gewachsen, was zu körperlichen Beschwerden in den Knien und im Rücken führte, so dass ich mit Ringen aufhörte», erklärt der heute 28-Jährige.

Schwingen im Welschland

Schwander absolvierte die Kochlehre im Restaurant Sternen in Guggisberg. In der Gastronomie lassen jedoch die Arbeitszeiten ein zeitintensives Engagement in einem Verein nicht zu. Somit war auch mit Schwingen nichts. Mit 18 Jahren begann der Riggisberger in Villeneuve (VD) die Metzgerlehre. «Ich brauchte soziale Kontakte und suchte Anschluss. Deshalb schloss ich mich dem Schwingklub Lausanne an. Da fiel der Entscheid zum Schwingsport, den ich mit all seinen Facetten ausüben wollte und bereit war, dem Leistungssport alles unterzuordnen.» Er machte schnell Fortschritte. Nicht ohne Folgen: Im Alter von 21 Jahren gewann der Sportler am «Fête cantonal Vaudoise» 2016 seinen ersten Kranz.

Sprungbrett RS Magglingen

Seine grösste Entwicklung realisierte Schwander während der Rekrutenschule in Magglingen. «Das war das eigentliche Sprungbrett für mich. Ich konnte nahezu ein halbes Jahr auf Top-Niveau trainieren.» Dann kam eine Zeit geprägt von Verletzungen. Im Jahr 2017 konnte er aufgrund einer Knieverletzung überhaupt nicht Schwingen. «Das hat mich ein Jahr zurückgebunden, war aber ausschlaggebend, dass ich in ein neues Trainingsumfeld gekommen bin, das bis heute andauert. Es baut sich alles rund um Tom Burri auf. Er ist mein Physiotherapeut, mit Physiozentrum und Fitness in Uttigen und Mühlethurnen. Er hat mich nach der Verletzung mit einem Neuaufbau wieder für’s Schwingtraining fit gemacht. Seither trainiere ich zwei bis dreimal pro Woche mit ihm.» Und wie steht es mit Schwinger-Vorbildern? «Eine prägende Figur war sicher mein Grossvater Fritz, nicht nur bezogen auf den Schwingsport. Er war sehr erfolgreich, vierfacher Eidgenössischer Kranzschwinger. Ich wurde auf meinem Weg von vielen Schwingern und Personen aus dem Umfeld positiv beeinflusst und habe von manchem Spitzenschwinger gute Tipps und Unterstützung erhalten. Zwei, die für mich sicher prägend waren, sind Brügger Roger und Maurer Reto, die mir, mit ähnlicher Postur wie ich, ihre Schwingweise nähergebracht haben.» Grösster Förderer ist zweifelsohne sein Vater Martin. Er hat früher ebenfalls geschwungen, musste aber aufgrund von Knieverletzungen früh aufhören. Immerhin konnte er doch einige Kränze gewinnen. «Mein Vater ist mir ein sehr treuer Begleiter, der mich in meinen Vorhaben immer unterstützt hat und mir vom Metzgereibetrieb die Möglichkeit gibt, den Sport auszuüben. Dazu gehört natürlich auch die ganze Familie, die Mitarbeitenden, die Sponsoren und Trainer, die mir diesen Sport überhaupt ermöglichen. Severin Schwander hat zwei Geschwister. Die zwei Jahre ältere Schwester Vanessa und der 11 Jahre jüngere Bruder Didier, der ebenfalls schwingt. «Zu beiden habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Bei Didier ist es speziell, da ich ihn als grosser Bruder über seine ganze Kindheit hinweg begleiten konnte und dadurch für ihn eine gewisse Vorbildfunktion habe.» Und seine Ambitionen?  «Als ich früher mal in Schwingkreisen kundtat, dass ich mich mal für ein Eidgenössisches Schwingfest qualifizieren möchte, erntete ich viel Gelächter und spöttische Bemerkungen wie ‹Flieg nicht zu hoch, kleiner Freund›. Das hat mich gewurmt. Positiv prägend war der Rat von David Roschi, Schwingerkönig 1972 in La Chaux-de-Fonds, der mir mal sagte: ‹Wenn du Schwingen willst musst du richtig Schwingen und alles dreingeben, dann wird mal etwas aus dir›.»

Exzellenter Koch

Kochen ist eine grosse Leidenschaft des Schwingers. «Ich bin ein Genussmensch und koche sehr gerne für die Familie und Freunde. Da darf auch ein gutes Stück Fleisch nicht fehlen. Nur komme ich in letzter Zeit immer weniger dazu.» Ganz beiläufig erwähnt er, dass er im Team Europameister der jungen Fleischfachleute in Paris 2018 geworden ist. Mit dem Abschluss der Eidgenössischen Meisterprüfung als Metzgermeister im August 2023 hat der symphatische Riggisberger auch beruflich ein hohes Ziel erreicht.

In die Saison 2024 ist Schwander gut gestartet: So hat er das Jahresschwinget Thun für sich entschieden und am Abendschwinget in Alterswil war er mit Rang 1a zusammen mit Fritz Ramseier Rang 1b, ebenfalls siegreich. Klar, dass der Riggisberger Schwinger beim Mittelländischen Schwingfest 2024 vor heimischem Publikum besonders stark in Erscheinung treten will.

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