Ambitionierte Köniz Cats

Ambitionierte Köniz Cats

Seit 50 Jahren engagiert sich der Club 72 Köniz für den Handballsport. Das Jubiläum feierten die Handballerinnen und Handballer im kleinen Rahmen. Viel wichtiger ist ihnen der Blick in die Zukunft. Und dieser ist besonders für den Frauenhandball ehrgeizig.

In der langjährigen Vereinsgeschichte gab es wohl einige Momente, welche bedeutend waren – Fusionen, Turniere, Erfolge und Niederlagen – aber an einer Sitzung hätte man wohl gerne Mäuschen gespielt: Vor rund sechs Jahren beschloss der ausschliesslich aus Männern bestehende Vorstand, voll auf Frauenhandball zu setzen. Damals, so erklärt Roger Grüring, selbst ehemaliger Handballspieler und aktuell Verantwortlicher für Medien und Kommunikation im Verein, habe es ein Vakuum gegeben im Frauenhandball: «Wir haben gemerkt, dass das Interesse von ehemaligen Juniorinnen zurückgekommen ist.» Ein früheres Frauenteam hatte sich aufgelöst und rund um Bern gab es ausschliesslich Angebote für Männer. Durch die starke Konkurrenzsituation habe der Club 72 Köniz bei den Männern nicht mehr viel Zulauf gehabt, gleichzeitig sei in Köniz die Popularität von anderen Sportarten wie etwa Floorball oder Volleyball sehr gross, der Nachwuchs habe gefehlt. Die Gründung der Köniz Cats – so der Name der Frauenteams – war ein fulminanter Wendepunkt in der Vereinsgeschichte.

Nachwuchsschmiede

«Der Strategiewechsel war ein sehr bewusster Entscheid», blickt Roger Grüring auf diese Entscheidung zurück und ergänzt nicht ohne Stolz: «Wir sind heute DER Club für Handballerinnen auf Platz Bern.» Das lässt sich wahrlich behaupten; die Spielerinnen kommen teilweise gar aus Visp oder Lausanne. Die nächstgrösseren Handballhochburgen sind Thun und Herzogenbuchsee. Zu verdanken ist dies aber nicht nur dem Entscheid, die Frauen zu fördern. Der Club 72 Köniz vertritt im Rahmen des Projekts «Handball macht Schule» den Handballsport an Schulen in der Region. «Mit dem Gefäss sind wir in vielen Schulen präsent. Dadurch können wir einerseits den Handballsport näherbringen und andererseits uns als Verein präsentieren», erklärt Grüring. Dass die Nachwuchsspielerinnen gut begleitet und nahtlos von den Juniorinnen zu den Erwachsenen wechseln können, ist ein wichtiges Anliegen für Grüring. Es gehe darum, eine gesunde Pyramide aufzubauen, interessierten Kindern die richtigen Gefässe anzubieten, so dass sie ihr Hobby ausüben können. Da gebe es auch weiterhin noch einiges zu tun. «Wir haben die Vision, auch schon früher anzufangen, etwa mit Mixed-Teams U13 oder U11, um das Fundament zu stärken», erklärt Roger Grüring. «Mit den Juniorinnen U16 und U18 sind wir aber bereits dort, wo wir sein wollen, bei der nationalen Elite.»

Aufstieg im Fokus

Bei den Erstligistinnen der Köniz Cats ist mit der erstmaligen Qualifikation für die Aufstiegsspiele das Saisonziel noch nicht erreicht. «Das primäre Ziel ist der Aufstieg in die SPL2, das ist auch im Rahmen des Möglichen», erklärt Roger Grüring. Die SPL 2 – die Spar Premium League 2 – ist gleichbedeutend mit der Nationalliga B. Für die Region Bern und die Westschweiz würden sich dadurch neue Möglichkeiten eröffnen. Die Handballerinnen investieren viel in den Leistungssport. Teilweise trainieren die Spielerinnen bis zu zehnmal pro Woche, Clubtraining, Kraft, Stützpunkttrainings und bei einigen zusätzliche Einheiten im Nationalkader. «Es ist sehr intensiv und eine grosse Investition von allen Spielerinnen in den Leistungsgefässen. Sie geben enorm viel Zeit für diese Leidenschaft», ist sich Roger Grüring bewusst. Auch das übrige Team engagiert sich stark. Es sei schwierig, qualifizierte Leute zu bekommen, gerade im Leistungsbereich, wo man einerseits hohe Qualifikationen mitbringen müsse und sich andererseits keine goldene Nase verdienen könne. Dadurch ist der Verein trotz stabiler und starker Leistung auf Freiwilligenarbeit und Sponsoren angewiesen. 

Auch Männerteams

Der Club 72 Köniz, zu dem die leistungsstarken Köniz Cats gehören, bedient auch weiterhin den Breitensport. Und diese Teams, etwa das Herrenteam 3. Liga oder die Zweitliga-Spielergemeinschaft mit dem TV Länggasse, tragen den Verein massgeblich mit. Roger Grüring selbst ist nach wie vor Feuer und Flamme für den rasanten Teamsport: «Es ist ein körperbetonter, schneller, intellektueller Sport. Es passiert etwas. Auch wenn du im Rückstand bist, ist es noch nicht vorbei. Das ist für mich die Faszination», strahlt er. Dass diese Faszination für den Sport viele Könizerinnen und Könizer teilen, zeigte sich an einem der wenigen Jubiläumsanlässe. In einer gut besuchten Halle durften im November alle vier Leistungsteams ein Heimspiel absolvieren. Vor begeistertem Heimpublikum errangen die jüngsten Spielerinnen sogar den Sieg in einem Aufstiegsspiel.

Nach 50 Jahren Vereinsgeschichte läuft beim Club 72 Köniz und den Köniz Cats also alles nach Wunsch und die Gefahr, dass das Interesse am Handball abflachen könnte, ist gering: Mit der Frauen-EM 2024 in der Schweiz wird die Sportart sichtbar bleiben.

 

INFO: 

www.c72k.ch

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