Die Geschäftsidee kam Reto Neuber und Yilmaz Demirci im letzten Jahr, als sie feststellten: «In den schönsten Einkaufsstrassen gibt es relativ wenige lokal verwurzelte Geschäfte. Dauerhaft niedergelassen haben sich vielmehr die grossen internationalen Ketten.» Auch wurden sie das Gefühl nicht los, dass in all diesen durchstrukturierten grossen Ladengeschäften der eigentliche Charme des Einkaufens irgendwie fehle. Es kann doch nicht sein, dass uns das traditionelle Einkaufserlebnis auf alle Zeiten abhanden kommt, sagten sie sich. Zudem: Markenaffinität hin oder her, vor allem jüngere Leute oder weniger gut betuchte Familien können sich einen Einkauf, wie er früher üblich war, kaum noch leisten. Oder aber sie verschulden sich deswegen oder müssen aufs Online-Shopping ausweichen und riskieren, auf billige Fälschungen hereinzufallen, nur um sich den Wunsch nach einem trendigen Outfit trotz allem ermöglichen zu können. Als Kundschaft der sparinsel GmbH kommen somit Leute aller Alterskategorien und Schichten in Frage, die ihr Geld nicht zum Fenster hinauswerfen möchten – Schnäppchenjäger eben, die sich nicht mit wertlosen Nachahmerprodukten aus Fernost begnügen wollen.
Diese Erkenntnis war die Geburtsstunde der sparinsel GmbH – ein Bekleidungsgeschäft für Familien sowie jüngere mode- und budgetbewusste Kunden. Hier findet man eine grosse Auswahl mit rund 1100 Marken und 25’000 Artikeln zu guten Preisen. Mit diesem Angebot – lauter limitierte Kollektionen – möchte sich die sparinsel GmbH lokal etablieren. Zu kaufen gibt es hier tadellose, neue Kleidungsstücke, Schuhe und Accessoires aller denkbaren Marken und Grössen. «Die sparinsel GmbH will sich frisch, trendig und modern präsentieren. Es gibt dieses Geschäft nur im realen Leben, also offline», sagt der für dieses Projekt beigezogene Marketingprofi Robin Grünblichler. Im Wesentlichen lässt sich das Einkaufskonzept und der Grund für die günstigen Angebote wie folgt erklären: Die Unternehmer kaufen Rücksendungen von Onlinehändlern auf, die teure Lagerkosten verursachen, sowie Falschbestellungen von Geschäften, die an die Grosshändler retourniert werden. Dank der sparinsel GmbH müssen die Waren also nicht entsorgt werden, sondern bekommen eine zweite Chance, doch noch ins Verkaufsregal zu gelangen und Käufer zu erfreuen. Neu ist dieses clevere Geschäftsmodell nicht, aber bewährt hat es sich allemal. Insofern, dass alle Beteiligten profitieren – die Anbieter und Verkäufer genauso wie die Käufer und Kunden.
Die angebotenen Kleidungsstücke begutachtet man also nicht länger online am PC oder auf dem Tablet, sondern 1:1 im Laden selbst. Und das sind nun mal «zwei Paar Schuhe», um es branchenkonform mit dieser Redewendung zu sagen. Gemeinsam möchten Reto Neuber und Yilmaz Demirci mehrere Läden nach dem gleichen Konzept – Top-Marken zu stark reduzierten Preisen – in den Agglomerationen von Deutschschweizer Städten eröffnen. Das schafft auch Arbeitsplätze. So konnte Milihate Xhelili ihre Stelle als Modeberaterin am Standort Liebefeld bereits antreten. Die Resonanz, die die Verantwortlichen bisher in ihrem Umfeld erfahren durften, sei überwältigend gewesen, sagen sie. So stiess die Sparinsel-Idee auch bei den Eigentümern der Liegenschaft auf offene Ohren. Jedenfalls wollen sie die beiden aufstrebenden Firmengründer auch von ihrer Seite aktiv unterstützen. Um Goodwill zu schaffen, wurden die Anwohner unlängst zu einem Pre-Opening eingeladen. Die offizielle Geschäftseröffnung im Liebefeld an der Könizstrasse 276 fand Ende Oktober statt. Wieso ausgerechnet dort? Firmengründer Reto Neuber beantwortet die Frage spontan: «In der Gemeinde Köniz haben wir alle für unser Projekt erforderlichen Voraussetzungen gefunden: Eine vitale Einkaufsstrasse, die Nähe zum Bahnhof sowie die passende Liegenschaft. Etwas Glück war sicherlich auch dabei. Jetzt sind wir glücklich, hier zu sein.»