Ausbildner im XXL-Format

Ausbildner im XXL-Format

Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport als Arbeitgeber. Klingt nach viel Beamtentum, ist es aber nicht. Ein Gespräch mit Andreas Lüthi von der Personal- und Organisationsentwicklung zeigt: Wer hier arbeitet, betritt einen Vorzeigebetrieb auf allen Ebenen.

Es sind beachtliche Zahlen, die der Koloss in Sachen Ausbildung zu vermelden hat: 560 Lehrstellen in 40 verschiedenen Berufen, ein grosser Teil davon in Bern. Über alle Verwaltungseinheiten hinweg beträgt die Lehrlingsquote 6,4% aller Angestellten. Ein Wert, der sich sehen lassen kann. Es sind aber auch erstaunliche Bereiche, in denen das VBS eine Ausbildung anbietet: vom Textilpfleger bis zur Seilbahn-Mechatronikerin, von der Geomatikerin bis zum Tierpfleger. «Jugendliche bereichern uns. Sie bringen frischen Wind und das tut jedem Betrieb gut», sagt Lüthi. Er selbst schmettert die Worte schwungvoll entgegen, keine Spur von Beamtensprache oder Lethargie.

Aufräumen mit Klischees
Das sind Klischees und gehören eigentlich ins historische Museum, unmittelbar neben die Hellebarde. «Beim Bund wie in der Privatwirtschaft gibt es eine starke Digitalisierung und Modernisierung. Unsere Praxisbildenden, also jene welche die Jugendlichen ausbilden, sind auf dem neusten Stand.» Das Sitzungszimmer im Bundeshaus Ost, in dem er sitzt und Auskünfte gibt, lässt schon mal keinen Zweifel daran aufkommen. Der vor einigen Jahren neu renovierte Teil ist gespickt mit Technik. Lüthi streamt die wichtigen Informationen auf den Bildschirm und navigiert treffsicher durch die verschiedenen Bereiche. Die Szene wirkt wie die Antithese zum verstaubten Klischee. Sogar hier in der Kathedrale der Verwaltung, sogar in den Verwaltungsberufen selbst.

Vielfalt als Chance
«Die Diversität spiegelt sich natürlich in einem solch grossen Departement wieder», fasst Lüthi zusammen. In den Berufen, den Orten, den Anforderungen, den Möglichkeiten. «Das ist eine Chance», ergänzt er. Sei es, um Synergien zu nutzen, über den Tellerrand des eigenen Berufs hinauszusehen, vernetzte Zusammenhänge zu verstehen oder letztendlich sich intern neu zu orientieren oder aufzusteigen. Wer im VBS arbeitet, dem stehen viele Türen offen. Aber öffnen muss man sie selbst. «Wir sind nicht Pestalozzi, wir geben viel und sie leisten viel», meint er.

Qualität heisst Zeit
Dem kantigen Satz lässt er aber eine runde Erklärung folgen: «Sicherheit im Beruf und in der Ausbildung, dafür steht das VBS. Unser Kernanliegen ist, dass unsere Leute eine hervorragende Ausbildung bekommen. Wir nehmen uns viel Zeit und vermitteln viel Wissen.» Dank der Grösse des VBS kann dieses Zeitfenster Möglichkeiten schaffen, um die Auszubildenden intensiv zu fördern. Sie werden fachlich gut ausgebildet, weil sie hierfür etwas mehr Zeit erhalten oder, wie Lüthi es an einem Beispiel festmacht: «Es ist wichtig, dass wir uns dafür Zeit nehmen. Der Mechatroniker muss zuerst lernen, seine Arbeit richtig und gut zu erledigen. Damit schaffen wir die Voraussetzungen, dass das dann auch unter Zeitdruck immer noch gut klappt. Dieser kommt dann sukzessive dazu; Personalabbau und Outsourcing sind auch bei uns keine Fremdworte.»

Wertschätzung
Es geht also nicht darum, eine ruhige Kugel zu schieben, sondern sich genügend Wissen anzueignen, sorgfältig zu arbeiten und die Abläufe anzutrainieren. Für Lüthi ist das nicht nur für das VBS der richtige Weg, sondern auch für die Jugendlichen selbst: «Die Bildungsreformen der letzten 15 Jahre haben die Anforderungen an Lernende erhöht. Heute wird in allen Bereichen viel verlangt. Man muss in die Schule, an die Arbeit und an beiden Orten viel lernen. Das braucht eine Umgebung, in der sich die jungen Menschen wohl fühlen und entwickeln können. Das wollen wir ihnen geben.»

Mehr Frauen erwünscht
In einem Umfeld, in dem es oft schwer ist, Auszubildende zu finden, positioniert sich das VBS mit Sicherheit, Qualität und vielen Möglichkeiten. Mit Erfolg. Wenn es Stellen gibt, die das Departement nicht besetzen kann, dann «weil die Qualifikationen nicht ausreichen, aber das kommt relativ selten vor», ergänzt er. Wer aber im VBS eine Lehre macht, verfügt über grundsolide Kenntnisse, Fertigkeiten und schneidet in der Regel an den Lehrabschlussprüfungen gut ab. Das Konzept scheint aufzugehen. Zumindest fast. Denn etwas fehlt Lüthi noch: «Wir wünschen uns noch mehr Frauen, vor allen Dingen in den handwerklichen und technischen Berufen. Diese müssen quasi zwei Stereotypen überwinden, um zu uns zu stossen, das der VBS als vermeintlicher Männerdomäne und das des Berufes selbst.» Die Bildsprache des VBS ist deshalb bei gewissen Berufen bewusst so gewählt, dass junge Frauen an den Apparaturen oder Fahrzeugen arbeiten.

Das VBS mag als Betrieb ein XXL-Format haben. Doch das Departement nutzt die Grösse zum Vorteil, speziell bei den Lernberufen. Was daraus entsteht sind qualitativ hochstehende Ausbildungen in vielen Berufen und beste Erfolgsaussichten für eine berufliche Karriere. Und zu guter Letzt: Wer kann schon sagen, dass seine oberste Chefin eine Bundesrätin ist?

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