Bevor sich die über 50 Tagungs-Teilnehmenden die Fachreferate in der Stiftung Bernaville anhörten, gab es für sie drei regionale Beispiele von gelungenem Bauen und Sanieren zu entdecken. Neben einem Tätschdachhaus in Rüschegg und der Hallenkonstruktion im Museumsdepot in Mamishaus wurde eine Führung durch das frisch renovierte Rosalia-Wenger-Haus im Zentrum von Schwarzenburg angeboten. Dort war um das Jahr 1917 eine kleine, ungeheizte Kammer das karge Zuhause der 11-jährigen Rosalia Wenger, die als verdingte Dienstmagd eine Zeitlang im dreistöckigen Einfamilienhaus arbeiten musste. Als 2023 das Architekturbüro «Freiluft» mit der Gesamtsanierung begann, war das Haus in einem beklagenswerten Zustand. «Dem Bestand auf Augenhöhe begegnen» war die Devise für die anspruchsvollen Renovationsarbeiten, wie Architekt Martin Klopfenstein an der Führung ausführte. So wurde beispielsweise die Farbgebung für Wände, Böden, Fenster und Türen von einem Wandbild übernommen, das während der Renovation entdeckt worden war.
Aufschlussreiche Fachreferate
Den Reigen der Fachreferate in der Stiftung Bernaville eröffnete Tatiana Lori, Leiterin der kantonalen Denkmalpflege. Sie betonte, dass der Anteil an grauer Energie bei Baudenkmälern meist klein ist, weil in der Regel mit Baumaterial aus der Region gearbeitet wurde. Die energetische Sanierung eines Baudenkmals sei heute erfolgreich, wenn es gelinge, die historische Substanz zu erhalten und eine verbesserte Energiebilanz zu erreichen. Prof. Friederike Kluge, Dozentin am Institut für Architektur der Fachhochschule Nordwestschweiz, hob in ihrem Referat hervor, wie wichtig es ist, zukünftige Nutzungsmöglichkeiten bei der Sanierung von Gebäuden mitzudenken. Anschlüsse und Raumerschliessungen sollten so geplant werden, dass eine langfristige Nutzung der Gebäude gewährleistet ist. Heinz Friedli, Consultant bei «3S Swiss Solar Solutions» in Gwatt, führte beispielhaft vor, wie Solardächer in baukulturell wertvolle Häuser integriert werden können, ohne deren historische Optik zu beeinträchtigen.
Regionale Börse von Bauteilen im Sinne der Kreislaufwirtschaft
Zum Abschluss der Tagung wurde an einem der vier «Runden Tische» über Herausforderungen und Chancen der Kreislaufwirtschaft im Holzbau diskutiert. Michel Müller, Chef des gleichnamigen «Handwerker Services» in Rüti, wies darauf hin, dass frühere Generationen ihre Möbel zwei- bis dreihundert Jahre lang nutzten. Heute würden Möbel im Schnitt nach 10 Jahren entsorgt, obschon eine konsequente Wiederverwendung von demontierten Holzelementen zum Erreichen der Klimaziele beitragen würde.
Potenzial nicht ausgeschöpft
Doch dieses Potenzial wird bei neuen Holzbaukonstruktionen nur ungenügend ausgeschöpft. Nach wie vor werden alte Parkettböden oft nicht weiterverwendet, sondern thermisch verwertet oder zu Spanplatten verarbeitet. Das System leidet zudem an ökonomischen Fehlanreizen: Die Miete für Lagerflächen von Bauteilen ist überaus teuer, Baubewilligungen ziehen sich oft in die Länge. Weiterhelfen könnte eine regionale Börse von demontierten Bauteilen – allerdings nur auf privater Basis, wie in einem Votum zu hören war: «Wenn die Politik die Umsetzung dieser Idee an die Hand nimmt, wird’s schwierig. Bis es funktioniert, ist der gelagerte Holzboden schon vermodert.»