«Dampf ist meine Leidenschaft»

«Dampf ist meine Leidenschaft»

Als siebenjähriger Junge erhielt Edy Hertli von seinem Götti eine Dampfmaschine geschenkt. Über 30 Jahre später fand er sie verstaubt und etwas rostig auf dem Estrich wieder. Das hat in ihm die Begeisterung für den Bau und das Restaurieren von alten Dampfmaschinen geweckt. Seine Sammlung umfasst heute über 16 Exemplare.

«Ich hatte schon immer den «Spleen» gehabt, etwas Mechanisches anzufertigen. Das Instandsetzen und Restaurieren sowie der Bau von Dampfmaschinen aus Einzelteilen, die ich an Brocanten und Flohmärkten und über das Internet suche, ist mein Antrieb», erklärt der 77-Jährige. Den ursprünglich gelernten Kaufmann im Detailhandel haben Antriebsformen wie Explosionsmotoren, Diesel- und Benzinmotoren und «Töfflimotoren» schon immer fasziniert. Am meisten jedoch alles, was mit Dampf angetrieben wird. So hat er vor einigen Jahren eine Dampfmaschine konstruiert und aus Einzelteilen selber gebaut und mit Kupferleitungen und Pumpen ausgestattet. «An dieser Maschine hänge ich am meisten, weil ich alles von Grund auf zusammengebaut und zum Laufen gebracht habe», sagt Hertli, der während 18 Jahren als Vorsteher der Lehraufsicht beim Amt für Berufsbildung in Freiburg gearbeitet hat.

Hobby mit Unterbrüchen

Sein Hobby musste Hertli zwischenzeitlich etwas vernachlässigen. Im Jahr 1982 wurde er in den Gemeinderat von Tafers gewählt. Insgesamt war er 19 Jahre in der Exekutive, davon 10 Jahre als Gemeindeammann. «Danach haben sie mich vom FC Tafers während 15 Jahren als deren Präsidenten gewählt», so Hertli, mit einem schelmischen Schmunzeln. Erst nach seiner Pensionierung vor 17 Jahren konnte er seiner Passion wieder vollumfänglich nachgehen.

Edle Sammlung

Im Keller zeigt Hertli sein Reich, die kleine Werkstatt, wo er in filigraner Arbeit die Einzelteile zu den Dampfmaschinen bearbeitet, Kupferröhrchen zurechtsägt, biegt und lötet. «Einzig eine Drehbank und eine Fräsmaschine fehlen mir. Da helfen mir dann gute Kollegen weiter.» In der Garage hat er seine grosse Sammlung an Dampfmaschinen und weiteren dampfbetriebenen Geräten an einer grossen Wand auf Tablaren ausgestellt. Jedes Exponat mit Namen und Jahrgang versehen. Da findet man Hertlis Göttigeschenk, die «Doll» wieder. «Es ist das einzige Dampfmaschinenmodell, das ich nicht restauriert habe. Zur Erinnerung wollte ich sie in dem Zustand belassen, wie ich sie erhalten habe.» Ein Schmuckstück ist die «Krick Alexandra», Jahrgang 1908. Das Schiff wird mit Dampf betrieben und ist ferngesteuert. Hertli fährt es von Zeit zu Zeit auf dem Murten- oder Schwarzsee. Auch aus dem Haushalt gibt es dampfbetriebene Exponate aus seiner Hand. So das mit Brennsprit beheizte Bügeleisen und eine «Helvetia» Nähmaschine, die über einen Gummiriemen von einer Dampfmaschine angetrieben wird. «Damit will ich aufzeigen, wozu Dampf als Antriebsform überall eingesetzt werden kann», sagt der Tüftler.

Sein grosser Stolz ist die «Schwieger E-Dampfmaschine». Von dieser Maschine gibt es weltweit nur ein Exemplar und sie wurde über vier Schwieger.Generationen weitergegeben. Erbaut wurde sie von 1920 bis 1925 durch Johannes Schwieger, der sie an Joachim Schwieger weitergegeben hat. Im Jahr 1983 wurde sie von Norbert Schwieger überholt, bevor sie weiter zu Christoph Schwieger gelangte. Die Dampfmaschine konnte Edy Hertli dann kaufen und restaurieren. Bei diesem Modell ist der Schornstein sowie der Unterbau des Dampfkessels mit echtem Backsteingemäuer ausgestattet, Dampfkessel und Schwungrad sind voll verchromt. Zu diesem «Bijou» besitzt er auch die Originalpläne von Johannes Schwieger. 

Wie viele Arbeitsstunden Hertli im Durchschnitt in das Bauen und Restaurieren der verschiedenen Dampfmodelle investiert, kann er nicht beziffern. «Beim Stirling Motor ging ich davon aus, dass ich die Kolben, wie bei allen Dampfmaschinen auch, schmieren müsse. Der Motor lief nicht und ich tüftelte Tage lang. Bis mir ein Kollege sagte, dass die Maschine absolut kein Öl vertrage.» 

In einem Ordner hat Hertli die Geschichte, die Erfinder Thomas Newcomen, James Watt, Savery Thomas, Robert Stirling und Heron von Alexandria sowie die verschiedenen Funktionsweisen der Dampfmaschinen dokumentiert. Er kann damit Interessierte jederzeit durch seine sehenswerte Ausstellung begleiten und die einzelnen Maschinen in ihrer Funktion vorführen. Gerade kürzlich veranstaltete er eine Führung mit Bekannten und Verwandten. Diese haben ihn ermuntert, doch weitere Führungen für Schulen, Jugendliche und Erwachsene durchzuführen. «Wenn das Interesse da ist, bin ich dazu gerne bereit», sagt Hertli.

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