Der Weg schlängelt sich durch die malerische Landschaft von Guggisberg. Eingebettet in idyllischer Wildnis hat sich Mirjam Helfenberger ihre Oase eingerichtet. Die selbstständige Künstlerin ist ein Freigeist. «Ich liebe die Wildnis und das Gefühl von Weite», schwärmt sie, während ihr Blick aus dem Fenster über die goldgelben Hügel schweift. Die Natur spiegelt sich auch in ihren Werken wider, die geprägt sind von Berglandschaften und Blumenwelten. «Die Berge geben mir Kraft und die Blumen sind Ausdruck von Schönheit, die sich im Stillen und ohne Applaus entfalten.» Stimmungen, Formen und Farben faszinieren Mirjam Helfenberger. Mit ihren Ansätzen bei der Malerei schafft sie neue Eigenräume, die in eine andere Realität münden. Dabei hat sie keine Berührungsängste, die verschiedensten Techniken anzuwenden und Materialien zur Hand zu nehmen, wie zum Beispiel sandbestrahlte Glas- oder Aluflächen.
Überlebenstraining
Ursprünglich liess sich Mirjam Helfenberger zur Therapeutin ausbilden. «Ich liebe Menschen und mich fasziniert ihre Innenwelt, trotzdem fehlte mir immer etwas», erinnert sie sich. 1997 begann sie ihre Ausbildung an der Hochschule der Künste in Bern. Während ihrer Ausbildung und die ersten Jahre danach war die finanzielle Unsicherheit gross. Das Geld reichte kaum für das Nötigste. «Der grosse Druck und das Gefühl von Mangel waren auf die Dauer belastend», erzählt Mirjam Helfenberger. Sie hielt sich mit temporären Einsätzen als Therapeutin in der Psychiatrie über Wasser. Heute schätzt sie dieses Überlebenstraining, denn sie hat gelernt in allen Situationen das Positive zu sehen. «In herausfordernden Momenten frage ich mich stets, wozu mich das Leben tiefer zu verstehen und neu zu begreifen einladen möchte. Alles im Leben hat einen Sinn und fügt sich schlussendlich seiner Folgerichtigkeit ein», sagt sie überzeugt. Ihr Vertrauen und der Glaube an sich selbst haben sich gelohnt. 2007 gewann sie ein Stipendium in Berlin. Zahlreiche nationale sowie internationale Ausstellungen folgten. Sie gewann Wettbewerbe und durfte grossartige Projekte umsetzen, wie zum Beispiel «Kunst am Bau» in Spitälern und Banken.
Weitere Standbeine
Kunst ist bekanntlich Geschmackssache. Mirjam Helfenberger definiert: «Mich berührt und nährt Kunst, wenn ich darin künstlerische Authentizität sehe und fühlen kann.» Der ideelle Wert eines Werkes steht dabei für sie im Vordergrund. Die 54-Jährige bedauert, dass heute der gesellschaftliche Anspruch, Kunst müsse ständig etwas Neues bringen, steige. Das sei schade, denn die Qualität leidet und die Kunst verliere an Tiefe. Gerade der Zeitfaktor spiele im Gestaltungsprozess eine wichtige Rolle: «Nur wenn wir uns Zeit nehmen und zur Ruhe kommen, können wir unsere Mitte finden. Erst wenn wir die Leere überstanden haben, kann Neues entstehen. Es ist dann so, als ob wir Künstlerinnen und Künstler etwas Unsichtbares ‹pflücken› und sichtbar machen.»
Mirjam Helfenberger hat in den letzten Jahren weitere Standbeine aufgebaut. Sie ist als Musikerin unterwegs, unterrichtet Kunst an Schulen und führt schamanische Rituale durch, wo es um Persönlichkeitswachstum und die Visionssuche geht. «Die Kombination all dieser Bereiche erfüllt mich», sagt sie zufrieden. Mirjam Helfenberger hat sich frei gemacht von Konventionen und ein selbstbestimmtes Leben gewählt. Dabei hat sie den Fokus für das Wesentliche im Auge behalten und ist offen geblieben für Wunder.