Das Ziel, heimisch zu werden, wurde erreicht

Das Ziel, heimisch zu werden, wurde erreicht

Auf den Jahreswechsel hat Markus Kämpfer (FDP) sein Mandat als Gemeindepräsident von Frauenkappelen wegen Amtszeitbeschränkung abgegeben. Im folgenden Interview gibt er Einblicke in seine vergangene Tätigkeit als Gemeindepräsident und auch in Persönliches.

Um als Zugezogener Kontakte zu knüpfen, hat sich der 54-jährige Markus Kämpfer zuerst in der Schulkommission und dann als Gemeindepräsident, insgesamt also 12 Jahre, im Gemeinderat engagiert. Seit nunmehr 23 Jahren lebt der Elektroingenieur mit seiner Familie in Frauenkappelen. Hier fühlen sich alle heimisch und sie lieben den ländlichen Charakter ihrer Gemeinde.

Markus Kämpfer, Sie sind zum Zeitpunkt des Rücktritts als Gemeindepräsident noch jung (viele machen erst ab diesem Alter Karriere), sind körperlich fit und interessieren sich fürs kommunale Geschehen. Hätten Sie nicht noch gerne weitergemacht?
Ohne Amtszeitbeschränkung könnte es sein, dass ich mich zum Weitermachen entschieden hätte. Es hat offene Projekte, an denen ich gerne weitergearbeitet hätte. Das Ganze machte Freude, war aber auch sehr aufwändig und die Präsenzzeit ist hoch. Darum stimmt es so. Der neu zusammengesetzte Gemeinderat ist ein tolles Team und wird seine Arbeit hervorragend machen.

Trotz allem, überwiegt jetzt die Erleichterung oder wird etwas fehlen?
Ich habe die Tätigkeit im Gemeinderat genossen. Es war einfach toll. Klar waren wir nicht immer gleicher Meinung. Aber unsere Dorfprobleme konnten wir immer gemeinsam lösen. Nach jeder Sitzung gingen wir noch gemeinsam in den «Bären» und zwar alle, egal welcher Gesinnung oder Parteizugehörigkeit. Andererseits habe ich mich wieder selbstständig gemacht. Darum ist es gut so, wie es jetzt ist.

Wie hat sich Frauenkappelen während Ihrer Präsidialzeit entwickelt?
Obschon Frauenkappelen seinen ländlichen Charakter behalten hat, ist baulich einiges geschehen. Im Dorfkern konnte die Bautätigkeit beendet werden. Und im Gebiet der Q-Matte entstehen 110 Wohnungen. Erfreulich, dass dort ein Dorfladen integriert worden ist.

Trotz der Nähe zu Bern ist Ihre Gemeinde massvoll gewachsen. Entstanden ist vor allem Wohneigentum. Siedlungen mit Wohnblöcken gibt’s kaum. Gewollt oder Zufall?
Frauenkappelen will das so. Das ist also gewollt. An der letzten Revision vor etwa 15 Jahren ist entschieden worden, an der bereits bestehenden Ortsplanung festzuhalten. Zu jenen vor 30 Jahren bewilligten Überbauungen wurde lediglich noch das Gebiet «Matte» heute «Q-Matte» als Zone mit Planungspflicht ausgeschieden. Also, man will bloss ein massvolles Wachstum anstreben. Übrigens: Es gibt mit der Realisierung der Q-Matte nun auch in Frauenkappelen mehr Mietwohnungen.

Können Sie sich eine Anbindung Frauenkappelens zu einer Grossgemeinde Bern vorstellen?
Anders als noch vor 10 Jahren darf heute über eine Fusion nachgedacht werden. Was passiert mit unserem Dorf in 30 Jahren? Können wir eigenständig überleben? Frauenkappelen will die Zukunft aktiv vorantreiben und nicht erst, wenn man gezwungen wird. Sehen Sie, wir machen heute keine grundlegende Gemeindeaufgabe mehr selbstständig. In rund 30 Verträgen mit unseren Nachbargemeinden regeln wir, neben vielem anderen, unseren Sozialdienst, die Feuerwehr, das Wasser- und Abwasser sowie einen Teil des Schulwesens. Spezifische Anliegen oder Interessen unserer Gemeinde, wie zum Beispiel den Nutzungsbetrieb der Turnhalle, können in Vereinbarungen mit der Fusionsgemeinde geregelt werden.

Welche Geschäfte oder Erlebnisse bereiteten Ihnen als Gemeindepräsident viel Freude?
Ich machte meinen Job, der un­spektakulär war, aber mir enorm Freude bereitete. Mit dem Mittelländischen Turnfest 2015 und dem Mittelländischen Musiktag 2018 hatten wir 2 grosse Feste in unserem Dorf. Da machte die Bevölkerung voller Begeisterung mit und es brachte eine gute Kultur ins Dorf. Durch mein Mandat bin ich hier heimisch geworden. Die Gemeinderäte sind meine Freunde geworden.

Woher nahmen Sie die Motivation? Wo ist Ihr Kraftort?
Vor 2 Jahren stand ich vor der Wahl, Beruf oder Gemeindepräsidium. Beides wurde zu viel. Darum kündigte ich meine Stelle. Um aber nicht plötzlich in existenzielle Schwierigkeiten zu ge­raten, liess ich mich als Busfahrer bei Bernmobil anstellen. Diese 50%-Stelle ist absolut bereichernd und besonders die Nachtfahrten mit dem «Moonliner» geniesse ich sehr. Auch meine Band «rock 4», in der ich ein wenig Saxophon und Gitarre spiele und auch als Sänger agiere, ist beste Therapie für meine Seele. Und meine Frau ist für mich Gold wert. Sie sagte einmal: «Ich will, dass du zufrieden bist. Dann geht es uns allen auch gut.» Dass unsere beiden erwachsenen Töchter immer noch bei uns wohnen, freut mich enorm. Sie bringen Leben ins Haus.

Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus? Auf was freut sich Markus Kämpfer besonders?
Mit meiner 2007 gegründeten Firma «wetbasement» bin ich als Unternehmensberater wieder selbständig unterwegs. Der Start gelang gut und die Auftragslage ist vielversprechend. Dies auch, weil ich als Gemeindepräsident viele persönliche Kontakte knüpfen konnte. Anders als bei der Gemeinde kann ich jetzt mein Dasein selbst bestimmen. Es gibt keinen Termindruck mehr und alles ist kein Müssen. Zudem bin ich im Moment noch zu 50% als Busfahrer bei Bernmobil angestellt.

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