«Der grösste Kleiderschrank in Bern»

«Der grösste Kleiderschrank in Bern»

Sie führen ihren Secondhand-Kleiderausleih-Laden «TEIL» in der Stadt Bern. Die Waberer Irina und Nadal Gasser und Team bieten damit eine Alternative zum heutigen, schnelllebigen Kleiderkonsum der «Fast Fashion». Die Kundschaft kann bei ihnen auf bestimmte Zeit Kleider im Abo ausleihen.

Im stilvoll eingerichteten Geschäft im 2. Stock an der Marktgasse 46 in Bern finden auf einer Fläche von rund 200 m² vorwiegend Frauen Secondhand-Kleider, Blusen, T-Shirts, elegante Abend- und Festkleider, Hosen, Schuhe, Handtaschen, Hüte sowie weitere Accessoires zur Ausleihe. «Im grössten Kleiderschrank in Bern», wie die Betreiber ihren Laden auch nennen, können über 4000 Kleidungsstücke anprobiert und ausgeliehen werden.

Verantwortungsvolle Mode 

statt «fast fashion»

«Mit unserem Sharing-Gedanken ‹leihen statt besitzen› wollen wir den verantwortungsvollen Konsum von Kleidern fördern und Kleider, als bereits vorhandene Ressource teilen. Dies im Gegensatz zum Kauf billiger Massenware, die nach nur kurzer Tragezeit bereits wieder entsorgt wird. Denn in der Modebranche werden, aufgrund schnell wechselnder Kollektionen durch ‹Fast Fashion› sowie dem Onlinehandel, immer mehr Kleider verkauft und oft nur kurz getragen, was umweltschädigend ist. Entlang der ganzen Produktionskette herrschen in den globalen südlichen Produktionsländern prekäre Arbeitsbedingungen mit mehr als 12 Stunden-Schichten, die überwiegend von Frauen geleistet werden, hohem Wasserverbrauch und Schadstoff-
einsatz. Hinzu kommen lange Transportwege», erklärt die gelernte Damenschneiderin Irina Gasser in der gemütlichen Sitz-
ecke des Ladens. Sie ist Mitgründerin von «TEIL», zusammen mit ihrem Ehemann Nadal, Schwägerin Debora Alder-Gasser und deren Ehemann Claudio. 

Die Wabererin Debora Alder-Gasser wurde auf die «Kleiderei» in Köln, einen Kleiderleihladen, aufmerksam und dachte, dass ein solches Geschäft doch auch in Bern möglich sein sollte. In «Gassers Familienrat» tauschten sie sich aus, entwarfen Projekte mit verschiedenen Optionen. Alle standen hinter der Idee. Es folgten Businessplan, Crowdfunding und das Sammeln vieler Kleider. Viele Kunden geben ihre Kleider heute direkt im Laden ab.

Viel ehrenamtlicher Einsatz und wenige Teilzeitlöhne

Im Mai 2020 eröffneten sie am Bubenbergplatz ihren ersten Laden. Später erfolgte ein Umzug an den Waisenhausplatz, ehe man an die Marktgasse dislozierte. «Kurz nach Geschäftsaufnahme ereilte auch uns Corona mit dem Lockdown. Das war eine sehr schwierige Situation und hat uns fast das ganze Geld gekostet», so Nadal Gasser, der für die Gesamtkoordination des Geschäfts verantwortlich ist. Langsam ging es aufwärts. Die Kundschaft nahm zu und weitere Personen übernahmen Einsätze im Laden und im Back-Office. «Heute arbeiten zusätzlich 16 mehrheitlich junge Leute in Teilzeiteinsätzen ehrenamtlich bei uns im Laden im Verkauf oder bei der Bereitstellung des saisonalen Kleiderangebotes. Auch wir arbeiten zurzeit nur zu einem kleinen Teilzeitlohn und gehen alle noch einem weiteren Erwerb nach. Wir sind noch nicht aus der ‹Hobbyphase› heraus», sagt Irina Gasser, Mutter von drei Töchtern, darunter Zwillinge, schmunzelnd.

Die Motivation ist aber für alle klar: «Wir wollen, dass das Tragen von Kleidern den Konsumenten bewusster und damit nachhaltiger wird und sie die Kleider vermehrt wertschätzen.»

Ausleih-Abonnemente

«Aktuell haben wir 160 ‹TEILerinnen und TEILer›, wie wir unsere Abonnentinnen und Abonnenten nennen. Je nach Abo können sie ein, drei oder sechs Kleidungsstücke gleichzeitig ausleihen, plus einer einmaligen Depotgebühr von 60 Franken.»

Die Kleider müssen gewaschen oder gereinigt zurückgebracht werden. Das Bügeln übernimmt Teil.style. Bei noch vorhandenen Flecken oder grösseren Kleiderreparaturen wird eine geringe Reinigungs- oder Flickpauschale verlangt. «Wir wollen, dass unsere Kundschaft ihre ausgeliehenen Kleider stressfrei tragen und unbeschwert geniessen können. Wer sich von einem schönen Kleid nicht mehr trennen will, kann bei uns eine Offerte zum Erwerb des Kleides verlangen», erklärt Irina Gasser.

Nachhaltigkeitspreis 2022

Im September 2022 gewann das Teil.style-Team den von der Stadt Bern erstmals ausgeschriebenen und mit 5000 Franken dotierten Nachhaltigkeitspreis. Dies aus 28 Projekt-Mitbewerberinnen. «Der Jury gefiel unser neuartiges Konzept und unsere Vernetzung in Bern. Darauf sind wir natürlich stolz, dass wir gegenüber anderen Playern wahrgenommen und geschätzt werden. Dies hat uns zusätzlich einen Motivatiosschub verschafft», so Nadal Gasser. 

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