Der Nase nach – Personen Suchhunde im Einsatz

Der Nase nach – Personen Suchhunde im Einsatz

Wenn ein dementer Patient aus einem Pflegeheim oder ein Jugendlicher von zu Hause wegläuft, kommen oftmals Suchhunde zum Einsatz, um die vermisste Person aufzuspüren. Oft stellen die vierbeinigen Helfer den letzten Strohhalm dar, an den sich die Angehörigen klammern.

Es ist ein bewölkter Sonntagmorgen in Niederscherli. Das Dorf wirkt verschlafen, es ist ruhig auf den Strassen, Fussgänger sind nur vereinzelt zu sehen. Bereits hellwach ist dagegen Darwin, einer von zwei Bluthunden von Walter Baccalà aus Laupen. Das Tier weiss genau: Bald startet der Trail, also die Suche nach der Zielperson, die bereits im Wartehäuschen des Bahnhofes Niederscherli wartet. Das sei Darwin natürlich herzlich egal, erklärt dessen Halter. Für den Hund zähle lediglich die Belohnung in Form einer Schweine-Leber-Pastete, die er am Ende der Übung erhalten wird, fügt Baccalà an, der gemeinsam mit seiner Frau Ruth und fünf weiteren Mitgliedern Personensuchhunde ausbildet. Organisatorisch ist die Gruppe der Schweizerischen Vereinigung für Minen- und Sprengstoffspürhunde (SMEDDS) angegliedert, die im Bereich der Personensuchhunde aktiv ist. Der ehrenamtlich tätige Suchtrupp kommt zum Einsatz, wenn eine Person während mehrerer Stunden oder Tage vermisst wird – dies jedoch immer als Ergänzung zur Polizei. Diese kommt in jedem Fall als Erstes zum Einsatz. Und geht es um vermisste Personen, die im Zusammenhang mit einem Verbrechen stehen, ist dafür ausschliesslich die Polizei zuständig.

Ausgezeichnete Fähigkeiten
Um jemanden aufzuspüren, geht Darwin wortwörtlich seiner Nase nach. Auch wenn die Zielperson den Weg vom Waldrand bis zum Bahnhof bereits vor drei Tagen abgelaufen ist, setzt sich der Hund gemeinsam mit seinem Halter sogleich in Bewegung, nachdem er an einem Stoffstückchen der Zielperson geschnuppert hat. «Er verfolgt jetzt den Individualgeruch der vermissten Person», erklärt Remo Schneider, Leiter der Untergruppe und Vizepräsident der SMEDDS. Deren Geruch verfolgt er, bis die Person aufgefunden ist, sich die Spur verliert oder abbricht, beispielsweise, wenn sich die vermisste Person mit einem Fahrzeug entfernt hat oder von einer Brücke gesprungen ist. Ein gut ausgebildeter Suchhund könne bei guter Witterung eine Spur auch noch drei Monate später nachverfolgen. «Im Gegensatz zum Menschen kann er mehrere 10’000 Gerüche unterscheiden, was ihn für die Fährtensuche unentbehrlich macht», betont er.

Körperliche Fitness ist eine Grundvoraussetzung, die ein Halter eines Personensuchhundes erfüllen muss. In der Tat: Beim Tempo, das Darwin vorlegt, bleibt für Pausen keine Zeit, im Gegenteil: Meistens geht es im Lauftempo vorwärts. Eifrig erschnüffelt der Personensuchhund, in der Fachsprache Mantrailer genannt, die identischen Duftpartikel und folgt ihnen. Darwin riecht an einer Hauswand, wechselt die Seite, steuert Richtung Hauptstrasse, macht kehrt und zieht den Hundehalter Richtung Bahnhof. «Hier hat der Wind den Individualgeruch wohl Richtung Strasse getragen», erklärt Remo Schneider den kleinen Abstecher.

Grosses Engagement
Die wichtigste Eigenschaft eines Hundehalters ist die Fähigkeit, den arbeitenden Hund genau «lesen» zu können. Das setzt eine besonders enge Bindung zwischen Hund und Halter voraus. Zudem muss der Halter die vielen Signale richtig deuten können, die der Vierbeiner durch seine Körperhaltung aussendet. Bis Hund und Hundehalter ein eingespieltes Duo sind, muss regelmässig geübt werden. Remo Schneider und Co. trainieren mindestens an drei Wochenenden im Monat. Eine anspruchsvolle, zeitintensive Tätigkeit, welche die Gruppe in ihrer Freizeit ausübt. «Die Personensuche ist unsere grosse Leidenschaft», erklärt Walter Baccalà. Derzeit besteht das Team aus vier Hunden, von denen drei einsatzgeprüft sind. Sie üben diese Tätigkeit bereits seit gut viereinhalb Jahren aus, davon sind zwei von vier Hunden seit Beginn weg dabei. «Bis ein Hund die Einsatzfähigkeit erreicht hat, muss mit einer Ausbildungszeit von rund drei Jahren gerechnet werden», so Schneider.

Wunsch nach Verständnis
Was für Aussenstehende auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich wirken mag, macht durchaus Sinn. Kurz vor dem Bahnhofshäuschen wird der über 50 kg schwere Darwin immer schneller. Walter Baccalà – er hält ihn an der langen Leine – wird von seinem Hund geradezu die Unterführung hinab- und die Treppe zum Perron hinaufgezogen. Dort springt das grosse, starke Tier die Zielperson freudig an. Von den Lefzen trieft der Geifer, als er die verdiente und sehnlichst erwartete Belohnung erhält. «Wir sind froh, wenn wir – wie hier in Niederscherli – möglichst nahe an der Realität trainieren können», betont Remo Schneider. Dazu gehören nebst Bahnhöfen Einkaufs-
center, kleine und grosse Städte, Geschäfte usw. «Daher sind wir bei unseren Übungen und Trainings auf ein gewisses Verständnis und die Akzeptanz der Bevölkerung angewiesen.»

Um einen Einblick in ihre Arbeit zu geben, führen sie auf Anfrage Demonstrationen durch. «Wir waren bereits in Altersheimen, Spitälern oder Samariter-Vereinen und haben bei der Feuerwehr Einsatzübungen mitgemacht», zählt Walter Baccalà auf. Interessierte, die einen Übungsplatz zur Verfügung stellen oder an einer Demonstration teilnehmen möchten, können sich bei Walter Baccalà melden unter
Tel. 031 747 96 77 oder per Mail an hc.niweulb@alaccab.retlaw.
Yvonne Mühlematter

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Der Nase nach – Personen Suchhunde im Einsatz»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2