Tuberkulose? Hierzulande löst dieses Wort heute keine grosse Besorgnis mehr aus – doch das war lange Zeit anders. Denn Tuberkulose war bis weit ins 20. Jahrhundert eine gefürchtete Krankheit. Erst dank breitem Einsatz von Impfungen und Antibiotika verlor die «Schwindsucht», wie die Krankheit auch hiess, zunehmend ihren Schrecken. Charakteristische Krankheitssymptome war etwa Husten und die damit verbundene Schleimbildung. Mit Spucknäpfen sollte, verhindert werden, dass der Schleim überall auf den Boden gespuckt wurde. Als wichtige öffentliche Einrichtungen wurden zudem die Schulen mit Spucknäpfen ausgerüstet. 1909 schrieb der Zürcher Hygiene-Mediziner William Silberschmidt zum Thema «Ueber Spucknäpfe und Sputumdesinfektion»: «Trotz aller Fortschritte im Hygienebereich steht die Tuberkulose leider noch immer an der Spitze der Infektionskrankheiten. Die Bekämpfung der Tuberkulose ist ein auch den Schulmann in hohem Grade interessierendes Thema.» Die Näpfe, die auch im historischen Schulzimmer und in der Sammlung des Schulmuseums Bern zu finden und bestaunen sind, konnten aus unterschiedlichen Materialien gefertigt werden, so etwa aus Glas, Porzellan oder Messing. Oft wurden die Gefässe zudem mit Sand oder Sägemehl befüllt, teilweise auch mit desinfizierenden Flüssigkeiten. Sie sollten die Tuberkulose-Erreger abtöten. Der Spucknapf vorzugweise an einem nicht allzu stark frequentierten Ort, um die Gefahr des Umstossens gering zu halten. Denn der Napf wurde am Boden nur hingestellt, nicht aber befestigt. Alternativ existierten sogenannte Wandspucknäpfe. Im erwähnten Artikel von 1909 heisst es, diese sollten «[…] in geeigneter Höhe (70-80 cm) an der Wand angebracht werden […]». Nebst seiner präventiven Funktion sollte der Spucknapf ausserdem zu mehr Hygiene erziehen. Den Schulkindern wurde vermittelt, dass das von vielen Erwachsenen praktizierte «Auf-den-Boden-Spucken» keine nachahmenswerte Sache sei. Oder, wie es Silberschmidt in seinem Text ausdrückte: «Die Erziehung zur Reinlichkeit, die von der Schule in die Familie übertragen werden kann, verdient ganz besondere Berücksichtigung.»
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