Die Respektvolle

Die Respektvolle

Jedes Jahr ändert sich das Parlamentspräsidium. Zum fünften Mal in Folge ist es eine Frau, die zur höchsten Könizerin gewählt wird. Diese Ehre wird heuer Arlette Münger (SP) zuteil. Eine junge Frau, die politisch in diesem Jahr eine wichtige Weiche stellen will.

«Seit der Pandemie und den Parlamentssitzungen im OZK sind wir Parteien ein wenig auseinandergerutscht. Das muss man wieder korrigieren. Wir müssen wieder in der Meinung des anderen das Gute und nicht das Schlechte sehen. Denn im Parlament wollen alle dasselbe: Das Beste für Köniz.» Die frischgewählte Parla-
mentspräsidentin wählt klare und dennoch versöhnliche Worte, um ihr Amtsjahr zu beginnen.

«Zäme für Köniz»

Typisch, ist man geneigt zu sagen, denn wer die 32-jährige Floristin kennt, der weiss: Ihre Stärke ist es, klare Worte so respektvoll zu äussern, dass man ihr nicht böse sein kann. Sie verbindet, ohne nachzugeben, sie sucht den Kompromiss, ohne profillos zu werden. «Parteiübergreifend kämpfen wir für ein besseres Köniz. Diese Sichtweise ist ein wenig in den Hintergrund geraten. Das möchte ich in meinem Präsidialjahr wieder vermehrt in den Vordergrund stellen und meinen Beitrag dazu leisten.» Es sind schon fast staatsfrauische Worte, welche die zweifache Mutter wählt. Zur richtigen Zeit, ist man geneigt zu denken, denn auf den Traktanden des Parlaments stehen grosse Brocken. Wie gelingt es, das Klimareglement zu etablieren, wie kann man die hohen Investitionen bei den Schulhäusern leisten, ohne erneut in finanzielle Schieflage zu geraten? Für Münger ist klar: «Wir brauchen den gegenseitigen Respekt und müssen die Themen zusammen ausarbeiten.» Und dann verlässt sie die Bühne der grossen Worte, kehrt zu ihrer natürlichen, ja manchmal gar ein wenig verschmitzten Art zurück und meint lächelnd: «Das ist durchaus inspirierend.»

Mit allen Parteien reden

Und das ist ernst gemeint. Die Sozialdemokratin ist eine, die sich gerne mit allen Parteien austauscht. Schliesslich kommen nur so Lösungen zustande und dessen ist sich Münger eben bewusst. «Mein Mann und ich sind uns zuhause auch nicht immer einig.» Politische Exkurse gibt es dennoch wenig am heimischen Tisch, denn die beiden Kinder sorgen dafür, dass ihre Mutter schnell und sicher wieder auf dem Boden der Tatsachen des Hier und Jetzt landet. Und wenn Sie erneut zu einer Sitzung muss oder das Parlament ruft, dann ist ihr Mann zur Stelle und hält ihr den Rücken frei. Die entsprechende Würdigung ihrer Familie war denn auch an der Parlamentsfeier ein wichtiges Thema für sie.

Eine Teamplayerin

Der Austausch mit Andersdenkenden ist ihr auch in einem anderen wichtigen Amt wichtig: «In der Einbürgerungskommission bin ich oft mit der SVP zusammen. Das ‹fägt. Zwei Meinungen oder politische Hintergründe, die es zu berücksichtigen gilt, und dennoch haben wir den gleichen Grundgedanken: die neuen Bürgerinnen und Bürger möglichst gut kennenzulernen und einzuschätzen.» Münger liebt die Arbeit in der Einbürgerungskommission, ein Amt, das sie trotz Präsidialjahr nicht abgeben will – sehr zur Freude der übrigen Kommissionsmitglieder. Und für Köniz. Denn wo die Rundschau Gemeinden scheltet, die aus der Einbürgerung eine olympische Disziplin zimmern, schaut Köniz hin, lernt die Menschen kennen und sorgt für ein Höchstmass an Integration. Dabei spielt Arlette Münger eine zentrale Rolle. Doch das hört die reisefreudige Frau nur ungern. «Ich kann nur im Zusammenspiel meiner Mitmenschen erfolgreich sein. Sei es mit meiner Familie, die bereit ist in diesem Präsidialjahr viel Zusatzaufwand in Kauf zu nehmen, oder im Parlament selbst, wo man das Präsidium nur dank der herausragenden Arbeit des Parlamentsbüros leisten kann.» Die fast immer lächelnde Frau wird nun ein wenig ernster. Teamgedanken, Zusammenarbeit und gegenseitiger Respekt sind bei ihr keine Worthülsen für ein Motto im Präsidialjahr, sondern eine Lebenseinstellung; deshalb ist es authentisch und kommt von Herzen, wenn Arlette Münger ergänzt: «Ich möchte meiner Heimat Köniz mit meinem Engagement etwas zurückgeben.»

Dass ihr dies gelingen wird, daran zweifeln die Parlamentsmitglieder nicht. Denn obschon Arlette Münger noch jung ist, bestreitet sie bereits ihr achtes Parlamentsjahr. «Mit der Erfahrung wird’s immer interessanter», meint sie dazu nur. Im Laufe der Jahre ist aus ihr eine für die SP eminent wichtige Politikerin herangereift. Denn sie besitzt jene Charaktereigenschaft, mit der man sogar eine SVP an einen SP-Anlass bringt: Respekt. Die höchste Könizerin ist im Jahr 2024 definitiv eine junge Frau, der man den Übertitel «Die Respektvolle» verleihen darf.

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