«Die Saison war wie eine Achterbahnfahrt»

«Die Saison war wie eine Achterbahnfahrt»

Die Saison nach dem Meistertitel war keine einfache für «Floorball Köniz». Die Erwartungen waren hoch und die Enttäuschung nach dem Halbfinal-Aus in den Playoffs gross. Mit dem Gewinn des «Supercups» stehen die Könizer aber nicht mit leeren Händen da.

15 Siege und 7 Niederlagen, so sah die Bilanz von «Floorball Köniz» vor den Playoffs aus. 113 Tore und 99 Gegentoren und damit eine Differenz von nur 14 Toren zeigen, wie knapp die meisten Spiele entschieden wurden. Im Meisterjahr schoss die Offensive 176 Tore und damit die meisten der Liga, heuer reichte es nur für den 7. Rang im Offensivranking. Die Defensive dagegen konnte sich verbessern. Vor dem offiziellen Saisonstart besiegte die Könizer Unihockey-Mannschaft im «Supercup» – hier spielt der amtierende Meister gegen den Cupsieger – Kantonsrivalen SV Wiler-Ersigen. In der Liga dagegen gab es zu Beginn 2 Niederlagen. Bis zu den Playoffs schwankte die Leistung der Mannschaft. «Die Saison war durchwachsen, sie war wie eine Achterbahnfahrt. Es fehlte die Konstanz», fasst Captain Stefan Castrischer zusammen. In den Playoffs steigerte sich die Offensive deutlich und erzielte gegen «Zug United» in 5 Spielen 52 Tore, mehr als alle anderen Mannschaften im Viertelfinale. Im Halbfinale stand «Floorball Köniz» gegen die Wiler nach 2 Niederlagen mit dem Rücken zur Wand, konnte aber das dritte Spiel für sich entscheiden. Nach einer Niederlage in Spiel 4 kam es zum «Showdown» in Kirchberg. Die ersten beiden Viertel verkaufte sich die Mannschaft von Jyri Korsman deutlich unter Wert und lag 5:0 zurück. Dann kam es zum Exploit und den Könizern gelang nach einer Aufholjagd der Ausgleich. In der Verlängerung schoss aber der spätere Meister das entscheidende Tor und der Traum von der Titelverteidigung war im Halbfinale geplatzt, wie schon zuvor derjenige vom Cupsieg.

Woran es lag? Nach dem Gewinn des ersten Meistertitels kam der grosse Umbruch bei «Floorball Köniz». Erfolgstrainer Réne Berliat beendete seine Trainerkarriere in der NLA. Captain Kaspar Schmocker und Leader Florian Kuchen verkündeten ihren Rücktritt. Den als «Tormaschine» bekannten Manuel Maurer zog es nach Schweden, dorthin kehrte auch der strategische Leader Jesper Johansson zurück. Der Verlust der Führungsspieler konnte nicht ausreichend aufgefangen werden, stellt Stefan Castrischer selbstkritisch fest: «Wir mussten erstmal in die Rollen hineinwachsen. Unsere 3 Topleader waren weg und diese 1:1 zu ersetzen war schwierig. Wir haben zwar Spieler, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, aber noch zu wenig Erfahrung mit Führung haben. Ich nehme mich da selbst nicht aus. Ich habe viel gelernt, im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ich noch nicht der Leader war, den es gebraucht hätte.» Das neue Team sei nicht mit dem alten zu vergleichen gewesen, erklärt der 27-Jährige, so musste man erst sein Spiel finden und eine neue Identität. «Nüchtern betrachtet, muss man sagen, dass uns das noch nicht gelungen ist. Aber letzte Saison war natürlich auch eine aussergewöhnliche.» Diesmal fehlten der Mannschaft jene Spieler, die mit unbedingtem Willen die anderen mitzogen. «Viele sind im Playoff-Halbfinale ernüchtert gewesen und mit der Einstellung rangegangen, mal schauen was passiert. Wenn es nicht läuft, ist es auch ok. Es war zu wenig Wille dabei. In der Breite haben wir einfach nicht genug Antreiber, wie zum Beispiel Kuchen einer war», analysiert der gebürtige Schlierner. Das individuelle Level einzelner Spieler sei dem Team zum Verhängnis geworden, es gab zu wenig Leistungsträger und für einige war es schwierig, mit dem unbewussten Erwartungsdruck umzugehen. Positiv sei, dass sich die Mannschaft insgesamt verbessert habe, vor allem beim Spiel mit dem Ball. Optimistisch ist der Captain auch, was die kommende Saison angeht. Mit Maurer kommt ein Spieler zurück, der nicht nur viele Tore schiesst, sondern auch hart trainiert, hohe Ansprüche ans Team stellt und den unbedingten Willen mitbringt. «Das wird sicher einen wichtigen Impuls geben.» Yves Pillichody wächst immer mehr in die Rolle als Kuchens Nachfolger hinein und auch Silvan Bolliger übernimmt zunehmend die Rolle des Leaders. Für Goalie Eder findet Castrischer lobende Worte: «Päddy hat gelernt, wie er gezielt Einfluss auf die Mannschaft nehmen kann. Das ist wichtig.» Die jungen Spieler Simon Müller und Fabian Michel sind ebenfalls bereit, Verantwortung zu übernehmen. Darüber hinaus gäbe es noch Spieler wie Jonas Ledergerber und Stefan Hutzli, die zwar neben dem Spielfeld eher ruhig sind, aber im Spiel die nötigen Impulse liefern und so die Mannschaft pushen können.

Nach einer kurzen Pause ging es Mitte Mai schon wieder mit dem Sommertraining los. Das bedeutet 4 Mal pro Woche Training mit dem Team plus 2 bis 3 Mal Individual- und Krafttraining. Ein hartes Pensum für die Spieler, die nebenher noch studieren oder arbeiten. Im Juli wird es eine weitere dreiwöchige Pause geben, bevor man sich intensiv für die Saison, die im September startet, vorbereitet. Das harte Pensum geht an die Substanz und die Regenera­tion kommt zu kurz, wenn man erst um 22.30 Uhr zu Hause ist und am nächsten Tag wieder früh aufstehen muss, um zur Arbeit oder zur Uni zu fahren. Dies sei einer der Gründe, weshalb immer mehr Spieler ihre Karriere früh beenden. Auch er müsse von Saison zu Saison überlegen, ob er weitermache, so Castrischer. Denn irgendwann komme man an den Punkt, wo man sich vermehrt auf den Beruf konzentrieren müsse, um dort voranzukommen. «Aber noch brennt das Feuer in mir», sagt der Verteidiger, «So lange ich mich verbessern kann, habe ich einen extremen Ansporn, weiterzumachen. Klar ist der Aufwand
hoch im Vergleich zum Ertrag, schliesslich verdienen Unihockeyspieler in der Schweiz kein Vermögen. Aber das Teamleben, die Emotionen und die Freude wiegen das alles auf!»

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