«Eigentlich wollte ich gar nicht am Wettbewerb teilnehmen», erzählt die professionelle Fotografin und ergänzt ungläubig: «Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich so ein gutes Resultat erreiche.» Seit Jahren ist sie Mitglied im «Fotoclub Münsingen», der sie immer wieder ermuntert hat, an Wettbewerben teilzunehmen. Dass sie nun über ihren Schatten springen konnte und so ein positives Echo zurückkommt, freut sie enorm. Beatrice Hildebrand steht nicht gerne im Rampenlicht und sieht sich in ihrer bescheidenen Art lieber im Hintergrund. Ganz anders verhält es sich jedoch bei der Fotografie. Ohne sich überwinden zu müssen, dirigiert sie den fotografischen Ablauf an Hochzeiten und inszeniert in ihrem Studio gekonnt gestellte, aber echte, emotionale Bilder.
Die erste Bekanntschaft mit der Kamera machte die gebürtige Walliserin mit der uralten Minolta ihres Vaters. Wie viele Berufskolleginnen und Kollegen aus ihrem Jahrgang hat sie das Handwerk der Fotografie noch mit der analogen Technik erlernt. Doch leider hatte sie in dem kleinen Walliser Dorf keine Möglichkeit, eine Lehre zur Fotofachfrau anzutreten. Sie machte die Ausbildung zur Bürofachfrau und wurde bald Mutter. Das Fotografieren blieb ihr weiterhin als Hobby erhalten und fand in ihrem Bekanntenkreis grossen Anklang. Sie habe jedoch bewusst und aus Prinzip keine Aufträge angenommen. «Meine Haltung war, dass ich die Auftragsfotografie den Profis überlasse», erklärt sie.
2006 musste Beatrice Hildbrand aus gesundheitlichen Gründen ihre Arbeit als Redaktorin bei einem regionalen Infokanal beenden. Sie sah den Neuanfang als Chance, realisierte ihren langjährigen Traum und absolvierte den Lehrgang für digitale Fotografie bei einer Fotoschule in Luzern. Aus eigenem Ansporn gab sie im Eigenverlag und in Zusammenarbeit mit dem Lokalhistoriker Toni Beyeler ein Fotobuch über ihren Wahlwohnort Laupen heraus. Das Buch war ein grosser Erfolg und die Anfragen für Aufträge häuften sich. Unter anderem durfte sie ein Kochbuch der «Berner Landfrauen Küche» illustrieren. «Der positive Zuspruch aus meinem Umfeld motivierte mich, den Schritt als selbstständige Fotografin zu wagen», erinnert sich die Mutter von mittlerweile 3 erwachsenen Söhnen. In einer ehemaligen Schreinerei richtete sie ihr Fotostudio ein, in dem sie bis heute mit viel Freude und Leidenschaft Menschen porträtiert.
Die rasche Entwicklung der digitalen Fotografie habe viel verändert. Heutzutage könne jede und jeder fotografieren, sei es mit einer Kamera oder sogar mit dem Smartphone. Doch um gute Bilder zu machen, gehöre mehr dazu, als nur den Auslöser zu drücken, meint sie mit einem Augenzwinkern. Sie vergleicht es gerne mit dem Kochen: Es ist einfach, eine Dose Ravioli zu öffnen, aber etwas anderes ein schmackhaftes Menu selbst zuzubereiten. Neben ihren fachlichen Kenntnissen lässt sie sich vor allem von ihrer Intuition leiten: «Ein gelungenes Foto muss Emotionen auslösen, Erinnerungen wecken und eine Geschichte erzählen. Echt, aber inszeniert – das ist meine Arbeitsphilosophie.»
Beatrice Hildbrand hat ein gutes Gespür und gewinnt mit ihrer natürlichen Art das Vertrauen ihrer Kundinnen und Kunden. Der Mensch als Wesen fasziniert sie: «Es ist die Ausstrahlung und die Individualität, die mich an der Menschenfotografie so reizen», schwärmt sie mit leuchtenden Augen. Für ihre Zukunft wünscht sie sich, weiterhin Erinnerungen für ihre Mitmenschen zu schaffen, und sagt überzeugt: «Ansonsten nehme ich einfach Tag für Tag was kommt. Wer weiss schon was Übermorgen ist – meine Zukunft ist jetzt.»