Die «Adventure-Twins», wie sich das Zwillingspaar auf seinem Instagram-Account nennt, legten rund 5700 Kilometer auf ihren Bikes zurück. Seit Kindheitstagen sind sie sportbegeistert: «Uns wurde wohl der Bewegungsdrang in die Wiege gelegt. Unsere Familie war an den Wochenenden immer unterwegs – sei es beim Wandern, Schwimmen, auf Ski- oder bei Velotouren. Wir müssen uns einfach bewegen, sonst werden wir ‹kribbelig›», schmunzelt Lena. Bis zur 9. Klasse unternahmen Lena und Lisa fast alles gemeinsam. Bei der Leichtathletik, die sie viele Jahre erfolgreich und ambitioniert praktizierten, gingen sie stets zusammen an den Start. «Als wir aus der Schule kamen, haben wir uns etwas auseinandergelebt», erinnert sich Lisa. Die Lust auf Abenteuer brachte die Zwillinge wieder näher zusammen. Sie radelten durch die Schweiz und unternahmen Radtouren in das umliegende Ausland. Inspiriert von Dokumentarfilmen und Biografien, fassten die 20-Jährigen den Entschluss, eine längere Auszeit zu nehmen, packten ihren Rucksack und ihre Fahrräder und flogen nach Australien.
Ein gutes Team
Wer jetzt denkt, die beiden hätten sich monatelang auf die Reise vorbereitet, liegt allerdings falsch. «Die Vorbereitungen waren eher spärlich», so Lisa, und ihre Schwester ergänzt: «Uns war es wichtig, die Reise neutral und unvoreingenommen anzugehen. Unsere Hauptmotivation war einfach, etwas Neues zu erleben. Egal, was man macht – man sollte es aus Überzeugung tun, dann kommt es schon gut.» Obwohl sich die beiden äusserlich kaum unterscheiden, haben sie dennoch unterschiedliche Charaktere. Während Lisa gerne plant, strukturiert und organisiert, ist Lena lieber spontan unterwegs. Auf die Frage, ob sie sich mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten gut ergänzen, antworten sie im Chor: «Ja!» und müssen dabei lachen. «Wir finden immer eine Lösung, die für beide stimmt. Wir haben es einfach gut zusammen und verstehen uns oft ohne grosse Worte.»
Perspektivenwechsel
«Das Reisen mit dem Velo ist ein einzigartiges Erlebnis», schwärmen die Zwillinge: «Man fühlt sich einfach frei und das langsame Reisen wirkt so entschleunigend in unserer schnelllebigen Zeit.» Voller Erlebnisse und neuer Erfahrungen kehrten die Abenteurerinnen nach drei Monaten zurück in ihr Elternhaus nach Mamishaus. «Erst nach einiger Zeit wurde mir bewusst, was ich auf der Reise gelernt habe. Unter anderem habe ich den Wert von kleinen und alltäglichen Dingen erkannt. Ich schätze es, dass es uns hier in der Schweiz so gut geht. Wir haben Strom, Wasser, genug zu essen und ein Dach über dem Kopf», sagt Lena nachdenklich. Ihre Schwester nickt zustimmend: «Ich habe auch das Gefühl, dass ich im Alltag achtsamer geworden bin.»
Die Reise geht weiter
Seit der Rückkehr aus Australien sind einige Monate vergangen. Lena und Lisa haben sich mit einer Saison-Arbeitsstelle Geld für das nächste Abenteuer verdient, wie sie voller Vorfreude verraten: «Wir reisen diesen Winter für einige Monate nach Costa Rica – diesmal zum Surfen.» Lena wird bereits im November in Begleitung ihres Freundes aufbrechen. Lisa fliegt im Dezember nach. «Und was danach kommt? Keine Ahnung», sagen sie lachend: «Wir lassen es einfach auf uns zukommen.» Ganz nach ihrem Lieblingszitat von Rainie Navarro: «Wir haben nichts zu verlieren und eine Welt zu sehen.» Doch eines wissen die beiden bereits: Egal, wohin die Reise geht, sie haben stets ein ganz besonderes «Gepäckstück» dabei. «Ein Multitool, wie ein Schweizer Taschenmesser, hat sich immer wieder als nützlich erwiesen», sagt Lisa und ihre Schwester Lena ergänzt: «Und ein Tagebuch, um all unsere Abenteuer festzuhalten. So viel Planung muss einfach sein.»