Ja, Sie haben natürlich recht. Dieser Untertitel hinkt. Man sagt, etwas wirft einen Schatten voraus, und nicht, dass Sonnenstrahlen vorausgeworfen werden. Doch Schatten ist negativ behaftet, wenngleich die Grünen zurecht argumentieren: Wieso denn, schattenspendende Bäume braucht es noch viel mehr, gerade im dichten Wohngebiet. Und nein, es ist auch nicht nur das SVP-Sünneli, dass sein Licht vorauswirft. Es ist auch die rote Sonne am Firmament der SP, das tiefblaue Wasser, das darunter im FDP-Blau glitzert und nicht zu vergessen: Wie orange sich die Sonne schon am Morgen über dem Horizont eingemittet hat oder das Blau-Gelb von Wasser und Sonne die EVP erfreut, während die GLP freundlich auf ihr Logo zeigt, das die grünen Blätter mit dem kühlen Blau vereint.
Die Ausgangslage
Alle sind sie da, die sieben Parteien, welche das Könizer Parlament ausmachen. Mit SP, SVP, GLP, FDP und Grünen sind fünf davon im Gemeinderat vertreten. Alle mit ihren ganz eigenen Sonnenstrahlen und Schattenseiten. Und genau das macht die Ausgangslage so spannend. Insbesondere im Gemeinderat. Die FDP, die SVP und die Grünen schicken neue Kräfte ins Rennen. Für Thomas Marti (GLP) geht es nur ein Jahr nach seiner Wahl bereits um die Wiederwahl. Streng genommen ist sogar Gemeindepräsidentin Tanja Bauer noch nicht mal eine ganze Legislatur im Amt. So gesehen ist für die Legislatur 2026-2029 von all jenen, die damals ordentlich gewählt wurden, niemand mehr im Amt. Wer verteidigt, wer greift an, wer verliert? Das Rennen um die Gunst der Wählerschaft ist schon alleine dank dieser Ausgangslage lanciert.
Starke SP
Die wählerstärkste Partei waren bislang die Sozialdemokraten. Sie stellen die amtierende Gemeindepräsidentin und diese hat frühzeitig bekannt gegeben, wieder für das Amt zu kandidieren. Die Frage dahinter ist jedoch: Greifen die Sozialdemokratinnen und -demokraten – wie schon bei den Ersatzwahlen im Herbst 2024 – erneut an? Und wenn ja, welche Partei gerät dadurch besonders ins Schwitzen? Bei den Ersatzwahlen war das Resultat relativ deutlich zugunsten der GLP ausgefallen. Doch vor vier Jahren verpasste die SP den zweiten Sitz nur knapp. Mögliche Kandidierende neben Tanja Bauer sind Géraldine Mercedes Boesch oder Brigitte Rohrbach, um erste Namen zu nennen.
Stabile SVP
Christian Burren (SVP) steht für eine weitere Legislatur nicht mehr zur Verfügung. Was macht die SVP aus dieser Ausgangslage? Sie tritt zurecht mit breiter Brust auf. Denn die Volkspartei positioniert sich in Köniz – durchaus anders als in anderen Gemeinden – lösungsorientiert und pragmatisch. Ihre Spitzenpolitiker geniessen über die Parteigrenzen hinaus einen guten Ruf. Und es sind auch genau diese Parteispitzen, die eifrig gehandelt werden, wenn es um die mögliche Nachfolge von Christian Burren geht. Kathrin Gilgen und Reto Zbinden zum Beispiel.
Mächtige Mitte
Die Mitte-Fraktion ist in Köniz weitaus mehr als nur das Zünglein an der Wage. Ja schon fast eine ausgewachsene Ochsenzunge. Die Ersatzwahl für Thomas Brönnimann haben die GLPler geschafft und mit Thomas Marti einen Mann, der sich konsequenterweise nach nur einem Jahr für die Wiederwahl zur Verfügung stellt. Und die kleineren Parteien die Mitte und EVP? Beide Parteien verfügen im Parlament über politische Schwergewichte wie einen Toni Eder (die Mitte) oder eine Katja Streiff (EVP) sowie Matthias Müller (EVP). Klein, aber fein können sie mit ihren Gemeinderatskandidaturen dank Listenverbindungen viel zu einer erstarkten Mitte beitragen und wer weiss, ob nicht plötzlich eine andere Partei strauchelt und die sicheren Werte dieser Menschen dann bereitstehen.
Grosse Grüne
Die grossen Wahlsieger vor vier Jahren waren zweifelsohne die Grünen. Doch inzwischen mussten sich in ihren Reihen grosse Namen aus der Könizer Politik verabschieden, weil sie zu regelrechten Höhenflügen ansetzten. Iris Widmer als Bundesrichterin zum Beispiel. Wer also tritt das Erbe von Hansueli Pestalozzi (Grüne) im Gemeinderat an? Dieses Rätsel gipfelt in einem grossen Namen: Dominique Bühler. Kommt die derzeitige Grossratspräsidentin und höchste Bernerin zurück und kandidiert für den Gemeinderat? Das Geheminis wurde gut gehütet und nun druckfrisch gelüftet. Ja, sie will.
Fokussierte FDP
Solches Rätseln kennen die Freisinnigen nicht. Schon früh, nachdem bekannt wurde, dass Hans-Peter Kohler im Gemeinderat nicht mehr zur Verfügung stehen wird, brachte die FDP Dominic Amacher (FDP) in Stellung. Er soll gleich doppelt auf die Liste. Auch er ein Schwergewicht aus dem Parlament mit Erfahrungen als Präsident der Finanzkommission. Diese Nomination ist sonnenklar. Spannender wird bei den Liberalen die Frage sein, wie viel von der erstarkten jungen freisinnigen Bewegung übrig bleibt und für das Parlament antreten wird?
Eines sollte in die Wählergunst einfliessen dürfen: Gemeinderat und Parlament haben es in den vergangenen vier Jahren geschafft, den budgetlosen Zustand abzuwenden und dank Steuererhöhung finanziell zu erstarken, ein Klimareglement mit vielen Massnahmen auf die Beine zu stellen, die Stiftung Schloss Köniz zu realisieren und den steigenden Bedarf an Schulraum besser zu bewältigen als viele benachbarte Gemeinden. Eine durchaus erfolgreiche Legislatur endet. Es ist gänzlich klischeebefreit, wenn man feststellen darf: Alle Parteien haben das ihrige dazu beigetragen. Gemeinsam. In sonnigen wie auch in schattigen Zeiten. Das sind die positiven Vorzeichen für dieses auserwählte Jahr.