Ein Hauch südländischer Wärme

Ein Hauch südländischer Wärme

Was wohl entsteht, wenn sich zwei Maturandinnen an einem Herbsttag auf eine Joggingrunde entlang des Aareufers begeben und genau 23 Tage später auf einer Geschäftsreise in der malerischen Landschaft Liguriens verweilen?

Statistiken belegen, dass die Mehrheit der Maturandinnen und Maturanden innerhalb von zwei Jahren an eine Hochschule eintritt. Nach dem Erlangen der Maturität entscheiden sich aber viele potenzielle Studierende, ein Zwischenjahr einzulegen, um zentrale Fragen ihrer Zukunft zu klären. Eine elementare Überlegung dabei ist: «Wie kann ich diese zwölf Monate sinnvoll nutzen?» Die Schwarzenburgerin Helen Strasser und die Stadtbernerin Lucia Picciati haben diese Frage für sich mit ihrem Café «Dolce Amaro» beantwortet. Am 23. November öffnete das Lokal in den Räumlichkeiten der Gelateria di Berna im Breitenrain seine Türen und brachte somit ein Stück italienisches Lebensgefühl in die Stadt. Das Pop-up mit zehn Sitzplätzen verwöhnt seine Gäste bis Ende Februar 2025 mit neapolitanischem Kaffee, hausgemachtem Gebäck und einer Auswahl an Secondhand-Kleidern.

Das Ufer der Aare: eine Quelle der Inspiration
Eines Tages stellte sich die 19-jährige Picciati die Frage, was während der Winterpause mit der Gelateria di Berna passiere. Kurzerhand beschloss sie, ihr eigenes Pop-up-Café zu eröffnen. Nach dem Erlangen der Maturität investierte Picciati zwei Wochen der Sommerferien in die Ausarbeitung eines Konzepts. Am 28. August erhielt sie schliesslich die Zusage, das Lokal im «Breitsch» nutzen zu dürfen. Nachdem sich die Maturandin von der ersten Aufregung erholt hatte, lud sie etwa eine Woche später ihre ehemalige Schulkollegin Helen Strasser zum Joggen an der Aare ein und erzählte ihr die Neuigkeit. Spontan bot Strasser an, Picciati zu unterstützen. Diese nahm das Angebot ohne Zögern an. So wurde aus Maturandinnen des Gymnasiums Lerbermatt Geschäftspartnerinnen.

Vom Aare-Ufer an die ligurische Küste
Die zukünftigen Studentinnen bestritten den Weg zur Eröffnung ihres Pop-ups geeint und beantragten eine gastgewerbliche Einzelbewilligung. Diese beinhaltete zunächst einen Raumplan, gefolgt von einem Grundkonzept des Lokals, einem Situationsplan der Räumlichkeiten und schliesslich einem detaillierten Hygienekonzept. Inspiriert durch zahlreiche Kaffeebesuche folgte eine Geschäftsreise nach Ameglia, einer Gemeinde in der Provinz La Spezia in Ligurien. Begleitet von einem Notizblock und einer Kamera sammelten sie zahlreiche Rezepte. Apropos importieren: Dank ihrer Reise fanden auch die verführerischen «Cornettos», gefüllt mit geschmolzener Zartbitter-Schokolade oder einer Creme mit nuanciertem Pistaziengeschmack, ihren Weg ins hauptstädtische Trendviertel. Zusätzlich haben die Freundinnen ein italienisches Backbuch erworben, das ihnen wertvolle Unterstützung bietet. Ausserdem entstand das selbst entworfene Logo von «Dolce Amaro», das eine «Bialetti-Kaffeemaschine» darstellt. «Diese Reise stärkte unsere zwischenmenschliche Beziehung, und der Grundriss von unserem Projekt nahm Gestalt an», halten die beiden Kaffee-Expertinnen fest.

Schlüsselübergabe: rund eine Woche vor dem grossen Tag
Nachdem die theoretischen Ansätze des Projektmanagements über die App «Notion» erfolgreich in die Praxis umgesetzt wurden, fand die Werbekampagne sowohl in der analogen als auch in der digitalen Welt Anklang. Strasser und Picciati haben einen Instagram-Kanal eingerichtet und rund 400 Flyer im Quartier verteilt. Am 14. November fand die Schlüsselübergabe statt. Nur noch wenige Tage bis zur Eröffnung: Schaffen die beiden es, das Lokal nach ihren Vorstellungen einzurichten und ihm den letzten Feinschliff zu verleihen?

Die Geburtsstunde
Am 23. November 2004 erblickte Strasser das Licht der Welt. Zwei Dekaden später, an einem verschneiten Samstagmorgen, hauchten sie und Picciati dem «Dolce Amaro» das Leben ein. Manuel Mischler, in der Region bekannt vom Fotoprojekt «100 Gesichter aus Schwarzenburg», hielt diesen Moment fotografisch fest. Musikalisch umrahmt wurde das Ereignis von einer ehemaligen Klassenkameradin, die auf ihrem Cello Stücke von Bach spielte. Nun ist Leben in die Gelateria di Berna eingekehrt und ein Hauch von südlicher Wärme strahlt den kalten Wintertagen entgegen.

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