Am Anfang war das Corona-Virus: Aufgrund der Reisebeschränkungen ist Alexandra Erb im Sommer 2021 nicht wie üblich in die Ferien gereist. Vielmehr hat sie die freie, warme Zeit genutzt, um ein Kinderbuch zu schreiben: «In diesem Sommer sind insgesamt acht Kurzgeschichten entstanden, über Kinder aus aller Welt und ihren lokalspezifischen Umgang mit den Folgen des Klimawandels.» Die Brandrodung des Regenwalds in Brasilien etwa, oder durch die Permafrost-Schmelze verursachte Murgänge in Norwegen. Mit ihrem Kinderbuchprojekt hat es die in Niederwangen wohnhafte Umweltingenieurin auf raffinierte Art und Weise geschafft, ihre beiden grossen Leidenschaften miteinander zu verbinden: Das Schreiben – und den Umweltschutz.
«Ich habe bereits im Kindesalter viel geschrieben. Das Aufsatzschreiben in der Schule hat mir immer zugesagt.» Aufgewachsen am Bielersee, hat Alexandra Erb nach der obligatorischen Schule zunächst eine Lehre als Drogistin absolviert. Ihr Interesse an Umweltthemen hat die 28-Jährige dazu motiviert, via Berufsmatura an der Hochschule in Wädenswil am Zürichsee ein Studium in Umweltingenieurwesen aufzunehmen. Zuletzt hat sie ein Praktikum bei der kantonalen Bio-Offensive «Bern ist Bio» abgeschlossen. Nun bietet sie über ihre Firma Hirundo selbständig Exkursionen, Workshops und Kurse im Natur- und Umweltbereich an.
Professionelles Coaching
Im Rahmen ihres Studiums hat sich Alexandra Erb im Herbstsemester 2022 ins Modul «Innovation Lab» eingeschrieben. Ziel des Moduls war es, ein eigenes Projekt zu umweltbezogenen Themen zu verwirklichen. «Studienkollegen haben da beispielsweise ein Lederimitat aus Pilzen hergestellt, oder ein sich selbst bewässerndes Gartenbeet konzipiert. Ich selbst dachte sogleich an mein Kinderbuchprojekt», erzählt die gewiefte Schreiberin. Im Rahmen des Moduls hat sich Alexandra Erb eigens ein Coaching bei einer Zürcher Künstlerin organisiert. «Dort habe ich zu meinen Texten ausführliche Feedbacks erhalten. Auf deren Basis habe ich die Texte weiter ausgefeilt.»
Wichtige Illustrationen
Bei Kinderbüchern kommt allerdings nicht nur dem Text, sondern auch der Bebilderung eine entscheidende Rolle zu. «Zunächst habe ich versucht, meine Geschichten in Eigenregie zu illustrieren. Doch bereits beim Zeichnen eines Eisbärs bin ich ins Straucheln geraten. So habe ich mich entschieden, die Illustration des Projekts einer Drittperson anzuvertrauen.» Nach einer ersten, nicht ganz zufriedenstellenden Zusammenarbeit mit einer Künstlerin aus Basel ist Alexandra Erb via Freundeskreis dann auf Anna Cogliatti gestossen – eine ausgebildete Kleinkindererzieherin, die sich an der Zürcher Hochschule der Künste im Bereich Design mit der Vertiefung «Knowledge Visualization» – also der Visualisierung wissenschaftlicher Sachverhalte – ausbildet. «Anna hat mir nach der Kontaktaufnahme erste Skizzen und eine Offerte zugeschickt. Nun war es an mir, das dafür nötige Geld zu beschaffen.»
Geld via Crowdfunding
Für die Jungautorin der richtige Zeitpunkt, um auf der Plattform «wemakeit» ein Online-Crowdfunding zu starten. Im Internet konnte man dabei beliebige Beträge für das Kinderbuchprojekt spenden. Dafür hat Alexandra Erb fleissig die Werbetrommel gerührt. Im Freundes- und Bekanntenkreis, mit gedruckten Flyern, aber auch via Social Media hat sie auf ihr Vorhaben aufmerksam gemacht. «Während einem Monat ist dabei ein Betrag von über 10’000 Franken zusammengekommen. Das hat mich unglaublich gefreut», erzählt Alexandra Erb. Mit diesem Geld erblickte sie endlich Licht am Ende des Tunnels, um die Kosten für die Illustration und für den Buchdruck auch tatsächlich finanzieren zu können. Spätestens im Juni dieses Jahres wird ihr Kinderbuch «Klima Abenteuer» nun definitiv gedruckt und verkauft.