Das Gurtenfestival lockt jeweils über 70’000 Besucher auf den Berner Hausberg. Auch Carlo Bommes ist während diesen vier Tagen auf dem Gurten – Zeit, ein Konzert in ganzer Länge zu geniessen, wird er aber wohl kaum haben. Carlo Bommes, seit diesem Winter alleiniger Geschäftsführer der Gurten Festival AG, sagt, dass er sich darauf einstelle, höchstens zwei, drei Lieder anhören zu können. «Habe ich eine bestimmte Band oder einen Sänger im Kopf, kommt sowieso genau dann etwas dazwischen», so seine Erfahrung. Aber… wenn er wünschen könnte, würde er sich gerne das Konzert von «Faithless» anhören, meint er schmunzelnd. «Auf diese Band freue ich mich besonders», gesteht der Geschäftsführer.
Gelassen und heiter
Während des Telefon-Interviews mit dieser Zeitung ist er anscheinend die Ruhe selbst. Auf die Frage, ob er bereits nervös sei, kommt denn auch ein klares Nein. Bis Festivalbeginn bleibt noch mehr als ein Monat, sein Puls werde aber auch kurz vorher nicht schneller gehen, ist er überzeugt. «Ich habe das Glück, ein ausgeglichener Mensch zu sein, der fast in jeder Situation ruhig bleibt», sagt er. Abgesehen davon: Grund zur Nervosität gebe es nicht: «Bisher läuft alles planmässig, fast alle Tickets sind verkauft, das Programm ist auch in diesem Sommer abwechslungsreich…», zählt er auf. Grund, sich zu sorgen, hat er in der Tat nicht. Das Festival ist ein Renner – seit Jahren und trotz der immer grösser werdenden Konkurrenz. Die hohe Festivaldichte in der Schweiz habe jedoch kaum Einfluss aufs Publikum. «Viele Leute besuchen seit Jahren das Gurtenfestival. Diese kommen, weil es ihnen gefällt, und springen nicht einfach ab, wenn ein neues Festival ins Leben gerufen wird.» Er schätzt, dass rund die Hälfte der Besucher das Festival wegen des Anlasses selbst besucht – welche Bands auftreten, spiele für diese Gruppe eine untergeordnete Rolle. «Sie fühlen sich auf dem Gurten wohl und schätzen die Stimmung, unabhängig vom Programm.»
Besucher erwarten mehr
«Die Leute haben höhere Ansprüche als früher», stellt Carlo Bommes fest. Eine Reaktion auf die gesteigerten Bedürfnisse sei beispielsweise der Wechsel von Toilettenkabinen zu Sanitärcontainern, die mit fliessendem Wasser, Lavabo und Spiegel ausgestattet sind. «Die Besucher wollen sich heute auch während eines Festivals im Spiegel betrachten oder täglich zweimal die Zähne putzen können.» Früher habe es dies kaum gegeben, vergleicht er. Heute gelte das Festival als eines mit den besten Toiletten, meint Bommes und lacht. Angesprochen auf die Zukunft des Festivals sagt er, dass er irgendwann einmal «Muse» als Headliner verpflichten möchte. «Träume darf man ja immer haben», meint er lachend zu seinem Wunsch, einer der «ganz Gros-
sen» auf den Gurten zu holen.