Ein Titelgarant?

Ein Titelgarant?

Der Zauberer. Das grösste Talent der Schweiz. Der Künstler. Hochbegabt. Zahlreiche Superlative werden verwendet, wenn die Rede von Jan Zaugg ist. Nach zwei Jahren in Schweden kehrt der Unihockey-Spieler in die Schweiz und zu Floorball Köniz zurück.

Der 23-Jährige ist gereift während seiner Zeit im hohen Norden. Bis zu seinem Umzug lebte er zu Hause bei seinen Eltern. In Mullsjö zog er nicht in eine WG, sondern direkt in eine eigene Wohnung. «Das war eine gewaltige Umstellung», erzählt er. Im ersten Jahr bekam er regelmässig Besuch, damit war der Nachschub an selbstgebackenen Zöpfen im Tiefkühler gesichert. «Ich habe es geschätzt, wenn sie mir Essen und Trinken aus der Heimat mitgebracht haben. Manche Sachen gibt es in Schweden nicht», sagt Jan Zaugg. Dass er, was Essen angeht, «etwas heikel» ist (Gemüse steht weniger auf seinem Speiseplan), hat wohl auch seinen Teil dazu beigetragen. Nachdem auch im skandinavischen Land die Regeln verschärft wurden, konnte niemand mehr zu ihm reisen. Das sei mit ein Grund gewesen, zurückzukehren: «Es war jetzt nicht so, dass ich Heimweh gehabt hätte, aber es ist doch schön, wieder näher bei meinem Umfeld und meinen Freunden zu sein.»

Ein anderer Grund ist, dass sich der Schlierner nun mit seiner beruflichen Zukunft auseinandersetzen möchte. Nach dem Abschluss des Sportgymnasiums Howil hatte er sich zuerst auf den Sport konzentriert. Dann ging es nach Schweden. «Ich habe es etwas unterschätzt, das neue Land und die neue Sprache. Meine Sprachkenntnisse waren nicht ausreichend genug für einen guten Job. Das heisst einer, der mir für meine Zukunft etwas gebracht hätte. Da ich vom Unihockey dort leben konnte, habe ich mich weiter darauf fokussiert», erklärt Zaugg. Er gibt zu: «Mir ist fast langweilig geworden, das hätte ich nie gedacht.» Schliesslich galt er immer als faul oder nett ausgedrückt: Aufwandskalkulist. Bei Sachen, die mir Spass machen, bin ich schon fleissig. So war er früher meist lange vor dem eigentlichen Trainingsbeginn in der Halle, um schon mal an seinen technischen Fähigkeiten zu arbeiten. Auch auf dem Golfplatz ist er fleissig. Zum Leidwesen seines Vaters. Der Sportchef von Floorball Köniz muss sich doch immer wieder geschlagen geben.

Sprach er früher davon, dass er sich vorstellen könnte Sport oder Jura zu studieren, wirkt er heute unsicher: «Ich mache mir im Moment keine Gedanken darüber gemacht, was ich machen will. Ein Praktikum und dann eine Lehre? Oder schreibe ich mich an der Universität ein?» Zurück in der Schweiz habe er sich zuerst um eine Wohnung gekümmert. Er wird mit dem zweiten Rückkehrer Silvan Bolliger sowie Ex-Captain Kaspar Schmocker zusammenziehen. Die Freude darüber ist gross, nun liegt der Fokus aber auf der Entscheidung, was seine berufliche Zukunft angeht.

Und auf dem Sport. Das Sommertraining startet wieder, darauf freut er sich: «Schliesslich habe ich länger Pause gehabt als die anderen.» Während sich die Könizer bekanntermassen den Meistertitel holten, schied Zauggs Verein Mullsjö AIS im Playoff-Halbfinale aus. Seinen Traum, Playoffs in vollen Hallen zu spielen, konnte er sich nicht erfüllen. Im letzten Jahr wurde die Saison aus bekannten Gründen abgebrochen, einer der Gründe, warum er eine zweite anhängte. Aber auch diesmal machte ihm das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem kann er zufrieden auf seinen Auslandsaufenthalt zurückblicken. Insgesamt kommt er in den beiden Spielzeiten auf 111 Punkte, davon 82 Tore. Im letzten Jahr erhielt er sogar die Auszeichnung zum «Rookie oft he year» der Schwedischen Liga.

Dort hat das Unihockey einen anderen Stellenwert als in der Schweiz. Auch die Einstellung sei anders: «Ich bin teils erschrocken, wie ehrgeizig die andern schon waren, wenn wir zum Aufwärmen Fussball gespielt haben. Die wurden richtig . Das spiegelt mich nicht wider, aber ich habe davon profitiert.» Viele Spieler im «Land von Ikea» jobben nur, in der Schweiz sei das anders. «Hier gehen wir ins Training, aber die Priorität liegt auf dem Studium oder dem Beruf. Wenn es bei den Schweden im Unihockey nicht läuft, dann geht für sie die Welt unter. Das ist ein gewaltiger Unterschied», berichtet Jan Zaugg.

Jetzt möchte der Stürmer aber da anknüpfen, wo seine zukünftigen Mitspieler aufgehört haben: «Ich bin hungrig darauf, nationale Titel zu sammeln. Ohne zu viel Druck aufzubauen, denke ich, dass die Vorzeichen gut sind.» Der Erwartungsdruck an ihn wird dagegen hoch sein. Schliesslich hat er schon vor seiner Zeit im hohen Norden gezeigt, wie gut er ist. Steuerte er doch im Superfinal 2018 zwei Treffer zum Gewinn des Meistertitels bei und wurde in der Saison zuvor zum MVP (zum wertvollsten Spieler der Liga) ausgezeichnet. Auch in der Nationalmannschaft ist er ein fester Bestandteil. Er überzeugte gleich bei seiner ersten WM in der Nati A. Für Dezember ist die verschobene Weltmeisterschaft des letzten Jahres geplant. «Sollte sie stattfinden, dann ist mein Ziel, dort ein gutes Resultat zu erzielen und eine weitere Medaille zu holen», macht Zaugg deutlich. Eine Bronzene hat er ja schon von 2019 zu Hause. Aber der Blick richtet sich auch nach vorne. 2022 steht die Heim-WM an.
Kirstin Burr

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