Als Corinne Spichtig vor acht Jahren nach Niederscherli kam, fehlte ihr ein Ort, wo man sich begegnen kann. Der gleichen Ansicht war Stefanie Geisshüsler und, wie sie bald feststellten, noch einige andere im Dorf. «Wir wollten uns nicht beklagen, sondern etwas dagegen tun», erzählt Spichtig. Kurzentschlossen griffen die Frauen zu Pinsel und Farbeimer und erschufen innert dreier Monate aus zwei alten Wohnwagen den «Wageträff», ein charmantes Sommer-Schönwetterbistro auf dem Kirchgemeindeplatz.
Die Idee mit dem Café
«Dann kam die Möglichkeit für die Zwischennutzung des ehemaligen Café Cat. Dem Besitzer gefiel die Idee eines Treffs und wir durften die Räume mieten. Das war für uns ein Glück», meint Spichtig. Der Ort bietet viele Möglichkeiten: Oben ist ein gemütliches Café mit Wintergarten und Spielecke, vorne eine Theke, die am Abend zur Bar umgewandelt werden kann, draussen ein Garten und ein Platz, auf dem inzwischen oft ein gemütliches Feuer in der Schale flackert – alles klein, aber fein. «Die Entscheidung, dort einzuziehen, fiel uns dann aber nicht ganz leicht, denn eigentlich hatten wir alle kleine Kinder und keine Zeit für ein so grosses Projekt. Wie sollten wir denn einen Ganzjahresbetrieb stemmen?»
Vielfältiges Programm
Probieren geht über studieren. Und mit der Eröffnung des Café Scherlettli im Sommer 2021 konnten verschiedene Leute damit beginnen, ihre Ideen umzusetzen: Die Kinder freuten sich über ein Treffen mit dem Samichlaus, lauschten Versli und Liedli von Rosa Mond, genossen selbstgebackene Weihnachtsguezli und Znünibrötli und bastelten Osterdekorationen. Die Erwachsenen konnten sich mit nachhaltig produzierter Kleidung aus dem Scherli-Fair ausstatten, am Karaokeabend nach Herzenslust singen, sich am iranischen Abend kulinarisch und visuell verwöhnen lassen, eine Deko aus dem Blumenhäuschen kaufen oder ein Apéro geniessen. Am Spieleabend versuchten Jung und Alt ihr Glück, in der Elternrunde wurden nützliche Tipps gesammelt, im Sprachenkaffee die linguistischen Kenntnisse geübt. Beliebt ist und bleibt das wöchentliche Fyrabebier, wo man die neuesten Geschichten austauscht oder sich am Fastnachtsabend verkleidet. Billard trainieren im Club, Sitzungen abhalten, Kindergeburtstage veranstalten – der Fantasie sind bei der Verwendung des Scherlettli keine Grenzen gesetzt.
Eine Schenkung machte es möglich
Das Scherlettli hat sich zum Treffpunkt gemausert, der er sein soll. Die Cafécrew leistet riesigen Einsatz und schafft in der alten Bäckerei ein besonderes Ambiente. Und rundherum sind viele Leute am Mitdenken, Mithelfen und Mitfinanzieren. Alle Engegaments sind ehrenamtlich, ausser jenes der Wirtin: «Seit August 2022 haben wir das Glück, dass Anna Kaltenrieder dank einer Schenkung von mehreren Frauen ein Jahr lang ihr Talent als Gastgeberin im Scherlettli in einem 40 %-Pensum beweisen kann», erzählt Spichtig. «Ohne diese Spende hätte das Café, das der Dreh- und Angelpunkt des ganzen Geschehens ist, nicht betrieben werden können.»
Ungewisse Zukunft
Eigentlich ist der Verein voller Tatendrang – doch leider mit Vorbehalt. Denn zum einen ist unklar, ob und wie der Cafébetrieb finanziell und personell weiter aufrechterhalten werden kann. Zum andern ist die künftige Lokalitäts-Nutzungsdauer ungewiss. Denn laut neuesten Informationen soll das Grundstück verkauft werden. «Wie es dann weitergehen soll, wissen wir noch nicht», meint Spichtig. «Wir würden das Entstandene gerne sichern und unkompliziert bleiben. Neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind herzlich willkommen und wir hoffen weiterhin auf die Freude und Tatkraft jener, die schon im Boot sind – mit dem gleichbleibenden Ziel: eine Plattform für Begegnungen zu sein.»
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