Ein Zuhause in schwierigen Situationen

Ein Zuhause in schwierigen Situationen

Seit 20 Jahren bietet das Elternhaus der Stiftung Ronald McDonald beim «Inselspital» Unterkunft für die Familien kranker Kinder, insbesondere für solche aus entlegenen Gebieten. Nun organisiert Orlanda Vetter ein Benefiz-Familienfest im Schweizerhof.

Am Jennerweg in Bern, direkt unterhalb des Inselspitals Bern, ist es an diesem Samstagmorgen ruhig. Der Verkehrslärm der viel befahrenen Schwarztorstras­se und die Geräusche der vormittäglichen Stadt dringen nur gedämpft bis zum Eingang des unscheinbaren Reihenhauses mit der Nummer 5a. In der unaufgeregten und friedlichen Atmosphäre des Elternhauses der Stiftung Ronald McDonald finden Mütter, Väter und Geschwister Unterschlupf, die alle mit der gleichen unfassbar schwierigen Situation konfrontiert sind: Das eigene Kind oder das Geschwisterkind liegt oben im Inselspital und kann für längere Zeit nicht nach Hause. Sei es aufgrund von Schwierigkeiten direkt nach der Geburt, dem langen Kampf gegen eine Krebserkrankung oder aufgrund eines Unfalls. Die Grundidee der Elternhäuser der Stiftung Ronald McDonald ist weltweit die gleiche, nämlich dass Eltern, die einen weiten Weg haben, in der Nähe ihres kranken Kindes sein können. Besonders für Familien aus Gebieten, die mit dem öffentlichen Verkehr nicht gut erschlossen sind, ist das Angebot elementar. Jeden Tag den Weg aus dem Schwarzenburgerland, dem weitläufigen Gantrischgebiet oder dem Emmental nach Bern und wieder zurück zu machen – das geht an die Substanz, ans Portemonnaie und vor allem an die Gestaltung des Alltags, gerade auch mit Geschwisterkindern.
Quer durch alle sozialen Schichten
Am Jennerweg soll für Familien, soweit möglich, Normalität im Alltag herrschen. Selbstverständlich ist dies nicht, denn es treffen Menschen aus allen möglichen sozialen Schichten aufeinander: «Vom Banker bis zur Flüchtlingsfrau haben wir alles hier bei uns», erzählt Orlanda Vetter, «das Spannende dabei ist, dass das mehrheitlich gut funktioniert. Man weiss, dass alle hier ein krankes Kind haben, das ist ein starker gemeinsamer Nenner.» Es bilden sich Gemeinschaften, manchmal lernen sich Eltern bereits im Spitalzimmer kennen oder sind im Elternhaus zusammen im Homeoffice. Diese Routine mit den alltäglichen Tätigkeiten – kochen, Zimmer putzen, waschen, Hausaufgaben machen – die die Familien selbständig aufrecht erhalten müssen, geben Halt, lenken ab und schaffen die nötige Distanz, wie Vetter weiss. Das Leben geht im Elternhaus weiter, gerade wenn Geschwisterkinder da sind. Dann werde auch mehr gekocht und gelebt.
Auch schwierige Situationen
Seit der Gründung des Elternhauses vor 20 Jahren ist die Könizerin am Jennerweg im Einsatz, hat viel gesehen und erlebt in dieser Zeit. Das Thema Familie sei etwas, was ihr immer nah gewesen sei. Als Psychiatriepflegerin war ihr die Atmosphäre im Spital und die Begleitung von Familien in schwierigen Situationen bereits bekannt, als sie im Elternhaus anfing. Es entstehen auch Beziehungen über längere Zeit mit Familien, die immer wieder zu Behandlungen nach Bern reisen müssen. Das Schönste sei, wenn nach langer Behandlung das Kind nach Hause dürfe und keine weiteren Aufenthalte in Klinik und Elternhaus nötig sind. Der Kontakt halte teilweise sogar darüber hinaus. «Es ist nie langweilig, die Zusammensetzung und die Dynamik im Haus sind immer wieder anders, je nach kulturellen und regionalen Eigenheiten», schätzt Vetter an ihrem Alltag. Der Umgang mit Extremsituationen gehört dazu. Tee trinken mit erschütterten Eltern im Gemeinschaftsraum, Halt geben nach schwierigen Entscheidungen und bei Trauer – Orlanda Vetter ist da für ihre Gäste. Dass das Elternhaus einem grossen Bedürfnis entspricht, zeigt die Auslastung der zehn Familienzimmer und der Vierzimmerwohnung im Nebenhaus. Gerade in den letzten Monaten waren die Wartelisten lang, die Pandemiezeit war auch im Elternhaus deutlich spürbar. Die Zusammenarbeit mit dem Spitalsozialdienst ist eng und hilft bei der Koordination. Solange es Platz hat, macht das Team keinen Unterschied zwischen wohlhabenden und mittellosen Familien. Gibt es Wartelisten, dann gewinnen die Distanz zum Wohnort und die finanzielle Lage aber an Gewicht. Wer sich keine andere Unterkunft leisten kann, bekommt den Vorrang im Elternhaus.

Ein Fest für alle
Das möglichst kostengünstige Angebot soll auch weiterhin bestehen bleiben. Jetzt, wo die Aufhebung der Coronamassnahmen wieder Geselligkeit zulässt, steht deshalb ein grosses Benefizfest an. «Es war klar, dass wir etwas für und mit Familien machen möchten», ist für Orlanda Vetter wichtig. So sind am Sonntag, 3. April, von 10 bis 16.30 Uhr Gross und Klein eingeladen, im Schweizerhof unter Kronleuchtern und in pompösem Ambiente im Märchenzimmer spannende Geschichten zu hören, beim Kinderschminken vorbeizuschauen, selbst beim Malangebot kreativ zu werden, zu schmausen und vor allem dem Konzert von Patric Scott zuzuhören und die Geschichte vom Pönkergüggel und seinen Freundinnen sowie Freunden mitzuerleben. Orlanda Vetter freut sich auf ein fröhliches Kommen und Gehen den ganzen Tag, viele lachende Gesichter und Kinder, die mit Patric Scott zusammen singen und tanzen. Fröhlichkeit, die auch immer wieder ihren Weg ins Elternhaus finden soll.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Ein Zuhause in schwierigen Situationen»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2