Eine edelmütige Idee

Eine edelmütige Idee

Im nächsten Jahr stehen im «Stedtli» Wahlen an. Das Problem: Die Parteien tun sich schwer, genügend Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Der Gemeinderat und die Ortsparteien nehmen das aber nicht kampflos hin, sondern stehen zusammen und werben für die Möglichkeit mitzugestalten.

Das Karussell, die gebrannten Mandeln, das Raclette Stübli, am «Loupe-Märit» herrscht ein geselliges Treiben. Mittendrin wartet diesmal ein neuer Stand. «Du hast uns gerade noch gefehlt» steht auf dem Transparent in gros­sen Lettern geschrieben. Der Spruch bremst den Schlendergang der Menschen. Der zweite Blick bringt viele gar zum Anhalten. Da zieren die Logos der SVP, der SP, der FDP, des Forums Laupen, der freien Liste und der Mitte ein und dasselbe Plakat. Selbst wenn man sich die Augen reibt, es ändert nichts: Die Parteien werben gemeinsam an einem Stand, Schulter an Schulter für eine Sache, die wichtiger ist als die eigene Parteifarbe: in Laupen eine echte Wahl zu haben.

Begeisterung
Die Passanten erhielten deshalb keine liberalen, landwirtschaftlichen, sozialen oder ökologischen Argumente, sondern spürten eine ganz konkrete Begeisterung für ein kommunales Engagement, vom Gemeinderat über die Kommissionen bis zu parteiinternen Aufgaben. «Mit dem Auftritt steht die Freude im Vordergrund, Menschen für die politische Arbeit zu begeistern – unabhängig von Parteibuch und -Farbe», sagt Gemeindepräsident Urs Balsiger (SVP). Es geht nicht darum, dass der Marktgast schon im kommenden Frühjahr neuer Gemeinderat von Laupen wird, sondern die Lust an der kommunalen Politik bekommt.

Kampagne
Das sei aber nicht mit einem Markt-Auftritt getan. Eine Website und sämtliche Parteien, die auf ihren Seiten mit dem Slogan werben, halten die Suche nach Politneulingen aufrecht. «Laupen braucht dich», heisst es da weiter, damit das «Stedtli» nicht stillstehe. Das ist es bisher nie, wenngleich sich die Suche nach neuen Politkräften seit Jahren schwierig gestaltet. Drei Gemeinderäte hören nun aber auf, darunter der Gemeindepräsident. Zeit zu handeln, findet auch Rolf Frischknecht von der freien Liste: «Gesucht werden dynamische Menschen, die eine Signalwirkung auf andere haben können», fasst er zusammen und dies wird gleich vom SVP-Ortspräsidenten Kurt Helfer ergänzt: «Vor allem junge Menschen würden uns freuen, die bestehenden Gemeinderäte sind schliesslich alle bereits in einem bestimmten Alter.»

Chance
«Jedes echte Problem hat verschiedene Gründe, weshalb es dazu gekommen ist», sagt Ueli Remund und nimmt am Gespräch teil. Was der Sozialdemokrat damit meint ist, dass sich Menschen aus ganz unterschiedlichen Überlegungen nicht am politischen Prozess beteiligen. Von der Politverdrossenheit über die Bequemlichkeit bis hin zu wenig Identifikation, weil Laupen nur als Wohnort und nicht als Lebens­ort gewählt wurde. Für all diese Argumente hat die politfarbenfrohe Runde gute Gründe, doch einzusteigen. Sei es, weil es in der Kommunalpolitik um konkrete Projekte im Ort geht oder weil Mitgestalten besser ist als Chancen zu verpassen. In Laupen werden Gemeinderats- und Kommissionssitze frei und, was die bestehenden Politikerinnen und Politiker mit dieser Kampagne bieten, ist nichts weniger als eine ideale Chance, die Kommunalpolitik zu entdecken und einzusteigen. Wo ein Schloss steht, steckt oft eine lange Geschichte dahinter. Eine, die in den Geschichtsbüchern Eingang findet. Wie in Laupen. Sie handelt von Menschen und ihren Entscheidungen, von Engagement, Leidenschaft und manchmal auch von Edelmut. Letzteres gilt für die alternden Politiker zu Laupen. Es ist eine edelmütige Idee, das Parteibuch zur Seite zu legen und gemeinsam für die Zukunft ihres historischen «Stedtlis» zu kämpfen. Wo andere Gemeinden nach wie vor händeringend Nachfolger suchen, geht Laupen, nicht zum ersten Mal in seiner Geschichte, seinen eigenen Weg. Zur Nachahmung empfohlen.

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