Eine Wagenladung voll Wissen

Eine Wagenladung voll Wissen

Eine Woche lang hatten die Klassen aus Guggisberg und Umgebung die «Forscherkiste» bei sich auf dem Pausenplatz. Kinder von der Vorschule bis zur 6. Klasse nutzten die Gelegenheit und entdeckten, erforschten und experimentierten mit physikalischen Gesetzen.

Das Wetter ist neblig und kalt an diesem Donnerstagmorgen in Guggisberg, doch im Innern des Schulhauses Schwendi ist von Regenwetterlaune nichts zu merken. Statt Trübsal zu blasen, sind die Schülerinnen und Schüler begeistert und konzentriert bei der Sache. Ein Rundgang durch die Räume gleicht einer Entdeckungsreise, jedes Stockwerk und jedes Zimmer bietet Neues zum Entdecken. Es ist eindeutig: In diesen Mauern spukt der Forschergeist. Draussen auf dem Pausenplatz steht verlassen der Ursprung des Experimentier-
eifers, die «Forscherkiste». Ein Anhänger, gefüllt mit Schubladenkisten zu den Themen
Sehen–Tasten, Riechen–Schmecken, Hören, Energie und MASPI (Mathematische Spielereien). Selbstständig nehmen sich die Schülerinnen und Schüler die Kästen vor und führen die Experimente durch. Die Kinder sind eingeteilt in altersdurchmischte Gruppen, vom Kindergartenkind bis zum Sechstklässler arbeiten alle zusammen. Die Sechstklässler haben als Gruppenleiter das Kommando, unterstützen die Kleinen und erklären die Aufträge. Sie geniessen es, zu ihren Kleinen zu schauen, merken aber, dass dies auch seine Tücken hat. «Es ist anstrengend», berichten Mirjam und Julian, «manchmal hören sie nicht zu.» Im Treppenhaus tapsen Kinder mit seltsamen Brillen die Wände entlang. Die Brillen verzerren oder spiegeln die Umgebung, die Effekte sorgen für viele Lacher bei den Kindern. Ein Zimmer weiter ist eine Gruppe Jungen konzentriert dabei, Holzklötze aufzutürmen. Ein Torbogen, der ohne Hilfsmittel steht, ist das Ziel der Architekten. «Hab mal etwas Geduld», weist einer der Älteren einen nervösen Zweitklässler zurecht. Vorsichtig entfernen die Schüler die Stützhilfe – der Bogen steht. Man müsse nur darauf achten, «dass es keine Lücken hat», erklären die Bauprofis. Gleich nebenan ist ein Mädchen aus dem Kindergarten dabei, ein ausgeklügeltes Nagelmobile zusammenzusetzen. Es dauert etwas, doch schliesslich ruht das Mobile in perfekter Balance auf einem einzelnen Nagel. Die Kleine strahlt und erklärt sofort, wie sie es gemacht hat. «Ach du Schreck!», ist der erstaunte Ausruf einer Schülerin in der Turnhalle. Sie sitzt in einem Hängesitz und verliert gerade den Boden unter den Füssen. Ihre Kameraden ziehen sie per Flaschenzug bis unter die Hallendecke hoch. Vor der Halle tritt ein Junge fleissig in die Pedale, während die anderen aus der Gruppe wie gebannt auf eine Autorennbahn starren. Schafft er es, genügend Strom zu produzieren, damit das Auto fahren kann? Überraschte Ausrufe auch im Akustiklabor. «Die Gurke tönt ja», lachen die Mädchen. Dann wird alles ausprobiert: Allerlei Gemüse und Obst müssen herhalten für den Versuch rund um den Stromkreis. Im Abschlusskreis will die Gruppe wissen, ob der Strom auch einmal durch alle Kinder im Kreis fliesst und die Klasse auch klingt. Tatsächlich, es klappt!
Ende Woche sind Kinder
und Erwachsene gleichermassen begeistert. «Es ist ein Gewinn für die Lehrer», ist eine Lehrerin überzeugt, «ansonsten ist es ein riesiger Aufwand, bis alles Material für solche Experimente vorbereitet ist.» Es sei interessant gewesen zu sehen, wie intensiv die Gruppen gearbeitet hätten und wie die Kinder auf die offenen Aufgaben reagierten, lautet eine andere Rückmeldung. Auch Vreni Bürki, Schulleiterin der Schulen Guggisberg, blickt zufrieden auf die Woche zurück. «Wir sind bestrebt, als ganze Schule immer wieder solche Projekte zu machen», erklärt sie. Die Schule sei ein Ganzes, was auch so erlebt werden soll von den Kindern, Lehrpersonen und Eltern. Da nicht alle Klassen im gleichen Schulhaus untergebracht sind, geht das manchmal etwas vergessen. Auch die Eltern werden noch in den Genuss der Experimente kommen, am Schulschlussfest lässt die Schule die Projektwoche noch einmal aufleben. Was war denn nun das Beste in dieser Woche? «Der Posten ‹schmecken und riechen› war gut», strahlt eine Sechstklässlerin, «auch die Aufgabe, bei der man die Dezibel von Autos messen konnte, war cool!» Ob man in lachende oder konzentrierte Gesichter schaut, ob dieses oder jenes Experiment am besten gefallen hat – fest steht, dass die Schule Guggisberg eine Projektwoche erlebt hat, die in bester Erinnerung bleiben wird.

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