Erlebtes zwischen zwei Buchdeckel pressen

Erlebtes zwischen zwei Buchdeckel pressen

Dann aufhören, wenn es am schönsten ist, weiss der Volksmund. Das tun Beat und Barbara Müller: Jetzt, wo das Campingwesen zur Top-Ferienvariante avanciert ist, gehen sie in Pension, nachdem sie über drei Jahrzehnte lang als Eichholz-Campingwarte wirkten und dabei so viel Schönes und weniger Schönes erleben durften.

Flussschwimmer starten den «Aareschwumm» in Richtung «Marzili» vielfach beim Camping Eichholz – mit Sichtkontakt zu den herumkletternden Steinböcken im gegenüberliegenden Tierpark Dählhölzi. Beat und Barbara Müller konnten ihren Gästen noch zahlreiche andere Freizeitmöglichkeiten anbieten, etwa wenn die Wassertemperatur nur für Hartgesottene akzeptabel war oder bei kritisch hoher Abflussmenge der Aare. Zum Beispiel eine Erkundungstour im benachbarten «Pro Natura Zentrum». Dieses vermittelt Wissenswertes und Amüsantes rund um die dortige Auenlandschaft und Biodiversität. «Trotz der intensiven Naherholungsnutzung im Eichholz haben wir hier eine einzige Naturoase in Stadtnähe mit vielfältigen Strukturen und Lebensräumen», so die Naturschutzorganisation. Müllers gaben gerade auswärtigen Gästen den Tipp, auch die Berner Altstadt zu erkunden: «Immerhin figuriert sie auf der Liste der Weltkulturgüter der UNESCO und kann vom Campingplatz aus bequem zu Fuss der Aare entlang oder per Bus und Tram erreicht werden. Auch der Bärenpark oder das ‹Einstein-Haus› sind allzeit beliebte Ausflugsziele», erklären Müllers beim Gespräch im dazugehörenden Restaurant Serini Eichholz.
Bewachungsfirma engagiert
Manchmal war es kein Zuckerschlecken am Aare-Strand: Als dramatisch empfanden die Campingplatzwarte das Jahrhundert­hochwasser von 1999. Der gelernte Landschaftsgärtner Beat Müller musste die Anlage mit einem Bagger vom Sand befreien. «Immerhin liess sich so eine teure Sanierung der Rasenfläche vermeiden», freut er sich noch heute. Mit dem abgetragenen Sand legte man am Ufer einen Strand an, der allerdings schon dem nächsten schweren Unwetter nicht standhielt und wieder fortgespült wurde. Weit unangenehmer war, dass seinerzeit nicht selten Drogenabhängige das Areal heimsuchten. Zur Beruhigung der Situation wurden diverse Massnahmen ergriffen: Die Umzäunung des Campings, ein neuer Fussballplatz, ein neues Beachvolleyball-Feld sowie die Verpflichtung einer Bewachungsfirma, die fortan für Ruhe und Ordnung sorgte.

Spannendes in
Buchform festhalten
Nach den Ferien sprudeln viele Schulkinder über, wenn sie ihre Erlebnisse in einem Aufsatz zu Papier bringen dürfen oder müssen. Wenn sich allein schon in den Ferien so manches Ereignis zuträgt, was haben dann erst die Campingplatzwarte nach über drei Jahrzehnten alles zu berichten? Gewiss Spannendes. Beat Müller ist bereits am Verfassen eines entsprechenden Buches, das im nächsten Jahr erscheinen soll. Seine ersten Erinnerungen gehen aufs Jahr 1987 zurück, als er seine ersten Saison als Stellvertreter des damaligen Campingwarts absolvierte. Ab 1990 leitete er den Betrieb zusammen mit seiner Frau Barbara, einer gelernten Kauffrau. Wie damals üblich, musste sie im Betrieb mitwirken. Logiert haben Müllers in einer barackenähnlichen und nach Heiz­öl stinkenden Dienstwohnung. Obwohl sich im tiefen Winter Eisblumen an den Fenstern bildeten, waren ihre beiden Kinder nie krank.

Wertvolle Freundschaften
Im Winter 2007/2008 wurde die Anlage umfassend saniert. Stolz sind Müllers, dass «ihr» Campingplatz als erster der Schweiz über eine eigene Webseite verfügte. Auch konnte stets neueste Technik eingesetzt und zur Verfügung gestellt werden. Barbara Müller wird diesen Oktober pensioniert, nachdem sie bereits um ein Jahr «überzogen» hat. Nach einem Unfall mit noch nicht abgeschlossener Heilung hat Beat Müller die Leitung bereits an seinen Nachfolger Sebastian Geissel abgetreten, der bisher als Stellvertreter mitwirkte. Vorläufig übernimmt Müller noch Ablösungen. Barbara Müller schwärmt: «Die Freundschaften, die sich mit unseren Gästen und Stammgästen ergaben, waren wertvolle Bereicherungen.» Bei aller Beliebtheit der Freiluft-Feriendestination von Wabern sei nicht verschwiegen, dass ihre Weiterexistenz auch schon mal auf der Kippe gestanden hatte. Privatisiert wurde der Campingplatz aber nie, allen entsprechenden Vorstössen zum Trotz. Der Trägerschaft, dem Sportamt der Stadt Bern, bleibt zu wünschen, dass der aktuelle Campingboom und die erreichten soliden Verhältnisse anhalten.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Erlebtes zwischen zwei Buchdeckel pressen»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2