1991 wurde die Bibliothek in Köniz eingeweiht und ist damit fast 30 Jahre alt. 2008 übernahm Maja Mores die Leitung. Vor ihrer Ausbildung zur Bibliothekarin, die sie in den Kornhausbibliotheken machte, war sie Kindergärtnerin. «Aber schon da habe ich den Kindern am liebsten vorgelesen. Bücher waren meine Welt. Auch heute ist Bibliothekarin mein Traumberuf», schwärmt Mores. Aber sie warnt: «Früher waren es vor allem introvertierte Bücherwürmer, die eine solche Lehre gemacht haben. Heute sollte man mehr ‹Social Skills› mitbringen. Man muss ein guter Gastgeber sein, Veranstaltungen organisieren können, extrovertiert sein, darf keine Angst vor Computern und IT haben, man sollte mit Social Media umgehen können und Leute gerne haben. Es ist ein vielfältiger und schöner Beruf, ich hoffe, es gibt ihn noch lange.» Vor fast elf Jahren übernahm Maja Mores die Leitung der Könizer Bibliotheken, die sie als Vorreiter in der Berner Bibliothekenszene bezeichnet. Schliesslich gehörte sie zu den ersten, die auf EDV umgestellt haben. Heute sind alle Bücher und Medien gechipt. Die Ausleihe erfolgt elektronisch und das funktioniert gut. Die Rückgabe dagegen erfolgt noch auf dem «altmodischen» Weg per Hand. Das sei wichtig, damit der Kontakt gewahrt bleibe. Immer wichtiger sei es, den Besuchern Lesetipps zu geben. «Wir fragen, was sie gerne lesen, und haben so die Möglichkeit, Medien vorzuschlagen, die gefallen könnten. Wir sind wie Google, aber wir leben», sagt Mores lachend. Sie selbst rezensierte früher Kinderbücher für die Zeitung «Der Bund». Die Hauptstelle der Bibliotheken ist in Köniz, Zweigstellen befinden sich in Wabern, Niederscherli und Niederwangen. Für zwei Franken kann jedes Medium in eine andere Bibliothek geliefert werden. Möglich macht dies ein Kurierdienst, der zweimal pro Woche mit dem Lieferwagen unterwegs ist.
Auch Bibliotheken sind durch die Sparmassnahmen der Gemeinde gefährdet. So mussten in Köniz vor zwei Jahren 50’000 Franken eingespart werden. Daher wurde die Selbstausleihe eingeführt und damit die Personalkosten gesenkt. «Es braucht immer noch Bibliotheken. Gerade für Kinder ist es sehr wichtig, lesen zu üben. Wir sind ein Begegnungsort. Viele kommen hierher, um eine Zeitung zu lesen oder Kaffee zu trinken. Wir sind neutral, das heisst, man wird nicht gezwungen, etwas zu konsumieren. Alte und Junge sind willkommen, es ist egal, ob jemand arm oder reich ist. Gerade ältere Menschen sind froh, wenn sie ihren vier Wänden entfliehen können, und verbringen gerne Zeit hier», meint die Leiterin. Auch die zwei PCs werden rege genutzt. Es sei erstaunlich, wie viele keinen Computer oder Internet zu Hause haben. Die Angestellten in Köniz geben auch gerne Hilfestellungen, wenn es um die Benutzung des Internets gehe. Während Sachbücher, DVDs und CDs nicht mehr so gut laufen, seien Reiseführer, Lifestyle-Ratgeber rund um das Essen, Kochen, Wohnen und Garten sehr beliebt. Man zeige den Besuchern auch gerne, wo man etwas Sinnvolles zu den Sachthemen im Internet findet.
Das Herzensprojekt von Maja Mores ist der geplante Umbau der Bibliothek: «Auch mit 27 Jahren sieht sie immer noch frisch und schön aus, aber wir benötigen mehr Platz, um unsere verschiedenen Angebote durchführen zu können.»
Zweimal im Monat findet das Sprach-Café in Englisch und Französisch statt. Deutsch befindet sich in der Testphase. Doch durch oft parallel stattfindende Klasseneinführungen würde man mehr Räume benötigen, da die Terminfindung schwierig sei. Auch die Lage sei nicht optimal, da man von der Hauptstrasse nicht gesehen werde und daher keine Laufkundschaft vorbeikomme. Der zuerst angepeilte Umzug ins «Rappentörli» wurde verworfen, stattdessen kam der Vorschlag, im bestehenden Gebäude durch die Übernahme des ehemaligen Kindergartens mehr Platz zu gewinnen. Beim Gemeinderat wurde das bewilligt. «Wir hoffen, dass das Parlament ebenfalls zustimmt. Geplant sind unter anderem ein grösseres Bistro und ruhige Ecken zum Arbeiten und Lesen. Denn Kinder sollen bei uns auch weiter Kinder sein können. Daher ist geplant, dass sie oben ihren Bereich haben, während die Erwachsenen ins Untergeschoss umziehen. Im Sommer können wir den Garten nutzen. Auch mehr Veranstaltungen sind geplant», schwärmt Maja Mores.
Wenn man sie erzählen hört, merkt man, wie viel Herzblut sie in das Projekt gesteckt hat. Ob es ihr nicht schwerfalle, das Projekt nun anderen zu überlassen? «Natürlich bin ich traurig nicht mehr dabei zu sein, aber ich habe volles Vertrauen in meine Mitarbeiter und meinen Nachfolger. Wir sind ein gutes Team, das an einem Strang zieht», erklärt die künftige Ruheständlerin. Bis Matthias Strähl im Februar ihre Nachfolge antritt, wird Simone von Lerber übergangsweise die Leitung innehaben. Und Mores Pläne für den Ruhestand? «Viel lesen, mich um meine Enkelkinder kümmern und dann wollen mein Mann und ich noch längere Zeit reisen, unter anderem längere Zeit nach Japan», sagt sie lächelnd.


