«Es ist ein Ort, wo ich völlig eintauchen kann»

«Es ist ein Ort, wo ich völlig eintauchen kann»

Über das Schwimmen kam die gebürtige Baslerin zum Triathlon­sport, den sie während vielen Jahren wettkampfmässig ausübte. Im letzten Jahr fand sie zum Bahnradsport. Seit März 2021 trainiert sie zusammen mit der Frauen-Bahn-Nationalmannschaft von «Swiss Cycling», macht grosse Fortschritte und feiert bereits Erfolge.

ie wohnt erst seit drei Monaten in der Gemeinde und bezeichnet sich als Bewegungsmensch. Der Grundstein zu ihrer Karriere wurde mit einem Schwimmkurs gelegt, den die damals 4-jährige Cybèle Schneider besuchte. «Meine Eltern wollten, dass ihre drei Kinder das Schwimmen erlernen. Mir hat das total gefallen», erzählt sie begeistert. Im Alter von acht Jahren entdeckte sie durch ihre damalige Schwimmtrainerin den Triathlon. «Sieben Jahre lang habe ich den Sport rein aus Freude und Spass betrieben. Danach begann ich seriös zu trainieren und bestritt mehr Wettkämpfe. Ich machte einen grösseren Entwicklungschritt und realisierte nun Resultate im vorderen Bereich der Ranglisten», so die symphatische Athletin. Sie war im Regionalkader von Swiss Triathlon und hat auch Europacup-Wettkämpfe bestritten. Während ihres Englandaufenthaltes erlitt sie eine Läuferverletzung am Fuss. Es begann ein langwieriger Genesungsprozess mit unregelmässigem Training. «Dadurch habe ich im Laufen den Anschluss an das einstige Niveau verloren. Danach habe ich zwei Jahre weniger Sport betrieben, konzentrierte mich auf mein Studium und ging auf Reisen», erklärt die 25-Jährige. Während der Pandemie bekam sie wieder Lust auf Bewegung. «Versuch es doch einmal auf der Radrennbahn», schlug ihr Cédéric Stähli, der Chefmechaniker bei «Swiss Cycling», vor.

Ab auf die Bahn
Schneider besuchte im vergangenen Dezember ein Schnuppertrainingswochenende von «Swiss Cycling» im «Tissot Velodrome» in Grenchen. «Das Fahren auf der Radrennbahn hat mir auf Anhieb gefallen. Es beinhaltet etwas Spielerisches und hat mit Physik und dem Spiel mit der Schwer- und Fliehkraft zu tun. Bahnradsport macht mir enorm Spass und ich habe mega Lust dazu», betont sie in unverkennbarem Basler Dialekt. In der Folge nahm sie an Trainingswochenenden der Junioren und -innen von «Swiss Cycling» auf der Bahn teil und konnte gut mithalten. Nationaltrainer Scott Bugden war erfreut über ihre Fortschritte: «Er sagte mir, dass ich Potenzial hätte und er es gut fände, wenn ich mehr in den Bahnradsport investieren würde. Ich erhielt das Aufgebot für ein Trainingslager mit der Elite Bahn-Nationalmannschaft.» Die Neu-Könizerin steigerte Trainingsvolumen und Intensität. Die monatlichen Leistungstests zeigten steil aufwärts, was sie total motivierte. «Klar, dass man am Anfang grosse Leistungssprünge macht», spielt sie ihre positive Entwicklung herunter. «‹Swiss Cycling› hat mich schnell aufgenommen und mit Material ausgerüstet, sodass ich den Bahnradsport überhaupt ausüben kann. Dafür bin ich dem Verband sehr dankbar.» Vom Kader sei sie herzlich aufgenommen worden und könne viel von den Erfahrungen der Fahrerinnen profitieren. Zurzeit ist sie in der Nationalmannschaft nicht fix gesetzt. Ein Entscheid dazu fällt Ende Jahr. «Ich wurde jedoch dieses Jahr bereits für die Europa- und Weltmeisterschaft selektioniert sowie für andere internationale Bahnrennen und trainiere mit der Nati. Im Juni nahmen einige von uns an den internationalen ‹6 Giorni delle Rose› in Fiorenzola (ITA) teil», sagt Schneider. Dort bestritt sie ihren ersten Bahnwettbewerb überhaupt: «Das war eine ziemlich verrückte Erfahrung, ich fuhr in einem Höllentempo dem Feld hinterher. Erst mit der Zeit begriff ich, was im Renngeschehen passierte.» Zusammen mit Léna Mettraux als Partnerin belegte sie in der Disziplin Madison den 10. Rang in einem international gut besetzten Feld.

Schneider trainiert und bestreitet mit Ausnahme von Keirin und Sprint sämtliche Bahndisziplinen. Daneben fährt sie auch Strassenrennen, Kriterien und Fixed Crit Rennen für das Zürcher «Velo 67 Racing Team». Auch diese Formate bereiten ihr grosse Freude. Das eine oder andere grössere Strassenrennen zu bestreiten, hat sie sich also ebenfalls vorgenommen: «Schliesslich ergänzen sich die verschiedenen Radsportdisziplinen gut. Gewinnen tut immer die, welche am meisten Power in den Beinen hat und taktisch intelligent fährt.»

Im März startete der Verband das Projekt «Frauen-Bahn-Vierer». Diesem gehören Michelle Andres, Fabienne Buri, Léna Méttraux, Aline Seitz, Melanie Maurer und Cybèle Schneider an. Die Mannschaftsverfolgung ist eine Disziplin, bei der vier Athletinnen 4 km so schnell wie möglich zurücklegen müssen. Ihr Debut in der Mannschaftsverfolgung gelang bei ihrem ersten Wettkampf im Juli, dem UCI Weltcup in St. Petersburg (RUS), bei dem die Mannschaft eine Bronzemedaille für die Schweiz holte. Seither fuhr der Vierer bei jedem Rennen neue nationale Rekordzeiten (Resultate vgl. Kasten), so auch an der Europameisterschaft in Grenchen und an der Weltmeisterschaft in Roubaix (FRA). Das ist vielversprechend für die Zukunft.

Bahnfahren bedeutet der Sportlerin viel: «Es ist für mich ein Ort des Ausgleichs, an dem Kopf und Körper perfekt harmonieren müssen. Und es ist ein Ort der absoluten Konzentration, wo ich völlig eintauchen kann und alles rund um mich vergesse. Es zählt nur der Augenblick und das finde ich mega schön.»

Nicht nur Sport
Für Cybèle Schneider ist der Beruf ebenso wichtig. Nach dem Gymnasium machte sie in England den Bachelor in Internationale Beziehungen. An der HSG schloss sie den Master in International Law mit Fokus auf Menschenrechte und Klimawandel ab. Zurzeit arbeitet sie in einem juristischen Praktikum zum Thema Klimagerechtigkeit bei der NGO «Brot für alle» in Bern. Ihr bedeuten die Menschen und die Umwelt viel. Sie setzt sich für Menschen im globalen Süden ein, die bereits jetzt oder in naher Zukunft an den Folgen des Klimawandels leiden. Der globale Norden trägt eine grosse Verantwortung für den Klimawandel und klimabedingte Menschenrechtsverletzungen. «So faszinierend und wichtig ich meine Arbeit finde, das Arbeitspensum von 80 Prozent ist zusammen mit dem Trainingspensum von 20 Stunden pro Woche hoch und ich muss aufpassen, dass ich stets alles unter einen Hut kriege», betont sie.

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