Sie sind noch keine 20 Jahre alt und führen schon die Geschicke ihrer eigenen Unternehmung. Alice, Timon und Co. beteiligen sich am Projekt YES. Hinter dem englischen Kürzel steckt der Begriff «Young Enterprise Switzerland». Die Non-Profit-Organisation bietet praxisorientierte Wirtschafts- und Meinungsbildungsprogramme für Schülerinnen und Schüler.
Am Anfang steht nur die Idee
Konkret gründen Gruppen von fünf bis sieben Gymnasiasten ein Miniunternehmen und versuchen dieses – um es im Jargon zu schreiben – zum Fliegen zu bringen.
«Wenn Sie genauer hinschauen, dann entdecken Sie, dass plötzlicher Erfolg lange Zeit in Anspruch nimmt», scherzte Apple-Gründer Steve Jobs. Von der ersten Idee zum Businessplan, der Organisation, der Produktion, dem Vertrieb und dem Marketing, gab es in kurzer Zeit viel zu tun. Startkapital gibt es keines. Auf sich alleine gestellt, mussten die jungen Unternehmer mit ihren eigenen Ressourcen operieren; eine zusätzliche Herausforderung, die bei manch eigener Idee viel Kreativität in der Umsetzung abverlangte. So suchten einige den Weg, um sich bei bestehenden Produktionsstätten anzuhängen. Spätestens beim Einkauf der Ware mussten die Schüler jedoch auf ihr eigenes Geld zurückgreifen. Sie zögerten keine Sekunde und bewiesen damit eine erste wichtige Eigenschaft von Unternehmern: Der Glaube an die eigene Idee. «Manchmal muss man einen hohen Preis für eine Gelegenheit zahlen», pflegte der Medienmogul Rudolph Murdoch zu sagen.
Nachhaltig, was denn sonst?
Es gab aber noch eine weitere Auffälligkeit bei den verschiedenen Miniunternehmen. Sie denken und handeln nachhaltig. Nicht mit Blick auf den Markt, sondern um die eigene Haltung zu derjenigen der Firma zu machen. Nicht aufgezwungen oder künstlich, sondern wie ganz selbstverständlich und vor allen Dingen authentisch. «Unternehmer sein heisst, eine differenzierte Sicht der Zukunft zu haben», sagte der österreichische Nationalökonom Ludwig von Mises. Genau das haben die Jugendlichen gemacht.
Vielversprechend
Der vielleicht grösste gemeinsame Nenner ist aber die Kreativität. Die Firmen bieten Produkte an, die allesamt eine Daseinsberechtigung im Markt haben. Das haben die Verkaufszahlen der letzten Wochen bewiesen. Die Webseiten sind professionell, die Vermarktungsstrategien greifen und die meisten haben ihr investiertes Kapital erwirtschaftet oder stehen kurz vor grösseren Bestellmengen. «Ob wir im Geschäft bleiben oder nicht, bestimmt der Verbraucher», urteilt der irische Geschäftsmann Niall Fitzgerald. Sie sind im Geschäft geblieben, die einen werden über die Projektdauer hinaus weitermachen, andere haben berechtigte Chancen auf Fördergelder, weil ihr Projekt für Start-Up-Preise nominiert wurde.
13 solcher Firmen sind entstanden, vier davon beleuchten wir auf dieser Seite ein wenig genauer, weil dahinter junge Menschen aus dem Verteilgebiet dieser Zeitung stecken. Wer weiss, vielleicht wird das eine oder andere Unternehmen nicht nur die Projektzeit überdauern, sondern noch viel länger. «Denke immer daran, dass alles einmal mit einer kleinen Maus begann», sagte schon Walt Disney, als er auf sein Imperium blickte. Gut möglich, dass sich die eine oder andere Firma weiterentwickelt und grösser wird. Eines Tages blicken vielleicht einige mit einem Schmunzeln zurückt auf die Anfänge als ihre Firma als Projekt einer Wirtschaftsklasse vom Gymnasium Kirchenfeld im Kleinen begann. Diese Gedanken dürfen aber keine Erwartungshaltung sein. Denn selbst wenn das Projekt endet: Die praxisnahen Erfahrungen, die sie mit ihren Miniunternehmen sammeln, sind wertvoll. Sie prägen und motivieren. «Erfolg ist nicht endgültig; Misserfolg nicht tödlich. Es ist der Mut weiter zu machen der zählt» (Winston Churchill).
Sacha Jacqueroud