«Für uns gibt es nur ein Entweder-Oder»

«Für uns gibt es nur ein Entweder-Oder»

Die Betreiber des Ausgehlokals «Kult­arena» bekämpfen das Grossbauprojekt «Kehrsatz Mitte». Sie fürchten um ihre Existenz. Denn der Lärm von Eventbesuchern und die zukünftigen Wohnungen in der Nachbarschaft werden einander nicht vertragen. Die vom Eventbetreiber kritisierte Gemeindebehörde weist die Vorwürfe zurück.

Für das Grossbauprojekt «Kehrsatz Mitte» mit der Überbauung Bahnhofmatte, der Verkehrssanierung und Umgestaltung des Bahnhofplatzes ist in Kehrsatz, mit einer Ausnahme, kaum Opposition spürbar. Aber diese Ausnahme, die Betreiber der Kultarena, bekämpfen dieses Vorhaben vehement. Auf ihrem Flyer «Nein zu Kehrsatz Mitte» werden 3 Argumente aufgeführt, die das Projekt verhindern sollen. Kritisiert wird die Fernwärme, mit der die Liegenschaften zukünftig beheizt werden sollen. Weiter verletze die Zubetonierung der Bahnhofmatte das gültige Raumplanungsgesetz, das Arbeits- und Wohnzonen trennt. Mit der Umzonung soll es neu eine Mischzone geben. Die Bahnhofmatte soll für künftige Generationen als Grünfläche erhalten bleiben. Dass dahinter aber vor allem eigene Interessen der Kultarena stecken, wird im Flyer nicht erwähnt.

Diese eigenen Interessen sind für die Betreiber der «Kultarena» von grösster Bedeutung. Denn, würde die Bahnhofmatte überbaut, müssten sie ihr Ausgehlokal schliessen. Beides, die Eventhalle mit direkt benachbarten Wohnungen, wird nie funktionieren. «Für uns gibt es nur ein Entweder-Oder. Mit dem Lärm, verursacht durch mehrere Hundert Besucher, die das angrenzende Wohngebiet passieren und das nachts, wären Gerichtsverfahren vorprogrammiert», ist sich René Affolter, der Betreiber der «Kultarena», bewusst. Auch würde ein laufender Nachtbetrieb Lärm verursachen. Dies obwohl Lärmmessungen, die von einem Ingenieur-Unternehmen durchgeführt wurden, bescheinigen, dass die Lärmrichtlinien von Lüftung und Musik eingehalten werden. Für Affolter geht es um seine Existenz. Vor allem fühlt er sich von der Gemeinde nicht wahrgenommen. «Die Eventhalle befindet sich in einer Arbeitszone. Doch es gibt hier eine Wohnung. Nun soll es laut überarbeiteter Ortsplanungsrevision auf der Bahnhofmatte eine Mischzone geben. Konkret soll die «Kultarena» der Überbauung Bahnhofmatte weichen. Beides wird sich nie vertragen», so der Betreiber.

René Affolter wäre bereit, sein Eventlokal umzusiedeln, aber dazu müsste die Gemeinde Hand bieten. Schliesslich hat er in Brand- und Lüftungstechnik, aber auch in sanitäre Anlagen eine Menge Geld investiert. Dabei seien vor allem lokale Gewerbebetriebe berücksichtigt worden. Der Betrieb beschäftige zahlreiche qualifizierte Fachkräfte. «Andernorts hat man mit Umsiedlungen konstruktive Lösungen gefunden, um den Kulturbetrieb weiter zu ermöglichen», verdeutlicht Affolter. Er ist bereit, Hand zu bieten, und hofft, dass die Behörde auf ihn zukommen wird und seine Anliegen ernst nimmt.

Die Gemeindebehörde und Bauverwaltung Kehrsatz nimmt diese Anliegen sehr wohl ernst. Die Gemeindepräsidentin Katharina Annen und der Bauverwalter Ulrich Trippel nehmen zu den Äusserungen von René Affolter Stellung: Die Bahnhofmatte sei seit Jahrzenten als Baugebiet und Zone mit Planungspflicht (ZPP) deklariert. Affolter betreibt sein Eventlokal, in dem er eingemietet ist, seit 10 Jahren. «Mit den Eigentümern dieser Gewerbe-Räumlichkeiten haben wir ein gutes Einvernehmen.

Der Vorgang der Umwandlung zu einer Mischzone mit Wohn- und Arbeitsflächen wird also von den Eigentümern der Gewerbeliegenschaften, die sich angrenzend an das geplante Neubaugebiet befinden, unterstützt», erklärt Annen. Bis zu einem allfälligen Baubeginn kann es noch eine Weile dauern. Begonnen würde nördlich und in Etappen. Bis zum Bauabschluss im südlichen Teil, angrenzend an die «Kultarena», kann es noch bis zu 20 Jahre dauern. Es bleibt also vorläufig noch eine gewisse Distanz zum Lokal und, wenn sich der Betreiber an die gegebenen Vorschriften hält, sieht die Gemeindepräsidentin einstweilen keine Schwierigkeiten. Die Geräuschkulisse, die im Innern des Lokals entsteht, ist nicht das Problem. «Fraglich ist, wie sich die Konzertbesucher draussen beim Rauchen oder bei ihrem Weggang verhalten werden. Da wird es zu Lärmemis-
sionen kommen, die zu Problemen führen können», so Trippel.

Die von Affolter erwähnte illegale Wohnung in der Arbeitszone nahe dem Eventlokal sei schon seit jeher ein altrechtliches Wohnhaus der Fabrikantenfamilie. Zur Umsiedelung, wie sie von Affolter angeregt wird, sagt Trippel, dass es in Kehrsatz nirgends eine reine Gewerbezone gibt, in die das Eventlokal einziehen könnte. Das sei reines Wunschdenken. Die von Affolter kritisierte ungenügende Verhandlungsbereitschaft der Behörde wird von Annen und Trippel zurückgewiesen.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
««Für uns gibt es nur ein Entweder-Oder»»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2