«Ganze» Männer machen Teilzeitkarriere

«Ganze» Männer machen Teilzeitkarriere

Mit dem Projekt (Nationales Forschungsprogramm NFP60) «Der Teilzeitmann» sollen bis 2020 25'000 oder 20% mehr Männer Teilzeit arbeiten. Dass dies nicht ganz einfach ist, zeigen die folgenden Beispiele.

Matthias Mölleney, Experte für Unternehmen und Teilzeit sowie ehemaliger Swissair-Personalchef, räumt ein, dass er selbst leider nie die Chance hatte, Teilzeit zu arbeiten und trotzdem beruflich weiterzukommen. Er hat sich in seiner Zeit als Personalchef jedoch für die Schaffung und Entwicklung des Teilzeitangebotes für Mitarbeitende eingesetzt. Zum einen braucht es genau solche Vorgesetzten, die eben Teilzeit-Angebote ermöglichen. Zum andern müssen aber auch Männer, die aus Überzeugung an einem Job-Sharing interessiert sind, bereit sein, die entsprechenden Konsequenzen zu tragen. Der Bund hat in diese Richtung 2013 einen wichtigen Schritt gemacht. Eltern haben einen Anspruch darauf, Teilzeit zu arbeiten. Mit diesem Rechtsanspruch sind die Väter beim Bund jetzt in der Lage, ihren Wunsch nach einer Pensenreduktion auch gegen den Willen des Vorgesetzten zu verwirklichen. Wie sich dieses Modell zahlenmässig auswirkt, wird derzeit vom Eidgenössischen Personalamt erhoben.

Seit 2010 steigt die Anzahl der Väter, die keine Vollzeitanstellung haben. Dazu finden wir spannende Interviews im Buch von Margret Bürgisser «Beruf und Familie vereinbaren – aber wie?». Oft sind es Akademiker, die sich zusammen mit ihren Frauen ein alternatives Lebensmodell leisten können: beispielsweise ein Physiker (80%) und eine Biologin (50%); ein Ökonom (80%) und eine Kontaktmanagerin (70%); ein Ingenieur (60%) und eine Geschäftsführerin (90%). Aber auch ein Velomechaniker mit einem 60%-Pensum und seine Partnerin, die zu 50% als Bibliothekarin angestellt ist.

Oft hören wir in unseren Beratungsgesprächen von Männern, dass sie gerne ihr Pensum reduzieren würden – und dies nicht nur aus familiären Gründen. Die konkrete Umsetzung schaffen jedoch nur wenige, wie beispielsweise ein 34-jähriger Klient, der mit Fragen zu einer allfälligen Selbstständigkeit zu uns kam. Nach ­seiner Grundbildung als Elektroniker mit Berufsmatur hatte er einen Fachhochschul-Abschluss erworben. Heute arbeitet er zu 80% in einem KMU und leitet ein Team von fünf Personen. Seine Entscheidung zur Selbstständigkeit ging er mit folgenden Überlegungen an: Kann ich tatsächlich noch einen Tag mit meinem einjährigen Sohn verbringen? Wie wirkt sich diese Selbstständigkeit auf die Partnerschaft aus? Müsste die Partnerin aus finanziellen Gründen ihr 50%-Pensum erhöhen? Lust und Energie in ein eigenes Geschäft zu stecken, bringt andere Freiheiten, aber auch neue Verpflichtungen. Solch einen Weg zu gehen, darf nicht bloss ein Männer-, sondern sollte immer auch ein Paarentscheid sein. Nur so wird es immer mehr «Ganze Männer» geben, die auch eine Teilzeitkarriere machen können.

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