Munter schnattern fünf Laufenten um die Wette und machen dabei erst noch den Schnecken im Garten den Garaus. Friede, Freude, Eierkuchen nonstop? Nein, auch in der Gemeinschaft «Wandelhof» droht der Haussegen zwischendurch ins Wanken zu geraten. Denn: Küche, Bäder, Wirkstätten und Begegnungsräume werden teilweise gemeinschaftlich genutzt. Doch es gibt auch genug Rückzugsmöglichkeiten. Anders als mancherorts werden in brenzligen Momenten sogleich erfolgversprechende Lösungen erarbeitet – nach professionellen Kriterien. Auf irgendwelche Hauruck- und 0815-Methoden wird auf dem «Wandelhof» verzichtet. «Gemeinschaftlich mit anderen Menschen zu leben sowie gleichzeitig der Wille zu persönlichem Wachstum – das bildet unsere Basis», so die soziokratische Gesprächsleiterin Amara Reinhard. Zur Verfügung stehen zwei Familienwohnungen sowie Zimmer für Einzelpersonen oder Paare. «Noch gibt es Platz für Leute, die mit uns zusammenwohnen und das Gemeinschaftsleben aktiv mitgestalten möchten», so Reinhard. Bloss temporär im «Wandelhof» zu wohnen, sei auch denkbar.
Gegenseitiges Vertrauen
Offenheit und Transparenz sollen das gegenseitige Vertrauen stärken. Regelmässig finden Coachings, Workshops, Gemeinschaftstage, Rituale und Sitzungen statt. Je nach Situation kommen geeignete Mittel zur Konfliktlösung, Kommunikation und Entscheidungsfindung zum Zug. Achtsam sollen Haus, Garten und Umgebung gepflegt werden. Sollten sich mal Verspannungen oder Rückenschmerzen bemerkbar machen, steht ein Massageangebot zur Verfügung. Dass sich Massage-Klienten nach einer 90-minütigen Behandlung wie «neu geboren» fühlen, ist keine Seltenheit. Singen, Tanzen, Catering und weitere Angebote runden das Programm ab.
4000 m2 Landwirtschaftsfläche
Reinhard beruft sich aufs Leitbild: «Wir suchen die aktive Auseinandersetzung mit den Themen Ökologie und Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen. Soweit möglich, verwenden wir regionale, saisonale und biologische Lebensmittel.» Auch in weiteren Bereichen werde auf eine nachhaltige, faire und ökologische Produktion gesetzt. Auf einen schonenden Umgang mit den Ressourcen werde strikt geachtet. Rund 4000 m² misst die Landwirtschaftsfläche. Das Gärtnern erfolgt nach Grundsätzen der Permakultur. «Die Selbstbewirtschaftung mit Gemüse- und Fruchtbäume-Anbau ist Teil unserer Gemeinschaftsaktivitäten», sagt Reinhard. Im Wandelhof finden wir Berufsleute aus den verschiedensten Fachrichtungen. Sie alle können ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen, so dass letztlich alle davon profitieren.
Die Selbstorganisation umsetzen
Bei der Organisationsform Soziokratie wird die Selbstorganisation konsequent umgesetzt, wie es vom gemeinwohlorientierten Soziokratie Zentrum Schweiz vorgesehen ist. Dank ausgeklügelten Prinzipien wird das Ignorieren von Spannungen innerhalb der Gruppen möglichst vermieden. Dafür werden gemeinsame Ziele verfolgt. Unter dem Stichwort «kollektive Intelligenz» tragen alle eine erfolgsorientierte Mitverantwortung. Ist die Rede von «Konsentmoderation», dann ist damit das Teilen von Macht gemeint. Zu Wort kommen alle. Die Soziokratie möchte «neue Wege aufzeigen, um in einer Gruppe tragfähige Entscheidungen zu treffen, bei denen weder alle zwingend gleicher Meinung sein müssen noch Mehrheitsentscheide oder autoritäre Methoden angewendet werden.» Interessieren dürfte der Soziokratie-Gedanke insbesondere Firmen, Gruppen, Gemeinschaften, WGs, Familien oder Vereine. Bei jedem aktuellen Thema, das eine Entscheidung erfordert, bietet sich die so genannte Konsentmoderation an, zu der auch ein moderiertes Gespräch gehört. Bei Amara Reinhard kann eine Einführung in die Soziokratie inklusive Konsentmoderation gebucht werden.
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