Generationen überbrücken

Generationen überbrücken

Vor hundert Jahren gehörte die eigene Strickarbeit an den Nachmittagen des Frauenvereins dazu. Heute nehmen andere Tätigkeiten ihren Platz ein. Der Frauenverein der Gemeinden Zimmerwald, Englisberg und Niedermuhlern hat sich seit 1923 stark gewandelt, die Grundidee blieb aber gleich.

«Der Verein bezweckt in erster Linie, Frauen und Töchter der ganzen Kirchgemeinde einander näher zu bringen zwecks gegenseitiger Belehrung und Weiterbildung, sowie zur Pflege der Gemüter» – so steht es in den Gründungspapieren des Vereins aus dem Oktober 1923. Vor 100 Jahren schlossen sich am Längenberg engagierte Frauen zusammen, um gemeinsam etwas zu bewegen in den Gemeinden. Nicht fehlen durfte bei den damaligen Montagstreffen im Kirchgemeindehaus Zimmerwald die eigene «Lismete», das Klappern der Stricknadeln gehörte zum Ambiente dazu. Die an den Arbeitstreffen gefertigten Näh- und Strickarbeiten wurden sodann an Bedürftige weitergegeben.

Anpassung im Verlaufe der Zeit
In den letzten hundert Jahren hat sich die Gesellschaft in vielen Aspekten verändert. Der Frauenverein hat überdauert – und sich den neuen Bedürfnissen angepasst. So finden die Treffen nicht mehr am Montagnachmittag statt, sondern auch abends oder am Wochenende. Gerade für Frauen mit Erwerbsarbeit oder mit Kindern wäre die Teilnahme sonst schwierig. Auf dem Programm stehen gemeinsame Aktivitäten und Austausch. «Es ist uns ein Anliegen, dass man über die Generationen hinweg Sachen organisieren kann», betont Iris Hänni, Präsidentin des Frauenvereins, «die Interessen sind sehr verschieden.» Vorträge zu unterschiedlichen Themen – von Homöopathie in der Familienapotheke über Demenz und Vorsorgethemen – werden genauso angeboten wie Ausflüge, Theaterbesuche oder die jährliche Organisation der Kaffeestube am Hobbymärit in Wald. Austauschen und geniessen soll bei all den Aktivitäten ein wichtiger Bestandteil sein.

Soziales Engagement
An erster Stelle steht aber nach wie vor das soziale Engagement für die Menschen der Gemeinde. So nehmen sich Mitglieder des Frauenvereins vor Weihnachten bewusst Zeit, um Seniorinnen und Senioren im Alter ab 80 zu besuchen. Diese Adventsbesuche haben Tradition und liegen Hänni sehr am Herzen. «Es ist ein Zeichen, dass man an die Menschen denkt, auch wenn sie im Dorfleben nicht mehr sichtbar sind.» Das wird jeweils auch sehr geschätzt. Die sozialen Aufgaben, die der Frauenverein leistet, sind vielseitig und soll auch für die Gemeinde eine Entlastung sein. Das soll auch weiterhin so sein. «Es wäre schön, wenn es immer wieder Frauen gäbe, die Zeit haben, mitzumachen, die dahinter den Sinn sehen und sich einsetzen», wünscht sich die Präsidentin.

Wider den Vorurteilen
Längst ist der Frauenverein aber nicht mehr nur für ältere Damen interessant, auch wenn sich das Vorurteil hartnäckig hält. «Es klingt oft etwas verstaubt», lacht Hänni. Im Vorstand setzen sich aber auch Frauen in den Dreissigern ein, um Interessen und Ideen für die jüngere Generation einzubringen. «Es hat Platz für alle. Man kann sich so einbringen, wie man möchte, auch ohne gleich Mitglied zu werden. Wir haben Freude an neuen Gesichtern», so Hänni. Gerade für Neuzuzügerinnen ist der Frauenverein eine gute Möglichkeit, um Kontakte zu knüpfen. Die Treffen sind für gut ein Drittel der 89 Mitglieder monatliche Fixpunkte. Das ist nicht für alle einfach. «Im Gemeindegebiet hat es auch sehr abgelegene Ecken», weiss Hänni. Mit Fahrgemeinschaften werde dem Rechnung getragen und die soziale Einbindung auch für Frauen ermöglicht, die etwa durch das Alter oder die Abgeschiedenheit in der Mobilität eingeschränkt sind.

Zusammensein hat Vorrang
Zum Jubiläum gibt es kein besonderes Event. Lieber nehmen sich die Frauen Zeit, um das Miteinander und den Kontakt zu pflegen. Einen kleinen Einblick in die Geschichte des Vereins konnten Interessierte Ende März in der Kaffeestube am Hobbymärit in Wald erhaschen. Denn aus hundert Jahren gemeinnütziger Arbeit und sozialem Engagement gibt es einiges an Fotomaterial. Und wer es ganz genau wissen will, der geht am besten auf einen Schwatz an einem Treffen vorbei.

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