Gerne auch mal ein Mittagsschlaf

Gerne auch mal ein Mittagsschlaf

Die kleinen Baumbewohner erfüllen alle Voraussetzungen, damit wir sie mögen: Sie sind verspielt, herzig oder klettern kopfüber Baumstämme hinunter. Dass sie sich ihre Nahrung teils auf diebische Art besorgen, verzeihen wir ihnen. Trotz grossen Schwankungen in der Population geht es den kleinen Einzelgängern bei uns recht gut.

Das europäische Eichhörnchen gehört innerhalb der Ordnung der Nagetiere zusammen mit dem Murmeltier zur einheimischen Familie der Hörnchen. Die beiden Familienmitglieder leben sehr unterschiedlich, auch ihr Terminkalender ist nicht gleich. 

Ab und zu ein Vogelei

Im Eichhörnchen-Jahr ist nämlich kein Winterschlaf mit vorgängiger, üppiger Nahrungsaufnahme zwecks Bildung eines Fettpolsters vorgesehen. Das kann sich der kleine Nager nicht erlauben, höchstens eine Winterruhe in Form einer reduzierten Aktivität gönnt er sich. Das Tier muss täglich in Bewegung und auf einem hohen Energieniveau sein; zu viel Fettreserve ist nicht erwünscht, eine ständige Aufnahme energiereicher Nahrung hingegen schon. Dafür legen sich die Eichhörnchen Nahrungsdepots an. Diese befinden sich nicht im Kobel, dem Nest der Eichhörnchen, sondern meist am Boden, teilweise auch auf Bäumen. Das Baumdepot wählen sie für ausgesuchte Nahrung wie Pilze, die in der Höhe luftgetrocknet werden. Die Vorräte werden an markanten Stellen deponiert, was eigentlich bei der späteren Suche hilfreich sein sollte. Allerdings ist das Gedächtnis der Eichhörnchen nicht besonders gut, manchmal vergessen sie, wo sich der Vorrat befindet. Führt sie ihr Geruchssinn doch noch zum Versteck, müssen sie vielleicht feststellen, dass der Vorrat von Mäusen leergefressen wurde. Für die Natur sind die Gedächtnislücken der Eichhörnchen ein Vorteil, denn die unentdeckten Samen keimen, womit ihnen eine wichtige Rolle bei der Verjüngung des Waldes zukommt. Die kleinen Akrobaten wissen sich jedoch bei der Nahrungssuche zu helfen, auch wenn die Vorräte schwinden. Als Baumkletterer haben sie Ausblick auf Vogelnester und bedienen sich dort gelegentlich mit einem Ei.

Nahrungssuche als Lebensinhalt

Im Winter hält sich das Eichhörnchen vorwiegend im Kobel auf, der für die kalte Jahreszeit besonders stabil gebaut ist. Daneben unterhält es zusätzliche Nester in seiner Umgebung, womit die Wege zur Nahrungssuche kürzer und die Möglichkeiten zur Erholung vielfältiger werden. Als sehr aktives Tier, dessen Tagesablauf weitgehend durch die Nahrungssuche bestimmt ist, braucht das Eichhörnchen Erholung. Deshalb ist oft auch ein Nickerchen tagsüber angesagt, möglichst geschützt vor seinen natürlichen Feinden wie Marder und Habicht. Die grösste Bedrohung für die Eichhörnchen ist jedoch der Hunger. Könnten sie auswählen, wäre ihr Lebensraum ein natürlicher Tannenwald, wo das Angebot an Samen aus Zapfen am grössten und über das ganze Jahr ausreichend vorhanden ist. Im Laubwald ist das Angebot an Nüssen und Samen schwankender, da es Jahre gibt, in denen die Bäume wenig Samen produzieren. Je knapper die Nahrung ist, umso höher wird die Sterblichkeit bei den Jungtieren. Die Anzahl der Eichhörnchen in einem Gebiet ist somit stark vom Nahrungsangebot abhängig. Das ist besonders gut sichtbar bei ihren Populationen in Städten. Auch Krankheiten tragen dazu bei, dass etwa ein Viertel der Eichhörnchen ihr erstes Jahr nicht überleben. Die negativen Begleiterscheinungen einer Überpopulation bestehen ebenso wenig wie die Gefahr, dass die Eichhörnchen vom Aussterben bedroht sind. 

Nicht gefährdet

Über alles gesehen sind unsere Wälder trotz Erwärmung des Klimas nicht akut gefährdet und die Waldfläche als Lebensraum für die Eichhörnchen wird nicht kleiner. Was sonst noch alles dazu beiträgt, dass uns die kleinen Nager erfreulicherweise weiterhin begleiten, wird gezeigt im «Pro Natura Zentrum Eichholz», wo bis Ende Oktober eine Ausstellung zum Thema Eichhörnchen zu sehen ist.

www.pronatura-eichholz.ch

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