Vor zweieinhalb Jahren schloss die Bäckerei Ritz ihre Pforten für immer. Seitdem ist es ruhig auf dem Gelände an der Bösingenstrasse. Nur der Container von «Freshcorner» steht da und sorgt dafür, dass das Areal nicht ganz verwaist. Nun hat ein Investor Interesse, dort zu bauen.
Der Widerstand
5 neue Gebäude sollen auf dem über 15’0000 Quadratmeter grossen Areal neben der Ritz-Villa und der Fabrik entstehen. Nachdem die Pläne bekannt wurden, regte sich Widerstand in der Laupener Bevölkerung. Via Facebook machten sie ihren Unmut publik. Ob neue Wohnungen überhaupt nötig seien, schliesslich gäbe es jetzt schon einen Leerstand, fragte man sich. Aber auch die Ästhetik sorgt nicht bei allen für Begeisterung. Der siebenstöckige Kubus passe nicht ins Ortsbild, andere Gebäude seien zu lang. Gemeindepräsident Urs Balsiger entkräftet die Argumente: «Es ist bisher nur ein Vor- und kein Bauprojekt. Das heisst nicht, dass es genauso aussehen wird. Es geht erst einmal nur um die Grundform wie Länge, Höhe und Breite. Der Turm, oder Kubus wie wir ihn nennen, wurde kritisiert. Ja, es wird das höchste Gebäude in Laupen sein, aber er wird nur ungefähr so hoch werden wie der Baum, der auf dem Ritz-Areal steht.» Eines der Kriterien sei gewesen, dass die neuen Bauwerke nicht dominierend wirken oder gar das Schloss in den Hintergrund verdrängen. Auch das Argument, dass es so lange Gebäude in der Gemeinde nicht gäbe, lässt Balsiger so nicht stehen: «Im Poly-Areal gibt es noch eins und die Ritzhalle ist ebenfalls über 100 m lang.» Die Idee sei gewesen, dass nicht x-Häuser ohne Aussenräume gebaut werden. Stattdessen setze man auf Siedlungsentwicklung nach innen, also eine konzentrierte Bauweise mit Grünflächen.
Braucht es mehr Wohnungen?
Nach den Diskussionen auf Facebook hätte der Gemeinderat gedacht, dass zur Infoveranstaltung Mitte September mehr Leute kommen würden. Am Ende waren es knapp über 100, was einer mittelmässig besuchten Gemeindeversammlung entspricht. Dabei wurde das Thema Ästhetik auch angesprochen, doch andere Themen wurden ausführlicher diskutiert. So die Frage, ob mehr Wohnungen in Laupen benötigt werden. Zum Thema Leerstand hatte die Gemeinde eruiert, wo und wie viele Wohnungen leer stehen. «Es sind meist die teuren oder unattraktiven Wohnungen, zum Beispiel direkt an der Hauptstrasse», erklärt Urs Balsiger. Der Investor machte klar, dass er das Potenzial sieht, er wolle keine Wohnungen bauen, die am Ende ungenutzt bleiben. Der Gemeinderat hat dabei auch die Finanzen im Blick: «Mehr Einwohner bringen natürlich mehr Steuer-
einnahmen. Positiv ist für uns vor allem, dass wir kaum Kosten haben, da die Infrastruktur schon besteht. Wir müssten nicht erst noch Leitungen ziehen usw.» So lange der Investor interessiert sei und das Gelände attraktiv findet, will ihm der Gemeinderat nicht im Weg stehen. «Es ist eine Chance für Laupen: Die Brache ist weg, es wird attraktive Wohnungen geben und mehr Steuereinnahmen.»
Reicht die Infrastruktur aus?
Was die Sorge der Bevölkerung anging, dass mehr Leute mehr Kinder und damit Kosten für den Bau einer neuen Schule bedeuten, weil die bisherige bereits heute stark ausgelastet sei, entkräftete der Gemeinderat ebenfalls: «Wir haben uns in der Schulraumplanung mit dem Thema beschäftigt und eine externe Firma damit beauftragt, die Kapazität und die Zukunft der Schule zu prüfen. Das Ergebnis war positiv. Mehr Kinder sollten kein Problem sein.» Damit steht ein neues Schulgebäude nicht zur Debatte. Das Thema Mehrverkehr stiess ebenfalls auf grosses Interesse. Man rechnet mit 1,5 Autos pro Wohnung, 80 bis 90 sollen entstehen. Damit ist klar, dass das Verkehrsaufkommen steigt. Das Referenzkonzept sieht vor, dass eine Zufahrt über die Quartierstrasse erfolgt, eine Zufahrt und 2 Ausfahrten über die bereits heute stark befahrene Bösingenstrasse. So oder so wird es Menschen geben, die mit der Entscheidung nicht zufrieden sein werden. Auf der anderen Seite könnte sich der Wunsch der Laupener erfüllen, die auf der Südseite der Sense wohnen: Endlich wieder eine Einkaufsmöglichkeit in der Nähe. Denn seit dem Wegzug des Coops ins Polyareal ist es der Gemeinde noch nicht gelungen, diesen zu erfüllen. Das Baureglement lässt eine solche Nutzung noch nicht zu. «Ein Laden an diesem Ort könnte auch dazu führen, dass es weniger Verkehr durchs Stedtli gibt, weil die Leute aus Bösingen die nähere Einkaufsmöglichkeit nutzen», meint Urs Balsiger.
Einsprachen
Nach der Auflage gab es 3 Einsprachen, 2 wurden inzwischen zurückgezogen. Die dritte blieb aufrechterhalten. Auch am Informationsabend hat sich der Einsprecher nicht überzeugen lassen. Es geht vor allem um die Ortsplanung von 2013, die 10 Jahre Beständigkeit haben muss, das wäre nun mit der Änderung nicht der Fall. «Zum Zeitpunkt der 2013 genehmigten Revision der Ortsplanung war noch nicht klar, dass die Ritz AG den Betrieb 2018 endgültig einstellt. Aufgrund dieser wesentlichen Änderung der Voraussetzungen darf diese Teilrevision vorgenommen werden. Wir sind überzeugt davon, auf der richtigen Seite zu sein», macht Balsiger deutlich.
Abstimmung
Am 29. November dürfen die Laupener nun über die Zonenplanänderung abstimmen. Aus dem ehemaligen Ritz- und Coopareal soll eine Zone mit Planungspflicht (ZPP) werden. Es ist eigentlich ein Geschäft für eine Gemeindeversammlung, doch aufgrund der Covid-19-Situation ist fraglich, ob diese vielleicht wieder verschoben werden muss. Der Statthalter erklärte, dass das nicht ständig möglich sei, da bestimmte Beschlüsse gefasst werden müssen. So habe sich der Gemeinderat entschieden, über mögliche Geschäfte per Urne abstimmen zu lassen. Das Gefühl vom Gemeindepräsidenten zur ZPP-Änderung ist positiv: «Am Infoabend waren mehrere kritische Leute anwesend, ansonsten höre ich viel Zustimmung, auch von den Parteien. Das Projekt ist ziemlich breit abgestützt und findet viel Akzeptanz.» Ende November weiss man mehr. Sollten die Wähler zustimmen, dann könnte im Laufe des zweiten Halbjahres 2021 mit dem Bau des ersten Gebäudes begonnen werden, aber das ist alles noch Zukunftsmusik.