Er hat in der Leichtathletik über 800 und 1500 m Welt- und Europameisterschaften bestritten und gewann mehrere Schweizermeistertitel. Er ist Mitinhaber der «Geissbühler, Waeber und Partner AG» in Zürich, die Banken, Versicherungen sowie Vermögensberater berät und in kürzester Zeit auf über 100 Mitarbeitende gewachsen ist. Sein Wissen über die Regulatorien im Bankenwesen brachte ihn bis nach Washington, wo er als unabhängiger Untersucher für das «US-Department of Justice» zwölf Schweizer Banken prüfte. Das alles erzählt er uns aus dem beschaulichen Ueberstorf und als bekennender Heimweh-Sensler.
Ankommen
Aus diesem Grund ist der
1. Juni 2022 für Alex Geissbühler ein besonderes Datum. Dann nämlich beginnt er sein Amt als Verwaltungsratspräsident der Freiburger Kantonalbank (FKB). Zuvor hatte ihn der Verwaltungsrat vorgeschlagen, der Staatsrat angehört und schliesslich ernannt. Kurzerhand organisierte er sich und wird alle operativen Aufgaben in seiner Firma abgeben, um sich voll und ganz dem Freiburger Staatsunternehmen zu widmen. «Das ist ein Glücksfall für mich. In den letzten 15 Jahren pendelte ich täglich 3 Stunden von Ueberstorf nach Zürich und zurück», verblüfft er. Die ganze Zeit über blieb das Elternhaus in Ueberstorf sein Gegenstück zum hektischen Zürich. «Ich gebe zu, ich bin ein Landei, ein Nostalgiker, ein Freiburger, ein Sensler», gesteht er unverhohlen und ergänzt: «Nun bin ich bald wieder in dem Gebiet tätig, wo ich wohne, und das bedeutet für mich mehr Lebensqualität».
Antreten
Ein Glücksfall dürfte das aber auch für die Bank selbst sein. Mit Geissbühler präsidiert künftig ein ausgewiesener Kenner des Bankwesens den Verwaltungsrat und erst noch einer, dessen Herz für Freiburg schlägt. «In meiner Heimat mein Wissen einzubringen ist natürlich motivierend», kommentiert er. Der 58-Jährige übernimmt ein Bankenhaus, dass mit seinen Zahlen der vergangenen Jahre hat aufhorchen lassen. Die FKB ist schweizweit ein Aushängeschild, was Kosten, Ertrag und Effizienz betrifft, die sogenannte «cost income ratio» ist mit 34% bemerkenswert gut. Das Wachstum zeigt von 2010 bis 2020 eine Verdoppelung der Bilanzsumme von 13 auf 26 Mrd. Franken. «Wir gehören zu 100% dem Kanton, das ist für diesen also ein gutes Investment», weiss der Experte. Die Zahlen unterstreichen das. Die FKB schrieb im Jahr 2020 einen Gewinn von 133 Mio. Franken, 70 Mio. davon gingen an den Kanton Freiburg. Einfach ist es für Geissbühler deshalb noch lange nicht. Im Gegenteil, die Erwartungen steigen mit dem Erfolg.
Anbinden
Es ist fast ein wenig wie beim sportlichen Aushängeschild des Kantons. Je erfolgreicher der HC Fribourg Gottéron spielt, desto näher rückt der Traum wieder heran, endlich den Meistertitel zu gewinnen. Die Drachen spielen in der BCF-Arena und sind damit ohnehin eng mit der Freiburger Kantonalbank verknüpft. «Der Klub vereint über die einzelnen Regionen und die Sprachgrenze hinweg den ganzen Kanton, so wie wir das auch tun. Wir passen also gut zusammen. Dieses Sponsoring ist ein Bekenntnis zu unserer Heimat», begründet Geissbühler dieses Engagement.
In den verbleibenden Wochen, bis der Ueberstorfer das Amt antritt, macht es ein klein wenig den Anschein, als stünde er wieder am Start vor einem 1500-m-Lauf. Die gebannten Sekunden vor dem Startschuss, ein Augenblick, in dem man nur darauf wartet, dass es losgeht. Heimat ist für Alex Geissbühler Ueberstorf. Das Elternhaus, die Gegend, der Sensebezirk, der Kanton Freiburg. Er hat die Welt in Sport und Beruf erobert, ohne je an einem anderen Ort leben zu wollen. Nun kommen Wirkungsstätte und Heimat zusammen oder, wie er es kurz und knapp sagt: «Hier bin ich daheim.»
