«Da sagt der eine Has zum anderen Has, er solle sich ins beste Licht rücken, die von der Zeitung würden kommen.»
Kein einziger Has von Renate Wolf muss sich ins beste Licht rücken, denn da stehen sie schon. Ein Regal voller Gipshasen in allen Grössen. Einer bettet seinen Hasenkopf auf seine Pfoten, als dächte er über uns komische Menschen nach. Da hüpft ein weiterer vom Brett, und ein dicker Hasenmann braucht nachgerade zwei Plätze im Regal. Es gibt Kinder-, Frauen- und Männerhasen, grosse, kleinste, liebliche, gelangweilte, herrschende, angezogene und nackte Hasen.
Bücher, wie «Frau gönnt sich ja nichts» oder Klee und Mani Matter finden sich im unteren Teil des Regals. Auch «Igel Latte» die Geschichte des Igelmädchens, welches den Wasserstein suchen geht, damit wieder Regen kommt, liegt da. (Ist sicher nicht nötig, denn draussen regnet es in Strömen an diesem letzten Samstag im März.)
Langohren aller Art
Auf einem Holz tanzen rostende Blechhasen über die Kommode, aus einem runden Glas schaut ein Engelhas mit zarten Federflügeln und aus Gips dem lustigen Treiben verwundert zu. Stoffhühnchen suchen Schutz unter einem thailändischen Schirm. Da kann man hinschauen, hingehen, hingucken, wo man will, überall Hasen, Haskissen, Hasservietten, Hasen aus Gips, Holz, Porzellan, Stoff. Ein putziges Silberhäschen hockt auf Einmachgläsern mit Senf und Konfitüre. Ein Foto zeigt einen Hasen vor dem Reifwald im Winter (happy new year).
Wolfs Wohnzimmer ist ein einziger «Marché au Puce» voller Liebenswürdigkeiten und herrlicher Kreationen. Durch das Zimmer zieht der Duft von frischgebackenem Zopf. Man bittet zu Kaffee und Zopf. Im Garten steht der schön hergerichtete Osterbaum im Regen, und ein schlanker Hasenjüngling schaut seiner verlorenen Liebe nach, denn die wurde aus dem Garten gestohlen. Die duftenden Heukörbchen für Osternestli sind wenigstens unter Dach. Der durchnässte Tisch beim leeren Pool unten lädt nicht zum Mahl.
400 Formen
In einem Schoggihasenkurs bei Martin Nussbaum in Münsingen hat Renate Wolf vor vielen Jahren ein sehr altes Hasenförmchen gesehen, und da war es um sie geschehen und sie begann Hasenformen zu sammeln. 400 Formen sind zusammengekommen, alte, neue, teure, billigere, grosse, kleine… Für eine Form aus den 50-er Jahren mit kurzen Ohren (ein Merkmal für alte Formen) hat Wolf einmal 350 Franken bezahlt. Wenn Bäckereien schliessen müssen, ist Wolf zur Stelle, um Hasenformen zu ergattern. Manchmal kriegt sie eine Form vor die Türe gelegt. Seither bietet Wolf Gipskurse für Hasen in ihrem Atelier im Keller an. Eine Schulklasse kreierte Hasen, welche nach der Farbpalette von Klee gefärbt wurden.
Ein offenes Haus
Wolf hat ein offenes Haus, ein offenes Auge für viele Aktivitäten und ein offenes Ohr für Leute aus allen Ländern, die sie in ihrem B&B beherbergt, mit ihnen kocht, für sie backt, mit ihnen geniesst und sich von neuen Ideen inspirieren lässt. Auch fährt Wolf Nova-Taxi und bringt Kinder in die Sprachheilschule nach Münchenbuchsee. Jedem der Kinder hat sie einen lieben Gipshasen gemacht und freut sich schon auf deren strahlende Kinderaugen.Wolf schmunzelt:
«Ich bin im Sternzeichen Löwe geboren – die seien begeisterungsfähig, liebten die Abwechslung – heisse Wolf und liebe Hasen.»
Drei Frauen – Therese Jannucci, Erika Feuz, Anja Kehm – beleben Haus und Garten ebenfalls mit ihren kreativen Ideen. Da entstehen nebst all den Hasen Dekors aus Naturmaterialien, genähte Portemonnaies mit Pailletten oder farbenprächtige Lampenschirme. Die vier Frauen haben es gut miteinander, die Kreativität von jeder einzelnen hat sie zu Freundinnen werden lassen.
Zwei Träume verrät Renate Wolf zum Schluss: Dass ihre Kinder wieder Kontakt mit ihr aufnehmen mögen, und dass sie reisen möchte, wenn sie 65 Jahre alt ist. (Vielleicht gibt’s auch Feenhasen, welche solche Wünsche erfüllen?)
*Liedzeile von Stiller Has
