Er schreibe schon sein Leben lang, sagt Markus Cotting. Was mit Tagebüchern begann, fand seine Fortsetzung mit Texten, Geschichten und Gedichten in Hochdeutsch und in Mundart, die er bis vor kurzem nur an Familienanlässen vorgetragen hat. Animiert durch sein Umfeld hat der 64-jährige ehemalige Sekundarlehrer, Erwachsenenbildner und heute freischaffende Musiklehrer nun ein kleines Büchlein mit 14 Senslerdeutschen Gedichten herausgegeben. Es ist eine Auswahl aus rund 50 Gedichten, die zwischen 2013 und 2019 entstanden sind.
Gedichte wie «De Stüüreboge», dass die Gefühlslage beim Ausfüllen der Steuererklärung beschreibt, oder «Am Baanhoof» mit Beobachtungen beim Warten auf den Zug. Mit «Leerplan 21» beschreibt Cotting die anzustrebenden Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler. Und in «Cool» befasst er sich mit zunehmend englischen Ausdrücken in der deutschen Sprache. Erinnerungen an seine Kindheit hat Cotting ebenfalls in Gedichten verarbeitet. Mit «Wiisch ù no» erinnert er sich an einen Velounfall. Aber auch zum «Nüüt sääge» hat Cotting etwas zu sagen.
«Ich beschreibe kleine, lapidare Begebenheiten, die zum Nachdenken anregen oder ins Philosophische abdriften. Andere Texte wiederum erzählen klare Geschichten. Die Gedichte sind im Paar- oder Kreuzreim geschrieben und meist haben sie ‹glückliche Endreime›, die der Leserschaft ein Schmunzeln abringen», erklärt Cotting.
Urwüchsiges Seislertütsch
Den Autor verbindet eine grosse Affinität zum Sensler-Dialekt, den er bewusst pflegt. Er schätzt das Urwüchsige dieser Sprache. Akribisch überprüft er die richtige Schreibweise der Wörter. Dabei bedient sich Cotting dem Seislerdeutschen Wörterbuch von Christian Schmutz und Walter Haas. Cotting kennt Christian Schmutz von den Freilicht-Theater-Aufführungen des Theaters «Hintercher». Das «Seislere» hat Cotting auch während vielen Jahren seiner Arbeit in Bern beibehalten. «Obwohl ich das ‹Bärndütsch› sehr schätze, kam eine sprachliche Anpassung für mich nie in Frage».
Prägendes Bauernhandwerk
Cotting ist in Überstorf geboren und auf dem Bauernhof eines «Hùmpelipuurs» (Kleinbauer) katholisch aufgewachsen. Er ging nicht nur beim «Häppere» auflesen im Bauernbetrieb zur Hand, zusätzlich war er auch Käsereibub. «Die Fotos im Büchlein stehen nicht in direktem Zusammenhang zu den Texten, sondern mit meiner Naturverbundenheit und dem Bauernhandwerk. Deshalb habe ich alte, verrostete landwirtschaftliche Gerätschaften und Maschinen wie Pflug, Egge, Säh- und Mähmaschine, Heugabel, Pschüttipumpe und mehr fotografiert, die ich – meist im Grün der Natur – in der Umgebung von Schmitten vorfand», erklärt der Autor seine Vorliebe zu diesen Sujets.
Für die Herausgabe des Büchleins in einer Auflage von 500 Exemplaren verzichtete Markus Cotting auf ein Firmensponsoring. «Ich wollte unabhängig sein und habe alles selber finanziert. Einzig die Familienmitglieder standen mir beratend zur Seite und mein Sohn Lukas hat das Layout erstellt. Das hat mich sehr gefreut. Ein grosses Lob gebührt der Druckerei Sensia AG in Düdingen, die mich bei der Umsetzung optimal unterstützt hat.»
Die Buchvernissage von «Wiisch ù no?» mit Lesung war für Mai in Tafers geplant. Seine erwachsenen Kinder Lukas, Timon und Johanna hätten den Auftritt mit Zauberei, Klaviermusik und Lautmalerei umrahmt. Wegen der Corona-Krise musste der Anlass verschoben werden. Er soll jedoch, zusammen mit weiteren Lesungen, nachgeholt werden.
«Alten Sachen nachspionieren ist eine weitere Passion von mir», sagt Sammler Cotting. Unser «Leiterwägeli» wartet auf eine Drehorgel. Dazu habe er schon Inserate in der Zeitung aufgegeben – ohne Erfolg. «Vielleicht findet sich ja über diesen Zeitungsartikel ein Verkäufer», bleibt Markus Cotting zuversichtlich.