«Jedes Werk ist eine Herausforderung»

«Jedes Werk ist eine Herausforderung»

Mit 28 Jahren hat Dominic Corpataux beruflich und künstlerisch schon viel erreicht. Der «Naturmensch» wohnt im Holzacker, unweit von Rüschegg. Dort kreiert er kleine und grosse Holzskulpturen. Der Auftragskünstler und Musikliebhaber ist auch Mitinitiant des «Holzacker-Openairs», das alle zwei Jahre stattfindet.

Über eine schmale Naturstrasse dem Wald entlang gelangt man zu seiner Wirkungsstätte, einem Haus mit angebautem Atelier. Neben der Werkstatt lagern Baumstämme – darauf wartend, vom Holzbildhauer in schöne Skulpturen verwandelt zu werden. Corpataux arbeitet an einem Kundenauftrag, zwei je ein Meter grosse Bären. «Das Material Holz hat mich schon immer interessiert», erklärt er, während er Holzspäne aus seinen dichten, blonden Haaren entfernt. Aufgewachsen in Riffenmatt, sei er oft mit seinem Grossvater unterwegs gewesen und so schon früh mit Holz in Berührung gekommen. Nach der Berufslehre als Zimmermann absolvierte der junge Berufsmann die vierjährige Ausbildung an der Schule für Holzbildhauerei in Brienz sowie eine Handelsschule in Interlaken. Damit holte er sich das berufliche und künstlerische Rüstzeug, um sich im Sommer 2018 mit der «Dominic Corpataux, Bildhauerei und Holzhandwerk» selbständig zu machen. «Ich erinnerte mich an den berühmten Satz ‹Wann, wenn nicht jetzt?›. Falls es nicht geklappt hätte, wäre mir immer der Weg zurück als Zimmermann offengeblieben.» Doch es klappt. Der junge Künstler kann von Beginn weg von der Holzbildhauerei und von Schreinerarbeiten leben. Dieses Jahr hat er den drei Jahre dauernden Lehrgang in Produkte-Design an der Höheren Fachschule für Gestaltung (HFS) in Bern mit der Diplomarbeit abgeschlossen.

Auch mit sieben Jahren Erfahrung im Kunsthandwerk bleibt für Corpataux jede Holzskulptur eine Herausforderung. «Es geht selten einfach. Gleich, welches Objekt entstehen soll, es braucht viel Geduld, Ausdauer und Freude, daran zu arbeiten. Es ist ein laufender Prozess am Objekt. Es soll ja nicht irgendein Hirsch werden, sondern ein majestätischer mit einem grossen Geweih, bei dem die Proportionen stimmen», erklärt der Künstler seinen hohen Anspruch an seine Werke. Das Spektrum an Holz-Kunstgegenständen reicht von Damenslips, Verzierungen, Menschenfiguren, Kleintieren bis zu grossen Tieren wie Hirsche oder Bären. Weiter fertigt er auch Kinderspielsachen, Kinderschaukeln, Sackmesser, Tische und Stühle auf Kundenauftrag her. Sein jüngerer Bruder Fabian arbeitet als Psychologe und freischaffender Künstler, Illustrator und Grafiker in Bern. Er hat die Webseite von Dominic gestaltet, auf der viele Fotos das Schaffen von Dominic Corpataux zeigen. Dort findet man auch seine Angebote im Eventbereich, wie ein Schnitzkurs mit Sackmesser für Kinder, ein Kochlöffel- oder Bären-Schnitzkurs für Erwachsene. Auch Team-Events für Private und Firmen können bei ihm gebucht werden.

Der «Naturmensch» Corpataux wählte bewusst das Leben in der Abgeschiedenheit. «Es ist kontrovers: Einerseits liebe ich den sozialen Austausch bei Gesprächen unter Menschen, die mich auch künstlerisch inspirieren. Andererseits ziehe ich mich gerne wieder zurück in die Stille der Natur. In der Stadt könnte ich nicht leben», erklärt der Künstler. Da er kaum Laufkundschaft hat, muss er Neukunden gewinnen. Mit ihnen klärt er deren Wünsche und Vorstellungen und wie sich diese realisieren lassen, damit der Kunde wie auch er als Künstler mit dem Endprodukt zufrieden sind. Das liegt dem Rüschegger besonders am Herzen.

Für den Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag 2021 in Schwarzenburg (ENST) fertigte er in einem Grossauftrag 150 Schwingerhosen aus Holz als Ehrengabe an die Schwinger an. «Durch die unterschiedliche Holzstruktur und meinen individuellen Verzierungen von Gurt und Gurtschnalle wurde jede Hose zum Unikat.»

Beim «Verein Vrenelidorf Guggisberg» engagiert sich Corpataux im Projekt «Familienweg: Sagen und Geschichten aus der Region». «Schreinerarbeiten wie das Herstellen von Tischen, Bänken und Stühlen und das Anfertigen lebensgrosser Figuren von Tieren, Menschen und Zwergen sind hier gefragt.» An drei Tagen pro Woche teilt er sich das Atelier mit der Holzbildhauerin Gina Sommer aus Krauchthal. «Es ist eine Win-Win-Situation. Gina braucht kein eigenes Atelier und unterstützt mich bei der Arbeit. Der Hauptvorteil der Zusammenarbeit liegt im künstlerisch-handwerklichen Austausch.»

«Das ‹Holzacker-Openair› entstand mit meinen Freunden. Ich wollte meine Atelier-Eröffnung feiern und dies der Öffentlichkeit zugänglich machen. Da wir alle sehr musikaffin sind, kamen wir auf die Idee, daraus ein zweitägiges Open-Air zu organisieren. Das Organisationskomitee und viele Helfende aus der Region haben im Juli 2019 mit viel Herzblut ein Fest mit Auftritten von vier Bands auf die Beine gestellt. Fazit: rund 800 Besuchende. Das Fest sollte im Zweijahres-Rhythmus stattfinden. Doch auch hier kam Corona dazwischen, so dass das Fest erst dieses Jahr erneut stattfand. Das nächste Holz-acker-Openair gibt es dann im Juli 2024. Man darf gespannt sein, wie sich der Weg von Dominic Corpataux in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird. Sein Kopf ist auf alle Fälle voller Ideen.

INFO: 

www.dominiccorpataux.com

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