Mit einem präzisen Wurf die Boule-Kugel des Gegners nahe der Cochonette wegzuspicken und so die Partie für sich zu entscheiden, zählt zum Wesentlichsten beim Boule- und Pétanque-Spiel. Konzentration, Genauigkeit, Teamgeist sowie Geselligkeit und das Spielen an der frischen Luft, machen die Faszination aus, der auch Andreas Kappeler erlegen ist. «Ich bin ein Spielertyp. Alles was mit einem Ball, einer Kugel und mit Teamgedanken zu tun hat, interessiert mich», erklärt der gebürtige Thurgauer.
Der 52-Jährige wohnt mit seiner Familie in der Siedlung Strassweid in Mittelhäusern. Als blutiger Anfänger nahm er auf dem Siedlungsplatz an einem Boule-Turnier der Ganzjahres-Boulegruppe teil. Mit einem Könner als Partner gewannen sie den freundschaftlichen, aber engagierten Wettbewerb. «Das war für mich die Initialzündung und ich wollte mehr zu Technik und dem ganzen Drumherum des Boulespiels wissen», sagt Kappeler, der in Stettlen die Oberstufe unterrichtet. Fortan nahm er unregelmässig an den Treffen der lokalen Boulegruppe teil. Den Winter hindurch liess er die Kugeln im Keller ruhen. «Bei Trainingsbeginn im Frühling stellte ich jeweils fest, dass vieles vom Gefühl des Boulespielens verloren gegangen war und ich fast wieder bei Null beginnen musste. Das war frustrierend. Ich erkannte, dass ich auch den Winter hindurch spielen musste.» Oft trainierte er leidenschaftlich für sich alleine, manchmal auch mit Beleuchtung bis spät in die Nacht. Akribisch und beinahe exzessiv führte er ein 13-seitiges Protokoll mit Parametern wie Körperhaltung, Wurftechnik, Abgangswinkel und Kugelgrössen. Einzig den kalten Händen und klammen Fingern konnte er nichts Positives abgewinnen. «Die unterkühlten Boule-Kugeln weckten meinen Erfindergeist, denn mit Handschuhen zu spielen, ist für eine Präzisionssportart keine Alternative. Ein ernsthaftes Duell ist nur mit blossen Händen möglich», erklärt Kappeler.
Zerlegbare Kugelheizung
Die wetterfeste Boulegruppe in Mittelhäusern experimentierte in den letzten Jahren mit verschiedenen Methoden zur Kugelerwärmung. Fonduerechauds, Bettflaschen, Heisswasserbad etc. – nichts überzeugte. Vor anderthalb Jahren begann Kappeler intensiv nach Lösungen zu suchen. Seine Idee: Eine kleine, zerlegbare Kugelheizung, die sich einfach im Rucksack transportieren lässt und die mit wenigen Handgriffen auf dem Bouleplatz zusammengesetzt werden kann. Auf der Grundidee des Rechauds begann er mit Skizzen und baute ein Holzkistchen, das er mit einer Auflage für drei Boulekugeln versah. Darunter positionierte er die Rechaudkerzen. Zur Wärmeregulierung können die Rechaudkerzen in vier verschiedenen Ebenen zu den Kugeln positioniert werden. Wichtigste Kriterien: Den Rechaudkerzen muss ausreichend Luft zugeführt werden, damit die Flammen nicht ersticken. Zugleich muss die Kugelheizung windresistent sein, sodass keine Zugluft die Wärme von den Kugeln lenkt oder die Kerzen gar auslöscht. Der unermüdliche und findige Tüftler löste das Problem mit einer ausgeklügelten Anordnung von Bohrlöchern auf zwei Ebenen sowie eng geschnittenen Kugelauflagen.
Der Vertrieb
In Rolf Graf, Firmeninhaber der Schreinerei Graf in Stettlen, fand Kappeler einen erfahrenen Handwerker, der vom Prototyp fasziniert und bereit war, die fachmännische Produktion einer ersten Serie von 50 Kugelheizern in die Hand zu nehmen. Dabei wurden die Holzteile an den Eckpunkten mit Magneten versehen, sodass sie sich beim Zusammenbau elegant aneinander-fügen. Kappeler avancierte zum Kleinstunternehmer und befasste sich mit Herstellung,
Werbung, Vertrieb und Verkaufspreis (120 Franken) seines Produktes. Dazu erstellte er seine eigene Webseite über die er den Onlinevertrieb abwickelt. Seit Dezember hat er bereits 20 Exemplare verkauft. «Mehr als ich in dieser Zeit erwartet hätte.» Der «Kugelheizer», wie Kappeler sein Produkt nennt, ist auch im Berner Fachgeschäft Drachenäscht erhältlich. «Warme Boule-Kugeln in der Hand zu halten, ist ein erhebendes Gefühl – ein Phänomen. Wer einmal an kalten Tagen mit warmen Kugeln gespielt hat, wird es immer wieder tun wollen», schwärmt Kappeler.
Daniel Bill


