Kehrtwende zum Guten

Kehrtwende zum Guten

Nach dem verheerenden Grossbrand im Sommer 2022 kehrt im Gewerbeareal am Kirchackerweg langsam wieder der Alltag ein. Im Rückblick hat das Ereignis sogar eine positive Seite.

Der frühe Morgen des 20. September 2022 bleibt vielen unvergessen. Die Feuersäule und der Rauch des Vollbrands im Kehrsatzer Gewerbeareal bei der Umfahrungsstrasse Richtung Belp waren kilometerweit zu sehen. Der Brand veränderte das Leben vieler Menschen auf einen Schlag. Wo sollten die betroffenen Firmen – Malergeschäft, Holzbau-Betriebe, Garagen, eine Energietechnikfirma – eine vorübergehende Bleibe finden? Könnten die betroffenen Angestellten je wieder an den altgewohnten Arbeitsplatz zurückkehren?

Beeindruckende Hilfsbereitschaft

Zur Bewältigung des Gross-
ereignisses standen rund 130 Einsatzkräfte im Dauereinsatz (wir berichteten). «Als das Feuer aus unseren Bürofenstern schoss, war mir klar: 25 Jahre Arbeit futsch! Zurück auf Feld eins», sagte Martin Hodler vom gleichnamigen Malergeschäft damals gegenüber den Medien. Ein Lebenswerk in Luft aufgelöst, ähnlich den dunklen Rauchschwaden, die in höheren Lagen eine weisse Färbung annahmen und schliesslich dem Auge entschwanden.

Doch das letzte Wort hatten nicht Zerstörung und Niedergang; der Wille zum Neubeginn war stärker. Wenige Monate nach dem verheerenden Ereignis wurde ein entsprechendes Baugesuch eingereicht. Positiv äusserten sich die Betroffenen über die grosse Hilfsbereitschaft seitens anderer Gewerbebetriebe. Innert kürzester Zeit gingen Angebote für vorübergehende Betriebs- und Lagerräume oder Fahrzeuge ein. Die «unkomplizierten» Verhandlungen mit Versicherungen und Behörden und ganz allgemein «ein grosses Mitgefühl» bleiben unvergesslich.

Ein ambitiöses Projekt

«Nach Brand im 2022: Ersatzneubau Betriebsgebäude, genannt Areal 31 Kehrsatz. Mit Büro und Werkstatt Fuhrer Schreinerei AG, Stützpunkt Feuerwehr Regio Belp und weiteren Unternehmen am alten Standort» beschreibt das Architekturbüro dieses Bauprojekt auf seiner Website. Der Neubau – die Kosten betrugen einen unteren zweistelligen Millionenbetrag – und die Umgebungsarbeiten werden in diesen Wochen fertiggestellt. Im Mai oder Juni soll das Betriebsgebäude eingeweiht werden.

Doch nicht alle bisherigen Mieter sind dabei. So sind die Malerei Hodler AG und die Kaiser Holzbau AG neu in Belp tätig. Das Malergeschäft etwa ist neu in der Belper Industriezone domiziliert. Das neue Betriebsgebäude ermöglicht einen effizienten Ablauf der Prozesse und bietet den Mitarbeitenden gemäss Mitteilung «einen Ort, an dem sie gerne frühmorgens ihre Arbeit beginnen». So gesehen, führte der Brandfall doch noch zu etwas Positivem. «Etwas Gutes» hatte das Ganze auch für die Schreinerei Fuhrer AG. Rund zwei Jahre nach dem Brand konnte das Traditionsunternehmen an den früheren Standort in Kehrsatz zurückkehren. Der Wiederaufbau des rund 100 Meter langen Gebäudekomplexes verlief ohne nennenswerte Probleme. «Es lässt sich nicht wegdiskutieren: Der Brand hatte auch etwas Gutes», sagt Inhaber Rolf Stauffer. «Wir haben innovativ geplant und eine flexible Inneneinteilung vorgenommen, sodass die Räumlichkeiten an sich ändernde Bedürfnisse angepasst werden können. Vor allem aber: Wir können wieder arbeiten! Was will man mehr?»

Die Katastrophe selbst sitzt allerdings immer noch in den Knochen. Es ging ja nicht «nur» um Betriebsgebäude und Maschinen. Auch Werkzeuge, Unterlagen, Pläne, Zeugnisse der Lernenden wurden ein Opfer der Flammen. Als Ursache des Brandes wird eine technische Störung an elektrischen Installationen vermutet, die zu einem Kurzschluss geführt hatte.

Bald wieder «Courant normal»

Der Neubau steht, der Innenausbau ist weitgehend abgeschlossen. Aktuell sind noch Umgebungsarbeiten im Gange. Bereits in einigen Wochen dürfte die Produktion wieder auf Hochtouren laufen. Insgesamt sind acht Firmen am Kirchackerweg 31 domiziliert, darunter die Schreinerei Fuhrer, die beiden Garagen Trachsel und Mago, ein Reinigungsunternehmen, ein Line-Dance-Studio und ein Atelier, das exklusive Holzlampen herstellt.

Beheizt wird das Gebäude mit einer Holzheizung. Die Späne dienen ebenfalls der Warmwasseraufbereitung. Und: Der Brandschutz wurde in allen Teilen optimiert. Der Ausstellungsraum der Schreinerei und die Terrasse im dritten Stock werten den Gebäudekomplex zusätzlich auf. Gewisse Räumlichkeiten sollen auch als Eventlocation dienen, prächtige Aussicht inklusive.

«Man weiss im Leben nie, wie es weitergeht. Und wir haben bald einmal gemerkt, wer wirklich zu unseren Freunden gehört», schaut Rolf Stauffer zurück. «Es ist wichtig, immer nach vorne zu schauen. Hätten wir uns nur mit uns selbst und dem Schicksalsschlag beschäftigt, wäre ein solches Resultat nicht möglich gewesen.»

Auf dem «Areal 31 Kehrsatz» ist ein beeindruckender Bau entstanden. Unter neuen Vorzeichen fügen die Unternehmen ihrer Firmengeschichte ein neues Kapitel hinzu.

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