Dies wurde nicht zuletzt dank dem zweiten Zaun auf der Seite des Haldenweihers für rückwandernde Amphibien erreicht. Eine von 200 Stellen im Kanton Bern, an denen dieses Jahr Freiwillige insgesamt fast 40’000 Kröten und Fröschen sicher über die Strasse in die Laichgewässer halfen, liegt in Laupen. Auch hier machen sich jedes Jahr von Februar bis April mehrere Hundert Erdkröten, etliche Dutzend Grasfrösche und ein paar Molche auf einer Breite von 200 Metern vom bewaldeten Hang zum Haldenweiher auf, um dort zu laichen und bald darauf den Rückweg anzutreten. Dabei stellt die vielbefahrene Neueneggstrasse ein tödliches Hindernis dar.
Heinz Garo und sein Team von der Abteilung Naturförderung des Kantons Bern, die im Seeland jedes Jahr etwa 4 Kilometer Amphibienschutzzäune an 15 Standorten aufstellen, montierten am 17. Februar zum 4. Mal auch in Laupen einen Zaun auf der Seite des Waldes und zum 2. Mal einen entlang des Weihers. Aus logistischen Gründen wurden die Zäune bereits am 21. April, also noch vor Ende der langen Trockenperiode, wieder entfernt. Da Amphibien aber vor allem bei Regen wandern, wurde der Strassenabschnitt in den kurz darauffolgenden regnerischen Nächten von Markus Graf, dem Leiter der Aktion, weiter kontrolliert. Tatsächlich konnte er bei diesen zusätzlichen Einsätzen fast 50 zum Wald zurückkehrende Kröten und Frösche einsammeln und vor dem Tod bewahren. Markus Graf erklärt: «Ohne den 2. Zaun und ohne besondere Rettungsaktion wäre der Verlust der rückwandernden Amphibien einmal mehr beträchtlich gewesen. Bestimmt hätte der hohe Anteil der überfahrenen Amphibien während der letzten Jahre ohne Rettungsaktionen dazu geführt, dass die Grasfrosch- und Erdkrötenpopulationen stark dezimiert oder sogar weitgehend ausgelöscht worden wären.» Die 17 Freiwilligen kontrollierten an 65 Tagen insgesamt 128 Mal die beiden Zäune mit den 12 Auffangkübeln. In weit über 100 Stunden Einsatz wurden 259 Erdkröten, 40 Grasfrösche und einzelne Molche vom Wald zum Haldenweiher und 131 Erdkröten und 22 Grasfrösche vom Weiher zurück zum Wald transportiert. Leider fielen dieses Jahr 37 Tiere auf dem Rückweg zum Wald dem Verkehr zum Opfer. Wenn die Bedingungen günstig sind, machen sich häufig sehr viele Tiere gleichzeitig auf den Weg.
Die freiwilligen Helfer Ursula und Bruno Sonderegger fanden anfangs März 58 Amphibien auf der Seite des Hanges und 5 Tage später 56 Tiere auf der Weiherseite. Leider mussten sie auch 16 überfahrene Tiere zählenen. «Offensichtlich war an diesem Abend eine richtig grosse Rückwanderaktion im Gange. Wir vermuten, dass die toten Tiere irgendwie ausserhalb des Weiherzauns einen Rückweg gesucht haben», sagt Ursula Sonderegger. Kathya Alber, eine weitere freiwillige Helferin, hat an einem Abend 25 Tiere eingesammelt. «Zum Teil sassen sie ausserhalb der Kübel im nassen Gras – wie Statisten. Mit der Taschenlampe beleuchtet war das ein besonderes Erlebnis», meint sie.
Corinne Soltermann, die 2016 mit Entsetzen das jährliche Verkehrsmassaker an den Amphibien wahrnahm, und daraufhin umgehend mit der Koordinationsstelle für Amphibien und Reptilien Schweiz (KARCH) Kontakt aufnahm, um Abhilfe zu schaffen, hat ihren Freund Manfred einfach «mitgeschleift», wie sie sagt. «Anfänglich war er nicht so motiviert, aber nachdem wir die ersten Amphibien im Kübel hatten, war er hellauf begeistert und ist seither immer dabei. Er fand Kröten ursprünglich ein bisschen eklig, bis er festgestellt hat, wie hübsch diese Tierchen eigentlich sind.»
Die temporären Massnahmen, die nur mit viel Freiwilligenarbeit funktionieren, könnten in Laupen jedoch in ein paar Jahren der Vergangenheit angehören. Denn im Rahmen des Projektes Verkehrssanierung und Bahnhofverlegung Laupen haben die Einsprache von «Pro Natura Berner Mittelland» und die Stellungnahme der Abteilung Naturförderung des Kantons Bern die Bauherrschaft bewogen, ein Durchlass-System mit hang- und weiherseitigem Leitwerk nach SIA-Norm zu erstellen. Durch eine solche Untertunnelung der Strasse wären die Amphibien- und Kleintierwanderungen ganzjährig in beiden Richtungen sichergestellt.