Unter dem Namen «Nuneca» wird Neuenegg 1154 in einem Verzeichnis des Zisterzienserklosters Hauterive (Kanton Freiburg) erstmals erwähnt. 1228 ist im Kartular des Bistums Lausanne eine Kirche in Neuenegg aufgeführt, und 1235 taucht der Ortsname «Nuwenegge» auf. Das Dorf war Teil der Herrschaft Laupen und gelangte 1324 mit dieser an die Stadt Bern. Militärisch gehörte es zum Landgericht Sternenberg. Die Richtstätte mit dem Galgen lag auf dem Landstuhl.
Seiner strategisch günstigen Lage verdankt es Neuenegg, dass dort 1470 eine erste hölzerne Brücke über die Sense und ein Zollamt entstanden. Schon damals bildete die Sense die Grenze zwischen Freiburg und Bern. Bauherrin der Brücke war die Stadt Freiburg. Durch diesen Brückenbau verschob sich der Verkehrsfluss zwischen Bern und Freiburg von Laupen nach Neuenegg. Das Dorf wurde damit zu einem wichtigen Grenzort. Die Sensebrücke war immer wieder Gegenstand von Zwistigkeiten zwischen Bern und Freiburg. Dabei ging es hauptsächlich um Zölle, Rechte und Unterhaltskosten.
Schlacht gewonnen,
Krieg verloren
Historisch bedeutsam ist die Schlacht bei Neuenegg. Den von Deutschfreiburger Truppen verstärkten Berner Oberländern gelang es am 5. März 1798, die von Freiburg her eingedrungene französische Übermacht zu besiegen und über die Sense zurückzudrängen. Noch bevor der Berner Heerführer den Befehl zur Verfolgung der Franzosen geben konnte, traf die Nachricht ein, die Schlacht am Grauholz sei verloren, und der französische General Schauenburg habe die Stadt Bern besetzt. Damit war der Widerstand gegen die Franzosen gebrochen und das Schicksal des «Ancien Régime» besiegelt. An die Schlacht erinnert das 1866 oberhalb Neuenegg erbaute Denkmal.
Von der Kapelle zur Kirche
Das Gotteshaus von Neuenegg gilt als typisches Beispiel einer mittelalterlichen katholischen Landkirche, wie sie sich am zahlreichsten in reformierten Gebieten erhalten haben.
Eine erste Kirche vermuten Historiker um 1100. Entsprechende Fundamente wurden 1958 freigelegt. Mauerreste von beachtlicher Dicke deuten auch auf einen an die Kirche angebauten Wehr- und Fluchtturm hin. Um 1300 entstand das heutige Kirchenschiff, 1452 der hochgotische Chor und kurz darauf das Sakraments-Schränklein, welches den Bildersturm der Reformation glücklicherweise überstand. Der Taufstein stammt wahrscheinlich ebenfalls aus dieser Zeit. Der mächtige Kirchturm aus Tuffstein datiert von 1512 und die vier Fensterscheiben rechts oben im Chor von 1516. Diese zeigen den Heiligen Vinzenz, als Schutzpatron Berns, die Berner und Freiburger Wappen sowie das Komturwappen von Fridingen. Die Kirche war dem Heiligen Johannes geweiht. Zwischen 1657 und 1668 erhielt sie die gewölbte Schiffdecke, die Kanzel und die Portlaube. 1778 wurde erstmals eine Orgel eingebaut, deren Prospekt immer noch im Original vorhanden ist. Sehenswert sind auch die Fenster aus dem 20. Jahrhundert. 1958 wurde die Kirche um drei Meter nach Westen verlängert und 1995 im Innern renoviert.
1226 schenkte der deutsche Kaiser die Komturei Köniz, zu der auch die Kirche Neuenegg gehörte, dem Deutschritterorden. Diese blieb aber bis zur Reformation seelsorgerisch unter der Oberaufsicht des Bistums Lausanne. Den Deutschrittern als Bauherren ist der aussergewöhnlich schöne Chor zu verdanken. Zur Kirche Neuenegg gehörten bis zur Reformation auch das Städtchen Laupen und der linksufrige Talgrund von Flamatt. Nach der Reformation fielen die Kirchenrechte an die Stadt Bern.