Köniz ist nicht Bern

Köniz ist nicht Bern

Wie im Ersten, so im Zweiten. Der GLP-Kandidat Thomas Marti gewinnt auch den zweiten Wahlgang. Mit 57,2 % der Stimmen setzt er sich gegen Géraldine Mercedes Boesch (SP) durch. Damit bleibt das Kräfteverhältnis im Gemeinderat von Köniz äusserst ausgewogen.

Ist es nun die Zauberformel oder ein Ammenmärchen? Fakt ist, in Köniz haben SVP, FDP, die Mitte-Fraktion mit EVP, GLP die Mitte, die SP und die Grünen je einen Sitz. Hätte Géraldine Mercedes Boesch die Wahlen für sich entschieden, wäre das Kräfteverhältnis nach links gerutscht. Hätte, wäre und Co. sind aber Konjunktive und das Volk schafft mit den Wahlen schliesslich die Fakten.

GLP verteidigt den Sitz

Wenngleich die Wahlbeteiligung mit 28,3 % relativ gering ausfiel, so war das Resultat doch klar. 4432 Stimmen gingen an den GLP-Kandidaten Thomas Marti, 3317 an die SP-Frau Géraldine Mercedes Boesch. «Beim ersten Wahlgang war ich schon überrascht über das Resultat. Nun freut es mich natürlich um so mehr, dass es geklappt hat», sagt Thomas Marti kurz nach der Wahl. So bleibt alles beim Alten und die GLP behält ihren Sitz. «Und damit bin ich sehr zufrieden, ich habe immer daran geglaubt», sagt der abtretende Gemeinderat Thomas Brönnimann (GLP). Vielleicht sogar etwas erleichtert? Sein vorzeitiger Rücktritt liess den Sitz der GLP gefühlt ein wenig Wanken. «Ich wusste, dass mein Rücktritt die Wahl erschwert, aber ich habe an unsere Chancen geglaubt und nun finde ich, dass das Resultat sehr deutlich ist», meint er. Sein Nachfolger sagt zur Verteidigung des GLP-Sitzes: «Ein ausgeglichener Gemeinderat ist wichtig, so kann eine Mehrheit der Bevölkerung in der Exekutive abgebildet werden.»

Enttäuschung Ja, Trauer Nein

Im Lager der stärksten Partei in Köniz, der SP, war die Stimmung auch nach der Bekanntgabe des Resultats gefasst. «Ja, ich bin enttäuscht; klar. Aber gleichzeitig haben mir viele Menschen ihre Stimme gegeben; ich hatte die ganze Zeit über helfende Hände und mitdenkende Köpfe an meiner Seite, und dafür bin ich dankbar», sagt eine nach wie vor gut gelaunte Géraldine Mercedes Boesch und ergänzt: «Doch zuerst möchte ich Thomas Marti zur Wahl herzlich gratulieren.» Sie kann das Resultat auch deshalb gut annehmen, weil ihre politische Karriere erst noch am Anfang steht und man vermutlich noch viel von ihr hören und lesen wird. Mit einem Schmunzeln sagt sie denn auch: «Als Co-Fraktionspräsidentin der SP kann ich nun im Parlament weiterhin dem Gemeinderat auf die Finger schauen.» Ihre Präsidentenkollegin Isabelle Steiner (SP) bleibt ebenfalls gefasst: «Die Wahlbeteiligung war relativ tief und wir wussten, es wird zu einer Frage der Mobilisierung. Die Herbstferien haben da vielleicht auch nicht gerade geholfen. Aber beide hatten ja dieselbe Ausgangslage.» Und dann folgt der Blick ins nächste Jahr und damit verbunden die Zuversicht: «In einem Jahr sind Gesamterneu-
erungswahlen. Die SP wird dann sicherlich wieder eine volle Liste mit geeigneten Personen für den Gemeinderat bringen.» Gut möglich, dass da Géraldine Mercedes Boesch mit von der Partie ist.

Nach der Wahl ist vor der Wahl

Und damit landet diese Ersatzwahl direkt im nächsten Wahlkampf. Muss also Thomas Marti (GLP) in einem Jahr bereits wieder um seinen Sitz fürchten? «Heute sind Prognosen schwer zu stellen. Aber das deutliche Resultat darf als gutes Zeichen gedeutet werden», meint Casimir von Arx (GLP). Und der Stratege präzisiert: «Das Wahlresultat lässt den Schluss zu, dass die Bevölkerung keine rot-grüne Mehrheit in der Exekutive wünscht.» Stattdessen die vielzitierte Zauberformel also, wonach getreu Thomas Marti ein möglichst gutes Abbild der Bevölkerung wiedergegeben wird. Und dies wird sicherlich erneut zu einem wichtigen Wahlthema werden, ganz gleich ob das Wahlsystem nun bleibt oder angepasst wird, wie es vom Parlament eigentlich beschlossen ist. 

Doch an diesem schönen Herbstsonntag dürfen die Wahlen 2025 noch kein allzugrosses Thema werden. Vorerst soll sich Thomas Marti im Kreise der helfenden Parteien SVP, FDP, EVP, die Mitte und natürlich der GLP sowie seiner Familie über den Erfolg freuen dürfen. Denn schon bald wird ein prallgefüllter Alltag ihm ein herausforderndes Jahr bescheren. Wenngleich es noch nicht sicher ist, welche Direktion er übernehmen wird, so darf doch spekuliert werden, dass in der Direktion für Sicherheit und Liegenschaften der Vorname gleichbleibt. Gleich bleibt auch, dass jede Fraktion in der Regierung vertreten ist. Und die Moral lautet: Köniz ist nicht Bern.

 

Resulatet Zweiter Wahlgang, Ersatzwahl Gemeinderat vom
20. Oktober

Anzahl Stimmberechtigte: 27690

Eingelegte Wahlzettel: 7839

Gültige Wahlzettel: 7749

Wahlbeteiligung: 28,3 %

Thomas Marti: 4432 (57,2 %)

Géraldine Mercedes Boesch: 3317 (42,8 %)

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