«Kreativität kennt keine Öffnungszeiten»

«Kreativität kennt keine Öffnungszeiten»

Die Jugendarbeit hat zusammen mit einer Gruppe Jugendlicher ein semiprofessionelles «Creativ-Studio» geschaffen, in welchem Nachwuchskünstlerinnen und -künstler rund um die Uhr kostenlos Musik aufnehmen oder Videos schneiden können. Weitere Benutzer sind herzlich willkommen.

Die Idee für ein Studio kam von Yannik Zechner aus der Jugendgruppe. Der Informatiklehrling ist heute 17 Jahre alt und macht selbst Musik: «An der ersten Sitzung mit dem neuen Jugendarbeiter habe ich die Idee eingebracht und einige Monate später haben wir mit dem Bau begonnen.» Philip Stanovic, der Leiter des «Rümli», erinnert sich ebenfalls: «Ich hatte vor etwa drei Jahren gerade die Stelle angetreten, es war Pandemie-Zeit und die Idee hat mir gefallen, denn wir wollen die Musik und den Umgang mit digitalen Medien fördern.» Er meint aber auch: «Es ist wichtig, dass man nicht alles einfach kauft und hinstellt. Das gemeinsame Erschaffen fördert die Identifikation der Jugendlichen mit dem Raum.» Der Jugendarbeiter weiss: «Die Planung eines Projektes mit Finanzbedarf ist mit Jugendlichen immer schwierig – sie wollen natürlich sofort beginnen und umsetzen. Das Geld muss aber zuerst eingefordert werden. Die Jugendlichen während dieser Phase bei der Stange zu halten, ist eine heikle Aufgabe. Die Entscheidungsprozesse in der Politik sind wichtig, aber die Uhren der Jugendlichen ticken schneller.» Stanovic erarbeitete einen Projektvorschlag, der schliesslich angenommen wurde. Kostenpunkt: Rund 10’000 Franken, jeweils hälftig übernommen vom Kanton und der Gemeinde.

Alle helfen mit

Die Suche nach einem geeigneten Raum war laut Stanovic sehr anstrengend: «Jemand erzählte dann vom Luftschutzkeller unterhalb des Treffs. Der Ort ist perfekt gelegen, lässt keinen Schall nach aussen und kann deshalb rund um die Uhr genutzt werden. Wir fragten die Gemeinde an, sassen mit dessen Rat, dem Schreiber und dem Sicherheitsbeauftragten zusammen. Alle waren sehr hilfsbereit, sogar der Bauverwalter legte Hand an. Er kannte eine lokale Schreinerei, bei der wir mit den Jugendlichen die Innenausstattung bauen konnten.» Alle konnten ihr Know-how einbringen. Zechner organisierte einen PC-Baukurs, andere waren eher handwerklich engagiert. Nach ziemlich genau einem Jahr war das Studio fertig eingerichtet. Zechner gibt zu: «Ich hätte gedacht, dass es schneller geht.» Er managt die Homepage des Studios, hält den Computer in Schuss und führt Neueinsteiger zusammen mit dem Jugendarbeiter in die Technik ein. «Mir ist wichtig zu wissen, wer den Raum nutzt und wofür», sagt Stanovic. «Zulauf ist mir wichtig, aber noch wichtiger ist mir die Nachhaltigkeit.» Manchmal erhalte er an einem Wochenende einen Telefonanruf, weil etwas nicht funktioniert. Ansonsten organisiert sich die Gruppe autonom. Damit nicht mehrere Parteien gleichzeitig anwesend sind, tragen sie sich in einen gemeinsamen Kalender ein und sind durch einen Chat in Kontakt.

Nutzung auf Vertrauensbasis

Die Ausstattung im Studio bezeichnet Stanovic als «semi-professionell». Die Beleuchtung ist angenehm gedimmt, die Wände sind mit LED-Lichtern versehen und selbst geschreinerte Absorber-Panels dämpfen den Schall. Im Raum stehen ein Schlagzeug, eine Gitarre, ein Bass und die Aufnahmetechnik mit einem Computer, Mikrofonen, einem Midi-Keyboard, einer Klaviatur und Studio-Monitoren. Für die Aufnahmen stehen diverse Programme bereit: Cubase, Fruity Loops Studio, Ableton. Genutzt wird die Technik nicht nur für Musikaufnahmen: «Wer vor Ort ist, kann auch Videos schneiden und wir bieten ein Stop-Motion-Projekt an. Deshalb nennen wir es nicht Musik-Studio, sondern Creativ-Studio», erklärt Stanovic. Die Nutzung des Materials basiere auf Vertrauen, was sich bisher gut bewährt habe: «Nach der Einführung hat jeder unbegrenzten Zutritt zum Raum. Das ist wichtig, denn Kreativität kennt keine Öffnungszeiten.»  «Ich bin etwa alle zwei Wochen hier», erzählt Zechner, «manchmal kürzer, manchmal länger – je nach Ideen und Energie.» Neben ihm nutzt momentan eine Band den Raum und diverse Jugendliche nehmen hier ihre Raps auf oder produzieren ihre Beats. «Zurzeit teilen sich acht oder neun Parteien den Raum», präzisiert Stanovic. «Wir haben noch Platz für weitere kreative Köpfe und sind offen für Musikvereine, die etwas aufnehmen wollen.» Interessierte können über die Homepage Kontakt aufnehmen.

INFO:

www.creativstudio.eu.org

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
««Kreativität kennt keine Öffnungszeiten»»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2