Kultgegenstand Velo

Kultgegenstand Velo

Für die neue Wechselausstellung «Zwischen den Speichen lesen» verwandelt sich das Sensler Museum in eine Schatzkammer an Wissenswertem, Kuriosem, Eindrücklichem und Begeisterndem rund um das alltägliche Fahrrad.

Egal ob als Velo, Fahrrad, Drahtesel, Göppu oder Bike: Das beliebte Zweirad ist aus dem Alltag kaum wegzudenken und ist als tägliches Transportmittel seit über einem Jahrhundert etabliert. Doch das Velo ist mittlerweile nicht mehr nur Alltags-, sondern auch Kultgegenstand. Wieso? Es ist mehr als die Summe seiner Teile. Lenker, Sattel, Pedale, Kette oder Räder machen ein Rad zwar funktionstüchtig. Doch an jedem einzelnen Fahrrad hängen persönliche Erinnerungen, kurzweilige Anekdoten oder leidenschaftliche Begeisterung. Davon zumindest ist Gaëtan Favre überzeugt. Als neuer Kurator beim Sensler Museum und Verantwortlicher für die Wechselausstellung «Zwischen den Speichen lesen» setzte er sich in den letzten Monaten intensiv mit dem Ausstellungsgegenstand auseinander. Er sei vom Thema richtiggehend gepackt worden und begeistert von den spannenden Menschen, denen er während der Recherche begegnet sei. Allerdings sei rasch klar geworden: Dem Velo in seiner Vielfalt gerecht zu werden wird eine Herausforderung. «Nur mit Recherche konnten wir die ganze Breite des Kulturguts Velo nicht abdecken», erklärt Favre.

Mitgestalten erlaubt

Zusammen mit einer fünfköpfigen, interdisziplinären Fokusgruppe und der Unterstützung von Trudy Schneuwly – «Ausstellen ist Teamsport» – nahm Favre die Herausforderung dennoch an und geht mit «Zwischen den Speichen lesen» neue Wege. «Das Velo ist etwas, das man anfasst und womit man etwas macht», beschreibt der junge Kurator den Gedanken hinter der Ausstellung. «Das haben wir auch in unsere Ausstellung aufgenommen.» Anfassen und mitgestalten ist ausdrücklich erlaubt, auch gibt es ganz bewusst noch Leerstellen und Raum für Anekdoten und Zusendungen von velobegeisterten Menschen. So darf sich die Ausstellung auch weiterentwickeln und verändern. «Wenn man eine dynamische Ausstellung baut, wünscht man sich, dass es am Schluss anders aussieht als am Anfang», lacht er. «Ziel ist, dass die Ausstellung einen Mehrwert bietet, wenn man mehr als einmal vorbeikommt.»

Persönliche Geschichten

Damit scheint das Sensler Museum einen Nerv zu treffen, der Rücklauf an Material, Ideen und Geschichten war bereits vor der Vernissage gross. Genau dieser Austausch mit der Bevölkerung mache die Arbeit im Museum auch so vielseitig: «Diese persönlichen Geschichten sind für uns als Regionalmuseum sehr spannend», betont der neue Kurator. Schliesslich gehe es um alle Menschen, die in der Region begeistert sind vom Velo. Die Begeisterung in der Region muss tatsächlich weitverbreitet sein: Unzählige Trouvaillen, die im Sensegebiet in Kellern und Estrichen ausgegraben und zur Verfügung gestellt wurden, fanden ihren Weg nach Tafers. Auf drei Etagen warten die Exponate liebevoll und leicht zugänglich aufbereitet auf neugierige Besucherinnen und Besucher. Es lässt sich etwa eintauchen in Grossanlässe wie die Tour de Suisse, welche mehrmals durch die Senseregion führte und auch dieses Jahr wieder zu Gast sein wird. Oder man kann der Geschichte des GP Ferdy Kübler nachgehen, der jährlich auf dem Gurnigel stattfand und zu einem wahren Jahreshöhepunkt für velobegeisterte Senslerinnen und Sensler wurde. Wen der Rennsport weniger interessiert, kann sich mit den technischen Details eines Velos vertraut machen, historische Exponate bewundern, sich an einem Velopuzzle als Mechaniker oder Mechanikerin versuchen oder die Vielfalt des Velos als Transportmittel, Freizeitgerät oder Lebensmittelpunkt kennen lernen.

Kulturgut Velo

Wie viele Facetten das Velo bietet, zeigt sich auch in den bewusst kreativen Präsentationsformen. Gaëtan Favre erklärt: «Wenn ich partizipativ arbeiten will, muss ich zeigen, dass es auch verschiedene Formen der Präsentation gibt. Das Schöne an zeitgenössischer Geschichte ist, dass man in sehr vielfältiger Form darstellen kann.» Das gilt auch für die Besonderheiten aus der Region. Audiobeiträge sind auf Deutsch, Senslerdialekt, Französisch oder Berndeutsch zu finden. Ganz so, wie die Menschen, denen man auf einer Radtour durch den Bezirk begegnet, eben auch erzählen. Es gibt im Sensler Museum bis Ende Juli demnach viel zu sehen, lesen, hören, anzufassen, auszuprobieren, mitzugestalten, mitzufahren und zu entdecken. Mit zahlreichen speziellen Veranstaltungen, von einer geführten Velotour bis zum Kabarettabend, können Interessierte ganz nach Lust und Laune in die Welt des Fahrrads eintauchen und sich davon überzeugen, dass das Velo, der Drahtesel, das Zweirad oder der Göppu eben tatsächlich nicht nur Alltagsgegenstand ist. Sondern Kulturgut.

 

INFO:

«Zwischen den Speichen lesen»

Noch bis am 30. Juli

www.senslermuseum.ch

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