Im Kanton Bern übernahm der Bauernverband die Federführung und lud die besten 30 Lehrlinge im Bereich Landwirt/in EFZ zu einem Informationsgespräch ein. Diese Auswahl setzte sich aus den Besten nach der praktischen Prüfung im zweiten Lehrjahr und anhand der Schulleistungen zusammen. «Ich hatte sofort Interesse, daran teilzunehmen. Vor vier Jahren war schon mein Bruder Daniel an den ‹SwissSkills› am Start. Dann wollte ich natürlich auch», lacht Michael Gilgen. Bei den Vorausscheidungen waren noch 20 Landwirte dabei, von denen sieben (plus zwei zur Reserve) nominiert wurden, die den Kanton bei den «SwissSkills» vertreten werden. «Ich bin stolz, zu den Besten meines Berufes zu gehören. Und es ist eine grosse Chance, unsere Branche nach aussen zu präsentieren. Es sind 40’000 Schüler angemeldet, da ist es wichtig, dass auch die Landwirtschaft vertreten ist», erklärt der 20-Jährige.
Ausbildungsjahre
Die Ausbildung eines Landwirtes ist spannend. Im Gegensatz zu anderen Berufen bleiben die Lehrlinge nicht drei Jahre im gleichen Betrieb, sondern sind in jedem Lehrjahr in einem anderen. «Das ist eine Riesenchance. Man lernt drei Betriebe kennen, die zwar im Grunde die gleiche Arbeit verrichten, aber jeder hat sein eigenes System, jeder Chef seine eigenen Ansichten…», sagt der Oberwangener. Er selbst verbrachte seine Lehrjahre in Gasel in einem Milchwirtschaftsbetrieb, in einem Betrieb mit grossem Ackerbau im Waadtland, der Greyerzer herstellt, und in Alchenstorf bei Burgdorf. «Ich konnte in den drei Jahren viel mitnehmen. Im Waadtland nutzte ich die Chance, französisch zu lernen. Der Besitzer des Hofes in Alchenstorf war unter anderem Nationalrat. Das war für mich auch interessant zu sehen, was man sonst noch so neben dem Führen eines Betriebes machen kann», meinte Michael Gilgen. Neben seinem Beruf bleibt ihm nicht viel Zeit, aber im Sommer geht er gerne Sportklettern und im Winter Skifahren. Seit letztem Jahr ist er, wie sein Vater, Mitglied der Feuerwehr. Früher hat er sich überlegt Berufs-Feuerwehrmann zu werden oder auch Tierarzt, doch die Leidenschaft für die Landwirtschaft siegte am Ende. Mit wie viel Herz er bei der Sache ist, sieht man beim Umgang mit den Kühen. Jede von ihnen hat eine Nummer (das Verteilen des Kraftfutters und das Erfassen der Milchmenge läuft über einen Transponder, den jede Kuh hat), doch natürlich auch einen Namen. «Wir reden von unseren Tieren nur mit Namen. Ich kenne jede der 50, das muss auch so sein. Es ist wichtig zu wissen, wenn es einer nicht gut geht, sie brünstig ist usw. Jede von ihnen hat einen eigenen Charakter, manche sind zutraulicher, andere weniger. Aber alle sind intelligent. Eine Kuh vergisst zum Beispiel nie, ob jemand sie schlecht behandelt hat, und auch Abläufe begreifen sie schnell», erzählt der Landwirt.
Zukunftspläne
Bis Januar ist Michael Gilgen noch im heimischen Betrieb angestellt, danach muss er in die Rekrutenschule. Sein Bruder weilt im Moment in Kanada und arbeitet dort in einem Betrieb, davor war er schon in Neuseeland. Davon träumt Michael auch: «Ich möchte auf jeden Fall eine Weile ins Ausland zum Arbeiten, davon profitiert man sein Leben lang. Es ist alles viel grösser und sehr eindrücklich. Daniel und ich möchten uns noch weiterbilden und die Fachhochschule zum Agrotechniker machen. Später ist der Plan, dass wir gemeinsam den elterlichen Hof übernehmen und führen.» Aber erstmal konzentriert er sich nun auf die «Swiss Skills» in Bern und versucht dort den Titel zu holen und den Zuschauern, die Leidenschaft für seinen Beruf zu vermitteln.


